Von Lerchen und Eulen

Klinik gestaltet Schichtplan nach Biorhythmus der Mitarbeitenden

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von | 8. Oktober, 2022

Eine Klinik plant ihren Personaleinsatz anhand des Biorhythmus der Belegschaft. Den Erfolg dieses Vorgehens konnten sie in einer Studie nachweisen.

Die Klinik Wartenberg fördert die Gesundheit ihrer Angestellten auf einzigartige Art und Weise: Die Einsatzplanung erfolgt anhand des Biorhythmus der Mitarbeitenden, um die Arbeitszufriedenheit zu steigern und die Gesundheit zu verbessern. Innerhalb ihres Projekts „Chronobiologie” wurde eine Studie durchgeführt, die die positiven Auswirkungen einer solchen Personalplanung aufzeigt. Seit August 2020 werden die Erkenntnisse in der Klinik deshalb nun dauerhaft umgesetzt.

Chronobiologie

Die (Human-)Chronobiologie untersucht den natürlichen Biorhythmus eines Menschen, seine genetisch bedingte innere Uhr. Diese kann sich von Mensch zu Mensch unterscheiden, wodurch Unterschiede in der Leistungsfähigkeit zu verschiedenen Tageszeiten entstehen. Doch nicht nur das: Wer zu stark gegen seine innere Uhr lebt, schadet sich auf Dauer selbst. Schlafstörungen können die Folge sein, die wiederum weitere Erkrankungen auslösen können. So auch in Wartenberg. „Bei internen Erhebungen waren Schlafstörungen und deren psychosomatische und körperliche Auswirkungen wie Abgespanntheit, Müdigkeit und Mattheit immer häufiger ein Thema”, heißt es auf der Website der Klinik

Um dem entgegenzuwirken, wurde 2019 das Projekt Chronobiologie inklusive Studie ins Leben gerufen. Die Mitarbeitenden waren eingeladen, ihren sogenannten Chronotyp anhand eines Fragebogens und einer Blutuntersuchung ermitteln zu lassen. Ob die Informationen an die Klinik weitergegeben und die Arbeitszeit daran angepasst werden sollte, war dabei ihnen überlassen. Gleichzeitig fanden Aktionstage und Infoveranstaltungen rund um das Thema Chronobiologie und Biorhythmus statt.

Welcher Schlaftyp bin ich?

Auch wenn der Begriff der Chronobiologie vielen vermutlich fremd ist, so sind die verschiedenen Chronotypen doch zumindest unbewusst schon lange Teil unserer Alltagssprache. Wir alle kennen die typischen „Nachteulen”, die spät abends erst so richtig in Hochform kommen, oder bezeichnen uns als „frühen Vogel”. Tatsächlich werden die beiden bekanntesten Chronotypen nach Vögeln benannt: Lerchen und Eulen. 

Lerchen sind archetypisch Frühaufsteher und schon morgens am leistungsfähigsten. Dafür werden sie abends früh müde. Eulen hingegen gehen am liebsten später ins Bett und schlafen dafür länger. Neben diesen beiden gibt es aber noch weitere Chronotypen, wie die Mittagsschläfer und den Nachmittags-Typ, die ihren Tief- bzw. Hochpunkt im Nachmittagsbereich haben. 

Die Typen bestimmen aber nicht nur die Schlafpräferenzen: „Die innere Uhr legt, vereinfacht gesagt, für alle wichtigen Vorgänge im Körper die zeitlichen Abläufe fest. Sie steuert beispielsweise, wann besonders viele Proteine abgebaut oder Hormone ausgeschüttet werden”, schreibt die AOK

Eine Frau im Schwesternkittel sitzt müse auf einer Couch, Biorhythmus
Wer sich zu stark gegen den eigenen Biorhythmus wehrt, wird irgendwann müde. Bild: Pexels / Cedric Fauntleroy

Die extremen Ausprägungen von Lerchen und Eulen sind allerdings selten. Für den Großteil der Menschen wäre es ideal, zwischen 23 und 1 Uhr schlafen zu gehen und zwischen 7 und 9 Uhr aufzuwachen. Doch egal, welcher Typ man ist: Nach dem eigenen Biorhythmus zu leben, ist aufgrund vorgeschriebener Arbeitszeiten meist schwer bis unmöglich. Auch die innere Uhr umzugewöhnen ist aussichtslos. So wachen wir dann vielleicht ohne Wecker auf, fühlen uns aber trotzdem gerädert. Schlafforschende empfehlen daher, dass Arbeitgeber:innen flexiblere Arbeitszeiten möglich machen sollen, um den eigenen Bedürfnissen entgegenkommen zu können. 

Arbeit nach dem Biorhythmus

Seit April 2020 setzt die Wartenberg-Klinik diese Empfehlung um. Zwar sind die Arbeitszeiten an sich nicht flexibel, aber die Dienstpläne wurden an den Biorhythmus der Belegschaft angepasst. Das Projekt ist fester Bestandteil ihres betrieblichen Gesundheitsmanagements, das durch die AOK Bayern und die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege ausgezeichnet wurde. 

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass sich die Orientierung am Biorhythmus gelohnt hat. Hier ein Ausschnitt der bedeutendsten Zahlen: 

  • 42 % weniger Personen leiden unter Schlafstörungen
  • 26 % mehr Personen leiden nicht mehr an Tagesmüdigkeit
  • 25 % weniger Personen litten unter klassischen Krankheiten (Rückenschmerzen, Herz-Kreislauf-Probleme, etc.) 
  • 48 % weniger Personen litten unter drei oder mehr Krankheiten 18 % weniger Personen fühlen sich unwohl
  • 16 % weniger Personen benötigen einen Wecker zum Aufstehen

Die Klinik Wartenberg zeigt damit, welche positiven Auswirkungen flexiblere Arbeitsbedingungen haben können – und das trotz Schichtplan. Ihr Vorbild und die passende wissenschaftliche Studie können eine Inspiration für andere Arbeitgeber:innen sein, sich ebenfalls an neue Arbeitsmodelle heranzuwagen.

Beitragsbild: Pexels / Los Muertos Crew

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    Julia Verstraelen

    Ich liebe schon immer Worte und Sprache und studiere deswegen Online-Redaktion in Köln. Egal ob in Filmen, Gedichten oder Videospielen – gute Geschichten begeistern mich einfach. Umso besser natürlich, wenn die Geschichten auch noch eine schöne Message haben. Aus diesem Grund schreibe ich für das Good News Magazin: um die wirklich guten Stories erzählen zu können!

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