Der Ex-Fußballer Marcus Urban plant mithilfe einer digitalen Plattform das erste Gruppen-Coming-out des deutschen Fußballs.
Es sind bereits zehn Jahre vergangen, seitdem sich Ex-Fußball-Nationalspieler Thomas Hitzlsperger öffentlich als homosexuell geoutet hat. Allerdings hat sich seit damals wenig an der Sensibilität dieses Themas im Männer-Fußball geändert, da ein Coming-out weiterhin mit Ängsten hinsichtlich der öffentlichen Wahrnehmung verbunden sein kann. Nun möchte Marcus Urban mit seiner Kampagne Sports Free den Betroffenen eine digitale Plattform bieten und somit einen neuen Meilenstein setzen.
Ein Lebensprojekt
Marcus Urban kann sich dabei auf seine Erfahrungen am eigenen Leib berufen. Der ehemalige Jugendnationalspieler entschied sich in seinen frühen Zwanzigern gegen eine Karriere als Profifußballer, da er das Versteckspiel im Fußballgeschäft aufgrund seiner Homosexualität nicht mehr betreiben wollte. Von da an fasste er den Entschluss, aktuellen Fußballprofis einen sicheren und stärkenden Raum schaffen zu wollen, um ihnen Mut und Zuspruch zu geben. Mithilfe der Kampagne Sports Free wollen Urban und seine Mitstreiter dies nun in die Realität umsetzen. Dafür wird eine digitale Plattform kreiert, auf der jeder Athlet sein Coming-out individuell nach seinen Vorstellungen gestalten kann, bevor es als Gruppe der Öffentlichkeit präsentiert wird. Der erste geplante Stichtag ist der 17. Mai 2024, welcher zugleich der internationale Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transfeindlichkeit ist.
Neben der Finanzierung durch Crowdfunding, kann sich das Projekt auch über tatkräftige finanzielle Unterstützung von Seiten des VfB Stuttgart, Union Berlin, Borussia Dortmund, SC Freiburg und des FC St. Pauli erfreuen.
Erfolgreiches Beispiel
Dass ein Coming-out eines aktiven Profifußballers auf Anerkennung und positive Reaktionen der Fans stoßen kann, zeigte im Frühjahr des vergangenen Jahres bereits Jakub Jankto. Nachdem der tschechische Nationalspieler in einer Videobotschaft seine Homosexualität öffentlich gemacht hatte, erhielt er internationalen Zuspruch aus der Fußballwelt und wurde bei seinem ersten darauffolgenden Ligaspiel unter frenetischen Applaus empfangen.
Vorbild Frauenfußball
Als Vorbild könnte vor allen Dingen auch der Frauenfußball gelten, wo ein offener Umgang mit Homosexualität längst Normalität geworden ist. Dafür reicht ein bloßer Blick auf die Zahlen. Während das Outing von Jakub Jankto das erste eines aktiven Profis einer europäischen Top-Liga darstellte, nahmen mindestens 120 offen homosexuelle Spielerinnen allein an der vergangenen Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen in Australien und Neuseeland teil.