Die Spielzeugindustrie setzt verstärkt auf Vielfalt: Barbie im Rollstuhl, Lottie mit Hörgerät und LEGO Braille Bricks bringen Inklusion ins Kinderzimmer. Diese Innovationen fördern Repräsentation und Verständnis spielerisch.
Seit über sechs Jahrzehnten ist Barbie weit mehr als nur eine Puppe – sie ist ein Symbol, das immer wieder Diskussionen über Schönheitsideale und Körperbilder ausgelöst hat. Früher wurde ihr schlanker, nahezu makelloser Körper oft als das ultimative, aber unerreichbare Schönheitsideal gefeiert. Doch die Zeiten ändern sich, und mit ihnen auch die Ausrichtung von Mattel, dem Hersteller der ikonischen Puppe. Statt eines einseitigen Körperbilds will Mattel jetzt die echte Welt und ihre Vielfalt in die Spielzeugwelt bringen.
Barbie zeigt, wie’s geht
Ein großer Schritt in diese Richtung war die Einführung neuer Barbie-Modelle, die unterschiedliche Lebensrealitäten widerspiegeln. 2023 brachte Mattel eine ganze Reihe von Puppen auf den Markt, die die Vielfalt unserer Gesellschaft abbilden – darunter eine Barbie im Rollstuhl und eine Puppe mit Down-Syndrom. Diese Puppen sind mehr als nur nette Gimmicks; sie bieten Kindern die Chance, sich in den Puppen wiederzufinden und ihre eigenen, einzigartigen Geschichten zu gestalten.
Neuester Zugang im Barbie-Universum ist eine Puppe mit Sehbehinderung. Ausgestattet mit Blindenstock und Sonnenbrille ist sie so gestaltet, dass sie den Stock dank spezieller Gelenke realistisch halten kann. Auch die Verpackung wurde angepasst und ist in Brailleschrift beschriftet, um auch sehbehinderte Kinder direkt anzusprechen. Entwickelt in Zusammenarbeit mit der American Foundation for the Blind (AFB), ist diese Barbie nicht nur eine Puppe, sondern ein Statement für Inklusion.
Für die britische Journalistin und Aktivistin Lucy Edwards, die selbst blind ist, ist dies ein bedeutender Schritt in Richtung einer inklusiveren Welt.
„Diese neuen Puppen ermöglichen es noch mehr Kindern, eine Barbie zu finden, die sie selbst repräsentiert, und mit ihr ihre eigenen Geschichten zu erzählen“, sagt sie.
Inklusives Spielzeug: Mehr als nur ein Trend
Mattel zeigt damit, dass Spielzeug viel mehr sein kann als bloßer Zeitvertreib. Es kann Brücken bauen, Verständnis fördern und die vielfältigen Lebensrealitäten unserer Gesellschaft widerspiegeln. Die Einführung der blinden Barbie ist ein weiteres Beispiel dafür, wie das Unternehmen aktiv eine Welt gestaltet, in der sich alle Kinder gesehen und gehört fühlen können.
Aber Mattel ist nicht der einzige Player im Game. Die irische Firma Arklu etwa hat mit ihrer Lottie-Puppe eine Spielzeuglinie entwickelt, die realistischere Körperproportionen und vielfältige Interessen von Kindern darstellt. Besonders cool: Lottie gibt es auch im Rollstuhl, was Kindern mit körperlichen Beeinträchtigungen eine echte Identifikationsfigur bietet.
Ein weiteres Highlight kommt aus Großbritannien: Die Firma Makies hat „Mia“ auf den Markt gebracht, eine 3D-gedruckte Puppe mit Hörgerät. Diese Puppe wurde speziell auf Wunsch von Eltern und Kindern entwickelt, die nach einer Repräsentation für Menschen mit Hörbeeinträchtigungen suchten. Makies geht noch weiter und bietet die Möglichkeit, Puppen mit individuellen Merkmalen wie Narben, Leberflecken oder Prothesen zu gestalten – Vielfalt und Individualität stehen hier klar im Fokus.
Auch andere Hersteller haben die Zeichen der Zeit erkannt. So bietet die deutsche Firma Schildkröt Puppen an, die in Zusammenarbeit mit Menschen mit Behinderungen entwickelt wurden. Ein Beispiel ist die Puppe „Conny“, die nach einer Operation eine sichtbare Narbe trägt – eine starke Botschaft für Kinder, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben.
Und dann gibt es noch LEGO, das mit den „LEGO Braille Bricks“ einen echten Volltreffer gelandet hat. Diese speziell gestalteten Bausteine sind mit Noppen versehen, die die Buchstaben und Zahlen des Braille-Alphabets darstellen. So lernen Kinder spielerisch das Lesen und Schreiben in Braille. Gleichzeitig fördern die Braille Bricks das Verständnis für Sehbehinderungen.
Diese Beispiele zeigen, dass die Spielzeugindustrie aufwacht und immer mehr auf die Bedürfnisse nach Repräsentation und Inklusion reagiert. Kinder haben heute die Chance, Puppen und Spielzeug zu finden, die ihre eigenen Lebensrealitäten widerspiegeln – und das ist nicht nur cool, sondern auch ein Schritt in die richtige Richtung.
Beitragsbild: Mattel