Geheilt von HIV

das ist ein GNM+ ArtikelHIV/Aids: Durchbrüche und Herausforderungen

Werbung
Werbung

von | 12. September, 2024

Dank vieler Fortschritte in der Forschung kann HIV inzwischen gut behandelt werden, trotzdem bleibt die vollständige Heilung eine Herausforderung für die Medizin. Die beeindruckenden Fälle von geheilten Patienten und die stetige Weiterentwicklung der Therapien geben jedoch Grund zur Hoffnung.

Diesen Artikel aus unserem Printmagazin „Gesundheit. Danke!“ und weitere exklusive Beiträge gibt’s im GNM+ Abo.
Unsere ePaper im Abo oder hier mit tiun ohne Abo lesen.

Im Juli 2024 gab es wieder eine gute Nachricht im Kampf gegen HIV: Ein weiterer Mensch gilt als geheilt! Je nachdem, wie man zählt, ist der sogenannte zweite Berliner Patient der sechste oder siebte Mensch, der von HIV geheilt wurde. Seit der Entdeckung des HI-Virus in den 1980er Jahren hat die Wissenschaft schon bedeutende Fortschritte auf der Suche nach Behandlungsmethoden gemacht. Aber die vollständige Heilung von HIV bleibt trotzdem eine große Herausforderung.

Seit 1981 sind weltweit mehr als 42 Millionen Menschen an der Immunschwächekrankheit Aids gestorben. Inzwischen gibt es verschiedene Präventions- und Behandlungsmethoden, die Infizierten ein weitgehend normales Leben ermöglichen. Die Zahl der Todesfälle ist seit 2004 von Jahr zu Jahr rückläufig – 2023 starben weltweit 630.000 Menschen an den Folgen einer Aids-Erkrankung. Damit ist die jährliche Anzahl an Todesfällen seit 2004 (2.1 Millionen) um 70 Prozent gesunken. In Deutschland sind 2022 insgesamt 264 Menschen an einer Aids-Erkrankung gestorben. Auch die Anzahl an Neuinfektionen ist rückläufig – das Robert-Koch-Institut (RKI) schätzt die Anzahl an Neuinfektionen in Deutschland 2023 auf 2.200

HIV verstehen: Eine kurze Geschichte

Was ist HIV?

HIV steht für das Humane Immundefizienz-Virus, also das menschliche Abwehrschwäche-Virus. Das Virus schädigt und zerstört  bestimmte Zellen des Immunsystems, sodass der Körper eindringende Krankheitserreger nicht mehr bekämpfen kann. Übertagen wird das Virus durch Blut und andere infektiöse Körperflüssigkeiten. Ohne Behandlungen kann die Infektion zu lebensbedrohlichen Erkrankungen führen, zum Beispiel Lungenentzündungen oder Pilzbefällen. In diesem Stadium spricht man von Aids, was für “Acquired Immune Deficiency Syndrome” steht, auf Deutsch: erworbenes Immun-Defekt-Syndrom. 

Im Juni 1981 schrieb die amerikanische Seuchenbehörde CDC in einer Meldung von fünf jungen Männern, die an einer von einem Pilz verursachten Lungenentzündung erkrankt seien. Diese Infektionen seien selten, und die Männer hatten keine Vorerkrankungen – aber alle waren schwer krank, zwei bereits verstorben. Außerdem seien alle fünf Männer homosexuell. Auch wenn diese Männer nicht die ersten Infizierten waren, markiert diese Meldung den Beginn der Aids-Epidemie. 1982 bekam die Krankheit den Namen Aids, und 1983 isolierten französische Forschende erstmals das HI-Virus. 

Die ersten HIV-Infektionen in Deutschland traten in der zweiten Hälfte der 1970er Jahre auf. Weltweit breitete sich das Virus in den Achtzigern immer weiter aus. Übertragen wurde das Virus vor allem durch Geschlechtsverkehr, aber auch durch Bluttransfusionen oder intravenösen Drogenkonsum. Gerade zu Beginn der Epidemie war der Diskurs um HIV/Aids bestimmt von Angst und Feindseligkeit gegenüber Infizierten, außerdem kursierten viele falsche Vorurteile und Desinformationen über die Infektion. Viele Menschen, auch im Gesundheitssystem, weigerten sich beispielsweise, Aids-kranke Menschen anzufassen, obwohl eine Übertragung des Virus über bloßen Körperkontakt nicht möglich ist. Daneben gab es allerdings auch viele Aktivist:innen und Personen, die sich gegen die Stigmatisierung und für die Unterstützung von Kranken einsetzten. 

