In einer weit, weit entfernten Galaxis...

Hyceane: Eine neue Planetenart, auf der Leben möglich sein könnte

von | 14. September, 2021

Forscher:innen der Universität Cambridge haben eine neue Art von Planeten bestimmt, auf denen Leben existieren könnte.

Sie zählen zu den großen Fragen, die die Menschheit schon seit Jahrtausenden beschäftigen: Sind wir allein im Universum? Oder gibt es Leben auch anderswo?

Über 4.500 Exoplaneten, also Planeten die einen anderen Stern umkreisen als unsere Sonne, sind in den letzten rund 30 Jahren entdeckt worden. Bisher haben Astronom:innen zwischen vier verschiedenen Typen unterschieden: sogenannte Gasriesen und neptunähnliche Planeten, die beide zu großen Teilen aus Gas bestehen, sowie felsige terrestrische Planeten und „Supererden”.

Auf der Suche nach außerirdischem Leben haben die Astronom:innen überwiegend erdähnliche Planeten und Bedingungen erforscht.

Ein ganz neuer Weg in unserer Suche nach Leben anderswo“

Das Team von Astronom:innen, Nikku Madhusudhan, Anjali Piette, und Savvas Constantinou, der Universität Cambridge hat Ende August eine Studie veröffentlicht. Diese zeigt, dass sie eine neue Planetenart identifiziert haben, auf der Leben möglich sein könnte – und das, obwohl sie ganz anders ist als die Erde.

Es handelt sich dabei um Planeten, die mit Ozeanen bedeckt sind und wasserstoffreiche Atmosphären haben. Das Team hat diese neue Art „Hycean“ getauft, ein Kofferwort aus „hydrogen“ (Wasserstoff) und „ocean“.

Hyceane können bis zu 2,6-mal größer und, mit atmosphärischen Temperaturen von fast 200°C, auch um ein Vielfaches heißer sein als die Erde. Trotzdem könnten in ihren Ozeanen Mikroorganismen existieren, ähnlich wie die, die in den extremen Teilen der Erde leben.

Leben, wie wir es kennen?

Bis heute haben Forscher:innen bei 60 (überwiegend erdähnlichen) Exoplaneten festgestellt, dass sie sich in der habitablen Zone befinden. Das bedeutet, dass diese Planeten nicht zu nah an ihren Sternen sind, aber auch nicht zu weit entfernt von ihnen. So sind ihre Oberflächen weder zu heiß noch zu kalt und es kann Wasser geben.

Die habitable Zone hyceanischer Planeten ist größer als die erdähnlicher Planeten. Hyceane könnten also auch unter „härteren” Bedingungen Leben tragen. Zum Beispiel könnte es auch auf „kalten“ hyceanischen Planeten, die kaum oder gar nicht von ihren Sternen bestrahlt werden, Leben geben. „Dunkle“ hyceanische Planeten haben permanent dunkle Seiten, auf denen Leben existieren könnte, selbst wenn die permanent hellen Seiten zu heiß sind.

Wenn Astronom:innen im Weltall nach Leben suchen, halten sie nach bestimmten Biosignaturen Ausschau. Bislang haben sie mögliche bewohnbare Planeten auf Sauerstoff, Ozon, Methan und Distickstoffmonoxid untersucht. Diese sind auch in der Erdatmosphäre vorhanden, in wasserstoffreichen Atmosphären wie die von hyceanischen Planeten allerdings weniger.

Andersherum gibt es Biosignaturen wie zum Beispiel Methylchlorid und Dimethylsulfid, die auf der Erde weniger häufig vorkommen, auf hyceanischen Planeten dagegen ein Zeichen für Leben sein könnten.

Näher unter die Lupe

Im Dezember soll das James Webb Space Telescope in Betrieb gehen, das „größte, stärkste und komplexeste Weltraumteleskop, das je gebaut wurde“.

Damit möchten Madhusudhan, Piette und Constantinou mehrere potenzielle Hyceane untersuchen, die 35 bis 150 Lichtjahre weit entfernt liegen – also doch nicht „in einer weit, weit entfernten Galaxis“, denn 150 Lichtjahre oder 142 Billionen Kilometer gelten, nach astronomischen Standards, als „nah“. Nähere Untersuchungen des vielversprechendsten Hycean-Planeten K2-18b sind mit dem neuen Teleskop bereits geplant. Diese Untersuchungen zeigen möglicherweise eine oder sogar mehrere Biosignaturen in seiner Atmosphäre. Und könnten damit „unser Verständnis von Leben im Universum völlig verändern.“

Beitragsbild © Amanda Smith

Unterstütze die Arbeit von Simone Hencke und anderen Autor:innen mit einem GNM+ Abo!

Deine Vorteile:

  • Gut recherchierte positive Nachrichten
  • Nachhaltig gedruckt oder digital
  • Dramafrei und lösungsorientiert

GNM+

Simone Hencke

Simone ist in Deutschland aufgewachsen, in Kanada zur Schule gegangen, für ihr Bachelorstudium in die Niederlande gezogen, später für ihr Masterstudium dann nach Japan. Sie denkt oft – vielleicht zu oft? – darüber nach, wie faszinierend und spannend das Leben, unser Planet und das Universum doch sind und interessiert sich deswegen für so gut wie alles, insbesondere aber für Nachhaltigkeit, Umwelt- und Klimaschutz und Veganismus.

Good-Newsletter: Melde dich hier gratis an für die Good News der Woche in deinem E-Mail-Postfach.

Diese Good News könnten dich auch interessieren