Die Pilotphase war so erfolgreich, dass Brüssel das Projekt Museumsbesuche auf Rezept nun noch größer umsetzt: 17 neue medizinische Einrichtungen und neun neue Museen sind beteiligt.
Wer unsere Good News schon eine Weile verfolgt, hat von Brüssels Pilotprojekt wahrscheinlich bereits gelesen: Circa ein Jahr lang konnten die Psycholog:innen und Psychiater:innen im Brugmann-Krankenhaus ihren Patient:innen ein Rezept verschreiben, mit dem sie einen kostenlosen Eintritt in eines von fünf Museen bekamen. Der Gedanke dahinter: Kunst ist mehr, als nur schön anzusehen. Kunst ist heilsam – und das auf verschiedene Weisen.
Eine erfolgreiche Pilotphase
Die Pilotphase endete im März 2023 und war ein voller Erfolg. Sowohl die teilnehmenden Ärzt:innen als auch die Patient:innen berichteten von positiven Erfahrungen. Das Projekt erregte nationale und internationale Aufmerksamkeit und weckte das Interesse weiterer medizinischer und kultureller Einrichtungen. Eine qualitative Analyse der ersten Phase bestätigte den Wunsch, das Projekt fortzusetzen und weiterzuentwickeln.
Ausweitung des Projekts in Brüssel
Dieses Jahr geht das Projekt in eine neue Phase über. Bereits während der Pilotphase haben weitere Museen und medizinische Einrichtungen ihr Interesse an dem Projekt geäußert. Es ist also nicht überraschend, dass das Projekt viele neue Partner-Organisationen gewinnen konnte. Mittlerweile sind 18 medizinische Einrichtungen mit insgesamt 160 verschreibenden Ärzt:innen beteiligt. Zur Erinnerung: In der Pilotphase war allein das Brugmann-Krankenhaus beteiligt. Zusätzlich haben sich neunneue Museen dem Projekt angeschlossen. Die Patient:innen können nun also zwischen 14 unterschiedlichen Museen in Brüssel wählen.
Das Design Museum Brüssel ist eine der neuen kulturellen Einrichtungen. Arnaud Bozzini, der Direktor des Museums, betont die Bedeutung der Teilnahme: „Die Gesundheit zu verbessern, indem man Kunstwerke entdeckt oder sich eine Auszeit im Museum gönnt, ist mittlerweile gängige Praxis. (…) Durch die Teilnahme an diesem Projekt möchte das Design Museum Brüssel Menschen, die physisch oder psychisch verletzt sind, die Möglichkeit bieten, zu uns zu kommen und ihr Wohlbefinden zu verbessern.“
Auswirkungen auf die Gesundheit
Dr. Catherine Hanak ist Leiterin der Psychiatrie am Universitätsklinikum Brugmann. In der Pilotphase konnte sie eine Reihe positiver Auswirkungen bei ihren Patient:innen beobachten. „Als Psychiater:innen behandeln wir Menschen in der Psychotherapie und verschreiben Medikamente. Aber wir haben nur selten die Möglichkeit, Patient:innen zu ermutigen, etwas ganz Konkretes zu tun, das ihren Zustand sofort und spürbar verbessert, ohne dass es zu Nebenwirkungen kommt“, beschreibt die Psychiaterin.
Die Museumsbesuche wirkten integrativ, bekämpften Isolation und Selbststigmatisierung und verbesserten sogar die familiären Beziehungen der Patient:innen, da sie mit ihrem Rezept weitere Personen kostenlos mit in das jeweilige Museum mitnehmen konnten.
Patient:innen berichteten davon, dass sie sich nach dem Museumsbesuch entspannter fühlen, mehr Energie hatten und sich ein Gefühl des Optimismus in ihnen ausgebreitet hatte. Für viele Patient:innen war der Besuch eines Museums ein Moment der Flucht, eine Pause und ein Aufatmen aus dem hektischen Alltag. „Es war sehr interessant. Der Besuch hat mich von meinen Sorgen abgelenkt“, berichtete die 32-jährige Patientin Sophie.
Beitragsbild: Ville de Bruxelles