Laut einem Bericht des Robert-Koch-Instituts leben in Deutschland Ende 2023 etwa 96.700 Menschen mit HIV. Weltweit sind es fast 40 Millionen Menschen. Dabei steigt die Zahl zwar global an, das liegt aber vor allem daran, dass Menschen mit HIV inzwischen eine ähnliche Lebenserwartung haben wie Menschen, die HIV-negativ sind und viel weniger Menschen an den Folgen einer Aids-Erkrankung sterben. 

Bis 2030 soll HIV/Aids weltweit nicht mehr als gesundheitliches Problem gelten, so das Ziel der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Konkret wollen sie ein 95-95-95-Ziel erreichen: 95 Prozent aller HIV-Infizierten sollen über ihre Infektion Bescheid wissen, 95 Prozent davon sollen die ART-Therapie erhalten, sodass bei 95 Prozent dieser Menschen keine Viruslast mehr nachgewiesen werden kann. Glücklicherweise gibt es aktuell besonders in Subsahara-Afrika große Fortschritte im Kampf gegen das Virus: Botswana, Eswatini, Ruanda, Tansania und Simbabwe haben die 95-95-95-Ziele bereits erreicht, wi e ein Report von UNAIDS von 2023 berichtet. Weitere sechzehn Länder, davon acht in Subsahara-Afrika, seien nah dran, die Ziele zu erreichen. 

Behandlungsmethoden und Prävention: ART und PrEP

Es gibt verschiedene Behandlungsmethoden, die HIV-Infizierten mittlerweile ein normales und langes Leben ermöglichen. Die gängigste Behandlungsmethode von Menschen, die sich mit HIV angesteckt haben, ist die Antiretrovirale Therapie (ART-Therapie). Seit 1996 wird sie als effektive Behandlung eingesetzt. Es handelt sich um eine Kombinationstherapie, bei der mehrere antivirale Medikamente beteiligt sind, um die Vermehrung des Virus an verschiedenen Stellen zu unterdrücken. So soll die Ausbreitung des Virus im Blut dauerhaft gehemmt werden. Die Behandelten sind dadurch auch nicht infektiös.

Im besten Fall entspricht die Lebenserwartung von Menschen mit HIV dann dem eines gesunden Menschen. In Deutschland erhielten 2023 99 Prozent der Menschen mit diagnostizierter HIV-Infektion die ART-Therapie; 2006 waren es noch 80 Prozent. Meist werden täglich eine bis zwei Tabletten eingenommen, außerdem muss man regelmäßig zu Kontrolluntersuchungen gehen. Bei 96 Prozent der Patient:innen ist die Behandlung erfolgreich, das heißt, im Blut wurde eine Viruslast von weniger als 200 Viruskopien pro Milliliter Blut gemessen. Die Entdeckung der ART-Therapie hat in den letzten dreißig Jahren fast 20.8 Millionen Menschen das Leben gerettet. Weltweit erhalten von den 39.9 Millionen HIV-positiven Menschen 2023 …

Unterstütze die Arbeit von Inga Mahlbacher und anderen Autor:innen mit einem GNM+ Abo!

Deine Vorteile:

  • Gut recherchierte positive Nachrichten
  • Nachhaltig gedruckt oder digital
  • Dramafrei und lösungsorientiert

    GNM+

    Inga Mahlbacher

    Inga studiert Germanistik und Medienwissenschaften. Mit besonderem Interesse an Nachhaltigkeit und gesellschaftspolitischen Themen freut sie sich, über Lösungen und Menschen berichten zu können, die die Welt ein wenig besser machen.

    Good-Newsletter: Melde dich hier gratis an für die Good News der Woche in deinem E-Mail-Postfach.

    Diese Good News könnten dich auch interessieren