Journalismus, der rein spendenbasiert agiert, wird heute zunehmend zur vertrauenswürdigen Informationsquelle vieler Menschen. Was unterscheidet diese Art der Berichterstattung vom Rest und warum braucht es das überhaupt?
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Anfang 2024 gingen in ganz Deutschland mehr als 3.5 Millionen Menschen für Demokratie und gegen Rechtsextremismus auf die Straßen. Die Protestbewegung hielt über Monate an und durchdrang alle Regionen und Gesellschaftsschichten Deutschlands.
Auslöser der Protestwelle war die Veröffentlichung einer Investigativrecherche des journalistischen Netzwerks Correctiv. Am 10. Januar 2024 berichtete Correctiv von einem Treffen hochrangiger AfD-Politiker, Neonazis und mehrerer finanzstarker Unternehmer im November 2023, bei denen diese Pläne besprachen, Millionen immigrierter Menschen aus Deutschland zu vertreiben. Unmittelbar nach Veröffentlichung der Reportage zum „Potsdamer Geheimtreffen“ begann die Protestwelle. Am 11. Januar fanden Demonstrationen in Hamburg und Darmstadt statt, die unter ausdrücklichem Bezug auf die Correctiv-Recherche gegen die AfD und rechtsextreme, rassistische Polemik protestierten.
Binnen kurzer Zeit verbreiteten sich die Demonstrationen für Demokratie bundesweit und führten zur größten Demonstrationsbewegung seit Bestehen der Bundesrepublik, übertroffen nur von den Montagsdemonstrationen, die entscheidend zum Mauerfall beitrugen. Doch noch etwas verbreitete sich zu dieser Zeit: Das Bewusstsein für die Wichtigkeit unabhängiger journalistischer Berichterstattung. Was macht diese Form des Journalismus so besonders, und was kann Journalismus, der nicht gewinnorientiert ist, zu unserer Gesellschaft beitragen?
Die aktuelle Medienlandschaft
Wie so einiges hat auch die Entwicklung von gemeinnützigem Journalismus seinen begründeten Ursprung. Dem traditionellen Journalismus geht es – naja – nicht so gut. Sinkende Werbe- und Aboeinnahmen, ein stark digital orientiertes Publikum und noch dazu steigende Produktionskosten. In den Medienwissenschaften ist diese Entwicklung seit Jahren als ökonomische Krise bekannt.
Folge der Entwicklung sind Kürzungen an der Breite und Tiefe journalistischer Arbeit, enormer Druck auf eine schnelle digitale Umgestaltung und die erhöhte Abhängigkeit von den verbleibenden Einnahmequellen. Das ist ein Problem. Denn, wie die langjährige Journalistin Stephanie Reuter warnt: “Wo der ökonomische Druck auf den Journalismus wächst, gerät die demokratische Öffentlichkeit in Gefahr”. Tatsächlich, führt sie weiter aus, zeigen Studien, dass weniger journalistische Vielfalt und insbesondere schwindender Lokaljournalismus mit einem Sinken der Wahlbeteiligung und des sozialen Zusammenhalts in Verbindung stehe.
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