Scewo hat einen Rollstuhl entwickelt, der automatisch Treppen steigt. Er soll das Leben vieler Rollstuhlfahrer:innen erleichtern.
2019 nutzten in Deutschland etwa 1,4 Mio. Menschen einen Rollstuhl. Viele von ihnen fühlen sich im Alltag durch Treppen und andere Hindernisse stark eingeschränkt, denn manche Orte werden für sie so nahezu unerreichbar. Die bisher verfügbaren Hilfen, wie beispielsweise Rampen oder Lifte, sind oft nur mit zusätzlicher Unterstützung und vorheriger Planung nutzbar. Das junge Schweizer Unternehmen Scewo will den Alltag von Rollstuhlfahrer:innen erleichtern. Sie haben einen Elektrorollstuhl entwickelt, der unter anderem vollautomatisch Treppen steigt.
Neue Selbstständigkeit durch innovative Technologien
2014 stolpert eine mit Styropor und Karton verkleidete Sackkarre durch eine Züricher Hochschule. Anhand dieses ersten Prototyps stellen die Scewo Gründer ihre Idee für ein treppensteigendes und auf zwei Rädern fahrendes Gerät vor. Heute, fünf Jahre später, sorgt ihr Elektrorollstuhl „Scewo BRO“ für mehr Selbstständigkeit und Spontanität im Leben vieler Rollstuhlfahrer:innen.
Dies schafft er durch neue, innovative Technologien sowie eine Vielzahl an Features. Zwei große, stabile Räder sorgen für die problemlose und zügige Bewältigung verschiedenster Untergründe. Auf Knopfdruck werden die Räder durch Raupen ersetzt, wodurch auch höhere Kanten und Steigungen bis zu 72 Grad überwunden werden können. Dieser Raupenmodus erlaubt es dem Rollstuhl außerdem Treppen hoch- und runterzufahren. Der Clou: all das passiert vollautomatisch. Die steuernde Person schaltet in den Treppenmodus und die Sensoren erledigen den Rest. Sie erkennen Kanten und Stufen und lassen den Rollstuhl sie selbstständig überwinden. Auch der Gleichgewichtsausgleich beim Fahren und Treppensteigen erfolgt automatisch, daher ist zur Bedienung keine Rumpfstabilität notwendig. So können auch Personen mit Querschnittslähmung oder Muskelerkrankungen den Elektrorollstuhl nutzen.
Einzige Voraussetzung ist die kognitive und physische Fähigkeit, einen Elektrorollstuhl mit der Hand oder dem Fuß zu bedienen. Die Bedienung erfolgt entweder über eine App auf dem Smartphone oder über die Steuerkonsole am Rollstuhl. Mit einem Joystick, einem Touchpad und einzelne Knöpfen können die Modi gewechselt oder beispielsweise Licht und Geschwindigkeit angepasst werden.
Ein weiteres Feature ist der eingebaute Sitzlift. So können Fahrer:innen beispielsweise höher gelegene Regale im Supermarkt erreichen oder den Stuhl absenken, um mit ihm an Tischen in Restaurants Platz zu nehmen.
Neben all den technischen Features hat Scewo auch das Design des Rollstuhls bedacht. Seine moderne, cleane Optik wurde schon mehrfach ausgezeichnet. Aber auch für ihr Business wurde Scewo bereits mit Preisen geehrt.
Finanzierung
Vor einem Kauf bietet Scewo die Möglichkeit zu einer Probefahrt. Rollstuhlfahrer:innen sollen so selbst testen können, ob ihnen das elektrische Gefährt zusagt.
Privat kann man den Elektrorollstuhl dann jederzeit bei Scewo kaufen. Er ist aber auch als offizielles Hilfsmittel gelistet (Nummer 18.50.08.0001). Damit ist es möglich ihn von der Krankenkasse finanzieren zu lassen. Scewo bietet zudem Unterstützung bei der Beantragung, beispielsweise durch Guidelines für die Argumentation im Antrag. Sollte trotzdem kein (voller) Anspruch bestehen ist es möglich bei Stiftungen für einen finanziellen Zuschuss anzufragen.
Dieser Artikel und unsere Arbeit sind nur dank Eurer Unterstützung möglich! Schließ jetzt ein Abo ab und werde Teil einer positiven Bewegung.
Beitragsbild: © Scewo