Japanischen Forscher:innen ist es mit einer neuen Form der Haartransplantation gelungen, Haare wieder selbstständig nachwachsen zu lassen.
Rizinusöl, Rosmarinwasser oder Eigelb – Mythen für volles Haar gibt es genügend. Ob diese wirklich funktionieren, darüber lässt sich streiten. Japanischen Wissenschaftler:innen ist es nun gelungen, Haarfollikel, also die Strukturen, die das Haar in der Haut verankern, in Kulturen zu züchten. Sie umgeben dabei die Haarwurzeln und sind demnach essentiell wichtig, um Haare wachsen zu lassen. Vor allem Krebspatient:innen und Menschen mit erblich bedingtem Haarausfall könnten davon profitieren.
Haare aus der Petrischale
Die Ergebnisse der Forschenden der staatlichen Universität Yokohama könnten einen großen Durchbruch für die Bekämpfung erblich-bedingten Haarausfalls bedeuten. Das Haarwachstum ist ein hochkomplexer Prozess. Sind Haarfollikel erst einmal abgestorben, können sie nicht mehr zurückgeholt werden. Nun haben sich Wissenschaftler:innen auf das Züchten von Organoiden, den kleinsten Organen des menschlichen Körpers, fokussiert. Mithilfe dieser Nachbauten sollen die Mechanismen der Entwicklung von Haarfollikel besser verstanden werden.
Dabei haben sie herausgefunden, dass diese Haarfollikel-Organoide das Wachstum der Haare um 100 Prozent fördern. Nach bereits 23 Tagen bildeten sich vollständige Haarstoppeln (Haarschäfte), die sich mit zusätzlichen Substanzen sogar in ihrer Farbe verändern lassen konnten. Aber nicht nur das. Die Regeneration der bereits bestehenden Follikel konnte durch die Transplantation der Organoide angeregt werden, was bedeuten würde, dass ab jetzt auf Glatzen wieder Haare sprießen könnten – und zwar ganz ohne herkömmliche Haartransplantation.
Eine neue Welle
Durch das Entnehmen eines kleinen Stückes der Kopfhaut auf der Hinterseite des Kopfes können zwei Arten von Haarfollikeln gesammelt werden. Werden diese “Samen” dann an einem anderen Ort gezüchtet, ist es möglich, sie in haarlose Haut zu implantieren, wo sich dann, mit der Zeit, selbstständig Haarwurzeln bilden.Ein großer Fortschritt ist dabei, dass es für den Haarwuchs nur rund 100 Haare benötigt, was im Vergleich zur konventionellen Transplantation erheblich weniger wäre. Die bisherigen Versuche waren dabei bereits erfolgreich und auch das Risiko dieser neuen Behandlungsmethode ist nicht gefährlicher als die der bereits existierenden Praktiken.
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Ein Lichtblick?
Nicht nur für Personen, die an Haarausfall leiden, könnte diese Methode einen Lichtblick bedeuten. Auch für Krebspatient:innen bildet die neue Technologie die optimale Therapie. Zudem steigert die neue Behandlung mit dem Wirkstoff Silikonöl auch das Haarvolumen, was bei herkömmlichen Haartransplantationen nicht garantiert werden kann.
Ein wenig müssen wir uns aber noch gedulden, denn bis die ersten Transplantationen an Menschen anwendungsreif sind, dauert es nach Angaben der Forschenden noch fünf Jahre.
Abgesehen davon, dass diese Methode vielen Menschen dabei helfen kann, sich wohler zu fühlen, öffnet sie der Forschung neue Türen. So kann sie nicht nur physiologische Prozesse im menschlichen Körper besser erklären, sondern auch bei der Entwicklung neuer Medikamente helfen. Die Wissenschaftler:innen sind guter Dinge, dass mit Hilfe der winzigen Organoide am Ende sogar erblich bedingter Haarausfall behandelt werden kann.
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