Großbritanniens Schulen setzen auf Bildung gegen Frauenhass – mit Gesprächen über „Incels“ und positiven Rollenbildern für Jungen.
Ab September 2026 steht das Schulfach verpflichtend auf dem Lehrplan. Das gab das Bildungsministerium in London bekannt. Demnach sollen Jugendliche im Alter von elf bis 18 Jahren über Frauenfeindlichkeit und Pornographie aufgeklärt werden. Im Fokus steht außerdem das Thema „Incel“-Bewegung.
In den letzten Jahren hat die Bedeutung von sogenannten Incels immer mehr an Bedeutung gewonnen. Sie sind „unfreiwillig im Zölibat Lebende“. Der Begriff stammt aus dem Englischen involuntary celibates (Incels). In ihren Foren im Netz teilen sie frauen- und allgemein menschenverachtende, zerstörerische Kommentare und Gewaltfantasien. Zu ihnen zählt auch Influencer Andrew Tate, selbsternannter Misogynist. Mit Millionen von Followern ist er auf Social-Media Plattformen wie X ein Star für Männer, die Frauen verachten. Darunter sind auch viele Jugendliche, die seine Ansichten zum Thema Vergewaltigung, Beziehung und Macht teilen.
Nun hat die britische Regierung reagiert und gesetzliche Leitlinien veröffentlicht, um Beziehungen und Sexualerziehung anzugehen und Frauenfeindlichkeit vorzubeugen.
Fokus auf positive Vorbilder für Jungen
Teil des Unterrichts wird es sein, Mythen über Frauen und Beziehungen, die in der Manosphere (Mannosphäre), einem antifeministischen Netzwerk, geteilt werden, aufzuklären und dabei Jungen nicht zu stigmatisieren. Das Gesetz wurde in Reaktion auf das Netflix-Drama Adolescence, in dem ein 13-jähriger Junge seine Klassenkameradin ermordet, eingeführt. Die Serie führte zum Aufschrei von Eltern, Pädagog:innen und Politiker:innen. Hinzu kamen neu veröffentlichte Daten des Department for Education (DfE), die einen deutlichen Anstieg frauenfeindlicher Haltungen an Großbritanniens weiterführenden Schulen zeigten. Mehr als die Hälfte der befragten Schüler:innen (54 Prozent) zwischen elf und 19 Jahren gaben an, in der vergangenen Woche misogyne Kommentare gehört zu haben. 37 Prozent gaben an, Kommentare gelesen zu haben, die bei ihnen Sorgen um die Sicherheit von Frauen ausgelöst haben.
Bildungsministerien Bridget Phillipson äußerte sich daraufhin mit den Worten: „Kinder und Jugendliche werden heute von Inhalten regelrecht überflutet – sei es durch Instagram-Influencer:innen, die unrealistische Schönheitsideale vermitteln, oder durch Algorithmen, die junge Menschen in einen Strudel aus Süchten ziehen, von Glücksspiel bis hin zu Drogen.“ Um dem entgegenzuwirken und im besten Fall vorzubeugen, soll der neue Lernplan für Beziehungs-, Sexual- und Gesundheitsbildung Kindern von Anfang an helfen, positive Einstellungen zu entwickeln und altersgerecht eine Widerstandskraft gegenüber schädlichen Inhalten aufzubauen.
„Vorbeugung ist weitaus wirksamer als Heilung“
Außerdem ist das Ziel der überarbeiteten Richtlinien auch, Kinder zu stärken, Herausforderungen anzunehmen und Risiken einschätzen zu lernen – mit dem Fokus auf Resilienz und Durchhaltevermögen. Weiterführende Schulen sollen sich dabei künftig Unterstützung von psychischen Fachkräften holen, um sensible Themen wie Suizidprävention altersgerecht zu vermitteln. Denn wie bei der körperlichen Gesundheit gilt auch hier: Vorbeugung ist stärker als jede spätere Heilung, meint Bildungsministerin Phillipson. Indem Kinder lernen, zwischen Fakten und gefährlicher Desinformation zu unterscheiden, können sie destruktiven Inhalten etwas entgegensetzen und gestärkt ihren eigenen Weg gehen.
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