Der US-Staat verpflichtet öffentliche Schulen zu Unterrichtseinheiten über den menschengemachten Klimawandel, um gegen Klimaangst anzugehen.
Um etwas gegen den Klimawandel tun zu können, muss man überhaupt erst einmal darüber wissen. Das ist der Grundgedanke eines neuen Gesetzes, das der US-Staat Connecticut nun auf den Weg brachte. Dieses verpflichtet alle öffentlichen Schulen des Staates ab Juli 2023 dazu, Unterrichtseinheiten über den vom Menschen verursachten Klimawandel in ihren Lehrplan zu integrieren.
Wichtiges Wissen über den Klimawandel
Durch die Unterrichtseinheit sollen die Schüler:innen ein Verständnis dafür entwickeln, wie menschliche Aktivitäten den Klimawandel beeinflussen und welche Auswirkungen das wiederum auf den Planeten hat. Auch Lösungsansätze sollen ihnen an die Hand gegeben werden, um proaktiv dagegen anzugehen. Das erlernte Wissen soll daraufhin in der fünften, achten und elften Klasse getestet werden.
Bereits jetzt lehren 90 Prozent der Schulen in Connecticut über den Klimawandel. Seit 2018 bemüht sich Christine Palm, Staatsvertreterin und stellvertretende Vorsitzende des Umweltausschusses der Generalversammlung von Connecticut, um eine Verabschiedung dieses Gesetzes, das diese Umweltbildung garantieren soll:
“Die Klimawissenschaft ist oft eines der ersten Dinge, das zusammen mit der Kunst gestrichen wird, wenn die Budgets knapp sind. Viele ärmere Gemeinden wurden nicht darüber unterrichtet, und das ist wirklich ein Trauerspiel, weil Schwarze Menschen und Menschen in Städten stärker vom Klimawandel betroffen sind […]. Für mich war es eine Frage der Umweltgerechtigkeit.“
Christine Palm
Klimabildung gemäß wissenschaftlichen Erkenntnissen
Der Gesetzesentwurf erfuhr breite Unterstützung – nicht zuletzt, weil er dafür sorgen soll, die unterschiedliche Qualität der Klimabildung auf ein einheitliches Niveau zu bringen. Demnach soll er den Richtlinien des Next Generation Science Standards folgen, einer Bemühung mehrerer US-Bundesstaaten, neue Bildungsstandards nach internationalen Maßstäben zu schaffen.
Damit soll sich auch die wissenschaftliche Tiefe der Erlernten steigern. Laut einer landesweiten Umfrage unter Naturwissenschaftslehrkräften planen die meisten von ihnen an Middleschool und Highschool momentan nur ein bis zwei Stunden Unterricht zum Thema Klimawandel ein. Zu wenig, findet Palm. Hinzu komme, dass teils noch immer falsche Fakten über den Klimawandel vermittelt werden, die die menschliche Schuld daran infrage stellen.
Maßnahmen gegen die Klimaangst
Eine Ende 2021 veröffentlichte Studie verdeutlicht, wie relevant es ist, Schüler:innen nicht nur aufzuklären, sondern auch konkrete Handlungsempfehlungen zu geben. Demnach gaben von den 10.000 befragten jungen Menschen fast 60 Prozent an, sich wegen des Klimawandels „sehr besorgt“ oder „extrem besorgt“ zu fühlen. Daraus resultieren emotionaler Stress sowie starke Empfindungen wie Wut, Angst und Machtlosigkeit, die sich bei der Hälfte der Befragten auch auf ihr tägliches Leben auswirken.
„Aus unseren früheren Untersuchungen mit Kindern und Jugendlichen auf der ganzen Welt wussten wir, dass sie beunruhigt waren und den Klimawandel fürchterlich fanden. Was wir nicht wussten, war, wie verängstigt sie waren. Uns war nicht klar, wie tief die Gefühle sind. Und uns war nicht klar, wie sich das auf ihr Denken und ihr tägliches Funktionieren auswirkte.”
Mitautorin der Studie, Caroline Hickman, eine Klimapsychologin an der Universität Bath.
Ein pädagogisch wertvoller Klimaunterricht kann ein wirksames Mittel gegen diese Klimaangst sein und zu aktivem Handeln motivieren.
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