Eine Geschichte von Flucht und Entscheidungsmacht
Ali Alirezaei ist ein eindrucksvolles Bespiel dafür, dass gegenseitige Hilfe Leben verändern kann. Die Frage: „Warum tust du denn so viel für andere?“ Findet er vor allem deshalb so unverständlich, weil sie ein Bild von Helfen als unentgeltliche Arbeit impliziert. Als etwas, das uns eine Last sein müsste und eigentlich jeder (kapitalistischen) Logik widerspricht. Doch Helfen verbindet. Es zeigt uns, dass wir etwas bewirken können und dass eine Welt möglich ist, in der wir das Beste füreinander wollen.
„Alles geht vorbei“
Als ich im Juli und August 2019 als Rettungsbootfahrerin und Erstversorgerin mit der Organisation „Refugee Rescue“ auf Lesbos war, brachten wir 3.653 fliehende Menschen sicher an Land. Ali Alirezaei war einer von ihnen. Das, was er sagte, ist mir bis heute im Gedächtnis geblieben. Ali war erst 20 Jahre alt. Nachdem wir ihn ins Camp gebracht hatten, setzte er sich neben mich auf eine Bank und fragte, wie es nun weitergehen würde. Hinter uns stand ein Zelt des Transitcamps der Flüchtlingsagentur der Vereinten Nationen (UNHCR). Während wir uns hier unterhielten, ahnten wir nicht, dass nur sechs Monate später, nach einem schweren Brand, nichts mehr von dem Camp und dieser Bank übrig sein würde. Für viele Menschen ist die Lage in Lesbos aussichtslos. Unter diesen Bedingungen ist es nicht einfach, physisch und psychisch gesund zu bleiben. Auch Alis Asylantrag wurde wegen der Covid–19 Pandemie noch weiter verschoben. Trotz allem lässt er sich nicht entmutigen. Er sagt, dass es nur dre…