Was uns die Steinzeit über Geschlechter lehrt

Nicht-binäre Personen in der Steinzeit erforscht

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von | 27. Juni, 2023

Forschende haben anhand von Grabbeigaben aus der Steinzeit festgestellt, dass schon damals nicht-binäre Menschen gelebt haben.

Begegnen wir Menschen in der Öffentlichkeit, passiert es oft automatisch und unterbewusst, dass wir sie aufgrund ihrer körperlichen Erscheinung als Mann oder Frau kategorisieren. Doch woran wird ein Geschlecht eigentlich festgemacht? Und gibt es noch mehr als Mann und Frau?

Die binäre Geschlechterordnung kennt nur diese zwei Geschlechter. Allerdings werden auch immer mehr Stimmen laut, die sich nicht in dieser binären Einordnung wiederfinden – die sich also nicht ausschließlich als männlich oder weiblich identifizieren. Aktuelle Untersuchungen zeigen: Das ist kein neues Phänomen. Schon in der frühesten Epoche der Menschheitsgeschichte gab es nicht-binäre Menschen.

Geschlechterrollen in der Steinzeit

Besonders in prähistorischen Gesellschaften vermuten wir oft traditionell geprägte Geschlechterrollen. In der Regel geht das auf den Gedanken der Jäger und Sammlerinnen zurück. Doch in den letzten Jahren zeigten Ausgrabungen deutlich: Auch Frauen gingen auf die Jagd. Das Bild in unseren Köpfen von den Beeren und Pflanzen sammelnden Frauen und den jagenden Männern stimmt also überhaupt nicht. Forschende gehen sogar davon aus, dass in den USA 30 bis 50 Prozent der Großwildjäger:innen weiblich waren. 

Die Gesellschaft durch Grabbeigaben verstehen

Archäolog:innen können heute mit Hilfe von hochmodernen wissenschaftlichen Methoden einiges über unsere Vorfahr:innen erfahren, die vor tausenden von Jahren gelebt haben. Anhand der sterblichen Überreste erkennen die Forschenden das biologische Geschlecht der verstorbenen Personen. Rückschlüsse auf das soziale Geschlecht, also die Geschlechterrolle in der Gesellschaft, sind eine größere Herausforderung. Immerhin geben Knochen keinen Hinweis darauf, ob eine biologische Frau auch tatsächlich in der Gesellschaft als Frau gelebt hat. Allerdings lassen sich bestimmte geschlechtsspezifische Muster in den Grabbeigaben erkennen. So wurden Männer beispielsweise meist mit Waffen und Frauen mit Schmuck beerdigt. 

Forschung zu nicht-binären Menschen

Ein Studienteam der Georg-August-Universität in Göttingen untersuchte die Daten von mehr als 1.000 Personen, die in der Bronze- und Jungsteinzeit gelebt und in Deutschland, Italien und Österreich begraben wurden. Bei 30 Prozent der Untersuchten konnte die Forschungsgruppe sowohl das biologische als auch das soziale Geschlecht bestimmen. Der Vergleich zeigte: Etwa zehn Prozent der Fälle fielen nicht in die binäre Geschlechterordnung. „Die Zahlen sagen uns, dass wir nicht-binäre Personen historisch gesehen nicht als Ausnahmen von einer Regel betrachten können“, sagt Dr. Eleonore Pape aus dem Göttinger Forschungsteam.

Die Archäolog:innen reflektieren ihre Erkenntnisse dennoch kritisch. So gestehen sie ein, dass ihr Fazit nur eine der möglichen Interpretationen ihrer Forschung sei. Außerdem seien die üblichen Methoden durchaus fehleranfällig. “Wir müssen auch den Bestätigungsfehler berücksichtigen: Wir Menschen neigen dazu, das zu finden, was wir finden wollen”, sagt Dr. Nicola Ialongo vom Seminar für Ur- und Frühgeschichte der Universität Göttingen.

Beitragsbild: Unsplash | Martijn Vonk

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    Rahel Pfeffinger

    Rahel ist Redakteurin beim Good News Magazin und studiert Gender Studies im Master. In ihrer Freizeit findet sie Entspannung in der Natur, der analogen Fotografie und beim Töpfern. Ihr Tipp für einen gute Laune-Boost: Mindestens eine Good News am Tag lesen.

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