Diesen Samstag schaltet die Welt das Licht aus, um halb neun Uhr abends Ortszeit. Die Earth Hour gilt als größte Klima Protestaktion der Welt, tausende Städte, Unternehmen und Privathaushalte sind dabei. 2021 rechnet der WWF mit einem neuen Rekord bei der Beteiligung. Mitmachen kann jede:r. Doch bringt das kollektive Licht ausknipsen überhaupt etwas? Wir schauen genauer hin.
“Wir haben keinen Planet B”
Die Geschichte der Earth Hour ist eine Geschichte des Protests. 2007 weigerte sich die australische Regierung das Kyoto-Protokoll zu unterschreiben, womit sich Australien verpflichtet hätte, Treibhausgase einzusparen. Australien ist bei der Umweltverschmutzung weltweit ganz vorne mit dabei und dennoch bekundete die Regierung keine Absicht, daran etwas zu ändern. Das konnten viele Australier:innen nicht hinnehmen. So startete eine Gruppe von Aktivist:innen vom WWF am 31. März 2007 die erste Earth Hour in Sydney. Ganz Sydney schaltete für eine Stunde das Licht aus – und die Bilder gingen um die Welt.
Zu der ersten ähnlichen Aktion rief in Deutschland der WWF noch im selben Jahr auf. Unter dem Titel “Licht aus für den Klimaschutz” startete die Kampagne, um für damals fünf Minuten den Strom abzuschalten. Und es hagelte Spott und Kritik. 5 Minuten Licht aus? Das sei lächerlich und bringe gar nichts, vor allem aber für die Kooperation des WWF mit der BILD hagelte es damals massiv Kritik.
Kurz mal das Licht aus, was bringt das denn?
Das Ökoinstitut hat im Auftrag der taz für die erste Aktion 2007 mitgerechnet, dabei bezieht sich das Ergebnis nur auf Deutschland. Wenn hier die Hälfte aller Haushalte für nur 5 Minuten das Licht ausschalten würde, spart das 343 Tonnen CO2. Das ist so viel CO2 wie 33 Leute in einem Jahr produzieren. Allerdings nur, wenn auch wirklich die Hälfte mitmacht. Würden in diesen Haushalten statt Glühbirnen Energiesparlampen leuchten, könnten dadurch 2,5 Millionen Tonnen CO2 eingespart werden jährlich, das ist 7000-mal so viel wie bei der Earth Hour-Aktion.
Sinnvoll und für alle die wirklich Strom sparen möchten, ist also definitiv die Umstellung auf Energiesparlampen. Über diese kursieren Gerüchte und Vorbehalte. Unter anderem ist das Gegenargument, die Birnen würden im Endeffekt gar keinen Strom sparen, da ihre Produktion mehr Energie benötigt als die von konventionellen Glühbirnen. Widerlegt. Sicher ist der Produktionsaufwand höher, doch die Stromsparbirne hat diesen Verbrauch durch die anschließende enorme Einsparung in ihrem Glühbirnen-Leben schnell wieder aufgeholt.
Zurück zur Earth Hour. Wieviele Menschen jährlich wirklich teilnehmen und was das Ganze “bringt”, dazu liegen keine Studien vor. Doch die Wirkung einer solchen Aktion lässt sich nicht nur an CO2 Werten ablesen. Viel Strom gespart wird bei der Aktion sicherlich nicht, viel wichtiger ist aber der symbolische Charakter der dunklen Stunde.
Die Earth Hour und die Macht der kollektiven Aufmerksamkeit
Mittlerweile ist die Aktion gewachsen. Tausende Städte nehmen weltweit teil, laut dem WWF waren letztes Jahr, 2020, in Deutschland 357 Städte beteiligt:
Dem Aufruf (…) sind am Samstag, dem 28. März, weltweit Millionen Menschen und zahllose Städte aus 190 Ländern gefolgt. Auch in Deutschland. Hier beteiligten sich 373 Städte, hunderte Unternehmen und Geschäfte und vor allem tausende Privathaushalte an der „Stunde der Erde“.
– WWF
Die Earth Hour ist also quasi wie eine riesige PR Aktion für unsere Erde – und unsere Zukunft. Mit konkreten Erfolgen. Laut dem WWF entsteht in Uganda seit 2013 der Earth Hour Forest, eine riesige Aufforstaktion. Auf den Galapagos Inseln wurden nach der Aktion im Jahr 2014 Einwegverpackungen und Plastiktüten komplett verboten. Weitere Highlights in den Ergebnissen des Protestes war die Schaffung eines 3,5 Millionen Hektar großen Meeresschutzgebietes in Argentinien, das Pflanzen von 17 Millionen Bäumen in Kasachstan, die Beleuchtung von Häusern mit Solarenergie in Indien und auf den Philippinen und die Einführung neuer Gesetze zum Schutz der Meere und Wälder in Russland. 2018 hat Französisch-Polynesien nach dem Klimaprotesttag 5 Millionen Quadratkilometer seiner Meere unter Schutz gestellt, um die Ökosysteme der Ozeane zu erhalten.
Unser Fazit: Die Aufmerksamkeit kollektiv auf ein Thema zu richten bringt immer etwas und sich gleichzeitig dabei verbunden zu fühlen mit so vielen Menschen auf der Welt auch.
Beitragsbild: Earth Hour in Mexiko City, Gerardo Magallón / WWF