Die ukrainische Küche ist Teil von Jewhen Klopotenkos Weg, den Menschen im Land zu einer warmen Mahlzeit in guter Gesellschaft zu verhelfen.
Die ukrainische Küche hat dank eines Kochs in den letzten Wochen vermehrt Aufsehen erregt. Jewhen Klopotenko ist in vielerlei Hinsicht ein bemerkenswerter Mensch. Der ukrainischer Starkoch wurde er vom Restaurant Magazin als eines der 50 größten gastronomischen Talente der Welt ausgezeichnet. Doch das ist nicht der Grund, warum er in den letzten Monaten immer häufiger in den Nachrichten auftauchte. Klopotenko betreibt ein Restaurant in Kiew, in dem er die ukrainische Küche auftischt. Dieses hat seit Beginn des Krieges in der Ukraine nur an zwei Tagen geschlossen. Hier haben im März Angehörige des Militärs gespeist. Jetzt kommen immer mehr Einheimische zurück, auf der Suche nach Normalität. Und die bietet Klopotenko ihnen. Mit wenigen Zutaten kocht er ukrainische Traditionsgerichte.
Klopotenko macht Hoffnung, vor Ort und online
Zusätzlich zu seinem Restaurant 100 Rokiv Tomu Vpered in Kiew hat der Koch in den letzten Monaten noch zwei weitere Bistros im Westen des Landes eröffnet. Bezahlen muss jedoch nur, wer genug Geld besitzt. „Meine Gerichte beschwören eine Zeit herauf, in der sie [die Menschen] keine Angst vor dem Krieg haben mussten“, sagt er in einem Interview mit dem Iconist.
In den sozialen Medien teilt er zudem Rezepte, die einfach nachzukochen sind. Diese sind an die ukrainische Küche angelehnt. Da einige klassische Zutaten immer mal wieder ausgehen, gibt er den Menschen Tipps, wie sie unter anderem Brot ohne Mehl im Schutzbunker backen können. Andere Personen des öffentlichen Lebens sind seinem Beispiel gefolgt. Alissa Timoshkina und Olia Hercules, zwei Food-Bloggerinnen, konnten so unter dem Hashtag #CookForUkraine 50.000€ Spenden für ukrainische Flüchtlinge sammeln.
Die ukrainische Küche, neu interpretiert
Im Gegensatz zu anderen Ländern, in denen Ernährung fester Bestandteil der Kultur ist, geriet die ukrainische Küche über die Zeit in Vergessenheit. Deshalb begab sich der Starkoch zu Beginn seiner kulinarischen Reise auf den Weg durch sein Heimatland. Dort suchte er nach den Geheimnissen der ukrainischen Cuisine. In Dörfern, im Gespräch mit Einheimischen und beim Durchstöbern historischer Dokumente erschuf er seine heutige Tageskarte. Dabei ergänzt er traditionelle Rezepte mit seiner eigenen Interpretation.
Der ukrainische Borschtsch wurde in diesem Jahr sogar von der Unesco zum immateriellen Kulturerbe erklärt. Daher kommt auch der bekannte Satz Klopotenko’s berühmter Satz „Make Borschtsch, not war“. Borschtsch ist eine Suppe auf Basis roter Rüben. Sie ist ein fester Bestandteil der ukrainischen Küche. Mittlerweile gibt es hunderte verschiedene Rezepte, die häufig von Generation zu Generation weitergegeben werden.
Klopotenko zeigt mit seinen Taten, dass es häufig nicht viel benötigt, um auch in einer Krise Gutes zu tun. Neben ihm bemühen sich viele Menschen jeden Tag, mit einfachen Mitteln Mitmenschen unter die Arme zu greifen. Gemeinsam mit anderen Ukrainer:innen gibt der Koch der Bevölkerung das Gefühl von Alltag und Zusammenhalt und macht diese Welt so ein bisschen besser.
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