„Früher war alles besser”, hören wir immer wieder. Dies trifft nicht auf Frauen zu. Sie haben hart für ihre Rechte gekämpft – und in den letzten Jahrzehnten entscheidende Siege errungen.
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Errungenschaften der Frauenbewegung in Deutschland
Frauenrechte wurden nie aus Nächstenliebe verschenkt, sie wurden erkämpft – mit Blut und Schweiß und Tränen. Im Jahr 1893 führte Neuseeland als erstes Land das Frauenwahlrecht ein; andere Länder folgten über die nächsten Jahrzehnte. In Deutschland trat am 30. November 1918 das Reichswahlgesetz in Kraft, das das allgemeine aktive und passive Wahlrecht für Frauen festschreibt. Am 19. Januar 1919 konnten Frauen in Deutschland zum ersten Mal ihr Wahlrecht in Anspruch nehmen und damit wählen und gewählt werden. 1948 wurde in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte durch die Vereinten Nationen erstmals die Gleichstellung von Frauen und Männern als fundamentales Prinzip anerkannt.
Frauen in Deutschland und der ganzen Welt haben über Jahrzehnte hinweg für ihre Rechte gekämpft. Bis 1977 durften verheiratete Frauen in Deutschland nur mit der Zustimmung ihres Ehemanns einer Arbeit nachgehen. Zudem musste ihre Berufstätigkeit mit den „Pflichten in Ehe und Familie“ vereinbar sein. Diese Regelung war ein Überbleibsel aus dem Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) von 1900, das die rechtliche Unterordnung der Ehefrau unter den Mann festschrieb. Erst mit der Reform des “Ehe- und Familienrechts” 1977 wurde dieser Passus abgeschafft, womit Frauen endlich rechtlich gleichgestellt wurden und eigenständig über ihre Berufstätigkeit entscheiden konnten.
Doch die gesetzliche Reform allein reichte nicht aus, um die tatsächliche Gleichstellung zu erreichen. Bereits im 20. Jahrhundert wurden in Deutschland und anderen Ländern weitere Maßnahmen eingeführt, um die berufliche und soziale Situation von Frauen zu verbessern. Dazu gehört der Mutterschutz, der in der DDR 1950 und in der BRD 1952 eingeführt wurde und seither mehrfach angepasst wurde. Auch die schrittweise Einführung des gleichen Lohns für gleiche Arbeit, die rechtliche Anerkennung von Schwangerschaftsabbrüchen unter bestimmten Bedingungen sowie der Ausbau von Kinderbetreuungsmöglichkeiten trugen zur Stärkung der Rechte von Frauen bei.
Trotz dieser Fortschritte bleibt die Gleichstellung eine gesellschaftliche Herausforderung, die über gesetzliche Regelungen hinausgeht.
Wenn auch die Gleichberechtigung der Geschlechter heute mehrfach auf nationaler und internationaler Ebene festgeschrieben ist, sind Frauen* und Männer* in der Praxis alles andere als gleichberechtigt: Eine von fünf Frauen ist im Alter armutsgefährdet, über 80 Prozent der Alleinerziehenden sind Frauen, was die Mutter oft in Teilzeitarbeit zwingt. Von der Gender Pay Gap gar nicht zu reden. Gesetzliche Regelungen sind damit zwar ein erster Schritt, aber für echte Gleichberechtigung braucht es mehr als das. Vor allem brauchen wir ein Umdenken in der Gesellschaft – und das hat es in den letzten Jahren gegeben, zumindest teilweise. Ein Fall, der eindrucksvoll zeigt, wie ein solches Umdenken bewirkt werden kann, um Frauenrechte nicht nur im Gesetz, sondern auch im Bewusstsein der Gesellschaft zu verankern, ist der Fall Pelicot, der Ende 2024 in vielen Ländern durch die Medien ging. Die Anzeige wird später im Text e…