Fußballatmosphäre hautnah

Newcastle bringt ein Trikot für hörgeschädigte Fans auf den Markt

von | 27. Mai, 2024

In Newcastle können Fans mit Hörschädigung ab jetzt bei Heimspielen die Stadionatmosphäre hautnah erleben. Ein neues Trikot soll dabei helfen.

Im April veröffentlichte der englische Premier League Club Newcastle United die Entwicklung eines neuen Trikots für hörgeschädigte Fußballfans. Erst im Februar kritisierte Jürgen Dusel, Beauftragter der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen, in einem Interview mit der Sportschau die mangelnde Barrierefreiheit in den deutschen Fußballstadien. 

Eine einzigartige Kampagne

Auch wenn die beiden Ereignisse höchstwahrscheinlich nicht miteinander zusammen hängen, sind die Nachrichten aus England mehr als erfreulich. Als erster Club entwickelt Newcastle ein Trikot, das die Geräuschkulisse des Stadions in Vibrationen umwandelt und damit die Atmosphäre erstmal auf der Haut fühlbar macht.

Im Zuge der Kampagne Unsilence The Crowd”, was auf Deutsch so viel bedeutet wie “Die Menge aus der Stille holen”, entwickelte der Verein zusammen mit seinem Trikotsponsoren Sela, einer Sport- und Eventfirma aus Saudi-Arabien, das Fußballtrikot für hörgeschädigte Fußballfans. Unterstützt wird das Projekt unter anderem vom Royal National Institute for Deaf People (RNID)

Ich kann es fühlen!

Die haptischen Trikots nutzen Sensoren, die während den Aktionen vibrieren und dabei die Geräusche des St. James’ Parks (das Heimstadion des Clubs) in Echtzeit-Tastgefühl umwandeln. Die Erfindung basiert auf komplizierten technischen Mechanismen, die die Erfassung der Stadionatmosphäre ermöglichen.

Alexander Isak feiert im neuen Trikot (ohne integrierte Technik) sein Tor gegen Manchester United.
Alexander Isak feiert im neuen Trikot (ohne integrierte Technik) sein Tor gegen Manchester United. | Quelle: Mark Cosgrove/News Images

Dabei wird auf analoge Mikrofonaufnahmen zurückgegriffen, die mithilfe einer Software die Geräusche des Stadions in digitalen Sound umwandeln und später in Daten erfassen. Daraufhin werden sie als Informationen per kabellose Antennenübertragung zu den „Elektrogehirnen” gesendet, die in den leitfähigen Stoff integriert sind. Durch winzige elektrische Schaltkreise werden die akustischen Reaktionen der Menschenmenge dann zum Vibrieren gebracht. 

Gänsehaut in St. James’ Park

Nach Bekanntgabe des neuen Trikots lud der Club in Zusammenarbeit mit dem RNID eine Gruppe hörgeschädigter Personen zum Premiere-League-Heimspiel ein. Mit dem neuen Trikot konnten die Newcastle-Fans die Atmosphäre beim Spiel gegen Tottenham nun auch erstmals am eigenen Leib spüren. Das Stadion bebte beim 4:0 Sieg gegen den Konkurrenten der Premiere League. „What a moment that was ❤️“, feierte der Instagram Account der englischen Liga unter dem Post von Newcastle United. Newcastle sicherte zudem zu, die Technologie bei allen zukünftigen Heimspielen einzusetzen, mit dem Ziel, die Premiere League und darüber hinaus auch Europa zu inspirieren und gehörlosen Fans ein unvergessliches Erlebnis zu bieten.

Auch Dan Burn, der Verteidiger von Newcastle, äußerte sich erfreut. Ihm habe es als Kind die größte Freude bereitet, die Atmosphäre im Stadion zu spüren. Nach dem zweiten Treffer von Teamkollege Alexander Isak, feierte Burn mit einer Botschaft in britischer Gebärdensprache (BSL). Mit Blick zur Kamera sagte er in BSL: „Ich liebe die Fans“. Damit beglückte er nicht nur das Publikum auf der Tribüne, sondern hielt auch sein Versprechen, dass er den gehörlosen Fans eine Woche vorher vor dem Anpfiff gegeben hatte. Gemeinsam mit dem Rechtsverteidiger Kieran Trippier traf er eine Gruppe gehörloser Newcastle-Fans, die den beiden während einer Veranstaltung der Newcastle United-Stiftung den großen Jubel beibrachten. „Ich war gerührt wegen all der Kinder“, sagte er.


Auch in der Deutschen Bundesliga gibt es immer wieder Neuerungen, die es Fans mit Behinderung ermöglichen, das Fußballspiel in vollen Zuge zu genießen. Unsere Reportage „Wie ein inklusiver Fußball-Spieltag aussieht“, findet ihr hier.

Beitragsbild: pixabay.com

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Sophia Schweizer

Sophia ist Redakteurin beim Good News Magazin. Als Kind wollte sie unbedingt einmal so werden wie Karla Kolumna, umso stolzer wäre sie wohl, wenn sie wüsste, dass sie nun für das erste Magazin für Positiven Journalismus in Deutschland schreiben darf - Sensationell!

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