Ein Start-Up sorgt dafür, dass Verpackungen von Pflegeprodukten nun mittels Pfandsystem in den Stoffkreislauf zurückgeführt werden können.
Zu leeren Mate- und Bierflaschen können sich schon bald leere Shampoo-Flaschen, Creme- und Zahnpastatuben gesellen, um wieder in den Stoffkreislauf zurückgeführt werden. Das zumindest ist die Idee des 2021 gegründeten Start-Ups Circleback aus Berlin. Die Mission, durch ein Pfandsystem einen geschlossenen Kreislauf für Kunststoffverpackungen aufzubauen und Hersteller:innen damit Zugang zu hochwertigem recyceltem Kunststoff aus ihren eigenen Verpackungen zu verschaffen, fand nun in Berlin den Anfang der Umsetzung.
Der erste Pfandautomat für Kosmetik- und Pflegeprodukte
Bei EDEKA Moch am Berliner Alexanderplatz positionierte Circleback Deutschlands ersten Pfandautomat für Plastikverpackungen von Kosmetik- und Körperpflegeprodukten. Die darin gesammelten Verpackungen werden dann zu Rezyklat verarbeitet – das Plastik also so wiederaufbereitet bzw. recycelt, dass es für die Herstellung neuer Verpackungen verwendet werden kann.
Der Bedarf an hochwertigen Rezyklaten ist schon seit Jahren enorm. Denn obwohl durch den Gelben Sack bereits Kunststoff gesammelt wird, wird nach Angaben der Heinrich-Böll Stiftung nur acht Prozent dessen Inhalt zu neuen, gleichwertigen Verpackungen recycelt. Ein großer Bestandteil sei demnach zu verunreinigt, um direkt wiederverwendet zu werden. Da eine Reinigung oftmals zu aufwändig sei, wird der hochwertige Kunststoff häufig verbrannt.
Ein wertvoller Rohstoff
Den Status Quo will das junge Unternehmen ändern, sieht das Team von Circleback doch in den meist achtlos weggeworfenen Verpackungen einen wertvollen Rohstoff, der bislang zu wenig genutzt wird: „Wir wollen allen Verbraucher:innen die Möglichkeit geben, mit ihrem Handeln echte Kreislaufwirtschaft zu unterstützen”, so Unternehmensmitgründer Brett Dickey.
Das Ziel: eine Recyclingquote von 90 Prozent. Dafür orientiert sich Circleback an den Strukturen des staatlichen Pfandsystems für Getränkeflaschen, das diese Quote bereits erreicht. Partnermarken wie Catrice, Dr.Bronners´s, i+m und Kneipp zahlen eine Gebühr an Circleback und erhalten im Gegenzug ihr eigenes Plastik zurück.
Die Verbrauchenden profitieren wie beim Getränke-Pfandsystem von bis zu 20 Cent pro Kunststoffverpackung, die über die Circleback-App gutgeschrieben werden. Somit werden auch Verbraucher:innen erreicht, die eher konventionell einkaufen und nicht Anbieter wie zerooo oder Unverpackt-Läden nutzen. In Zukunft soll es bei Circleback auch andere Arten der Vergütung durch die teilnehmenden Marken geben.
Müll in Panama gab den Anstoß
Aufgewachsen in Kalifornien verbrachte Gründer Brett Dickey viel Zeit in der Natur und bekam durch seinen Großvater früh die Bedeutung von Abfallreduzierung und Recycling vermittelt. Er engagierte sich in verschiedenen Umweltschutzprojekten und nahm an Müll-Sammelaktionen und Co. teil, war dabei allerdings häufig enttäuscht über das kurze Positiv-Ergebnis seiner Bemühungen. Die Idee für Circleback kam dem gebürtigen US-Amerikaner in Panama, wo er schockiert über die Unmengen an Plastikmüll am Strand war.
Als er 2020 nach Berlin zog, sah er die Chance, die Idee zu verwirklichen: „Deutschland gilt im Ausland als Recycling-Champion. Als ich dann hier war, konnte ich mich nicht damit abfinden, dass es kein Kreislaufsystem für Verpackungsplastik gibt – zumal, da das Pfandsystem für Flaschen ja sehr gut funktioniert.“ Der Company Builder BEAM unterstützte von der ersten Phase bis hin zur offiziellen Gründung des Unternehmens. Dort traf er auch seinen Mitgründer Kimani Michalke. Zusammen entwickelten sie das Konzept von Circleback, das sich schon bald in zahlreichen Märkten etablieren soll.
Beitragsbild: Circleback