Als wir vor vier Jahren alle im Lockdown waren, musste sich sogar der Nikolaus an das “Social Distancing” Gebot halten. Kinder, die schon nicht mehr in die Kita, Schule oder zu Geburtstagsfeiern gehen durften, sollten auch auf den Besuch von Nikolaus verzichten. Um den Kindern doch eine kleine Freude zu machen, ließ sich das Bistum Mainz etwas einfallen: Der Nikolaus meldet sich einfach per Post: Mit einem handgeschriebenen persönlichen Brief.
Es sollte eine nette, kleine, örtlich begrenzte Geste sein. Es eskalierte ein bisschen: Bis heute melden sich über 100 Eltern, die aus persönlichen Gründen nicht den Nikolaus treffen können. Genauso melden sich aber auch noch freiwillige Briefeschreiber, die den Kindern eine Freude machen möchten.
Der Nikolaus schreibt persönlich und mit der Hand
Damit sich jedes Kind auch angesprochen fühlt, sammelt das Bistum auf seiner Webseite für den Nikolaus einige persönliche Informationen über die Kinder: das Alter, was im vergangenen Jahr gut gelaufen ist und was noch besser werden kann.
“Sehr oft lese ich, dass die Eltern stolz auf ihre Kinder sind und dass sie toll sind, so wie sie sind. Das finde ich sehr schön”, so Carola Hiemstra, die unter anderem die Anmeldungen koordiniert. Die Briefeschreiber bekommen Briefpapier zugeschickt. Dazu gibt es Anregungen und Textbausteine für die Briefe. Das Bistum besteht auf handgeschriebene Briefe.
Marketing-Aktion gab den Anstoß für die beliebte Tradition
Eine Tradition mit langer Geschichte
Briefe an den Nikolaus zu schreiben, ist längst nicht neu. Kinder weltweit schreiben Wunschzettel und richten sie an den Weihnachtsmann, das Christkind oder den Nikolaus. Doch die Beantwortung dieser Briefe hat eine eigene Geschichte: Schon 1966 begann ein kleines Postamt im Saarland damit, auf Briefe an den heiligen Nikolaus zu antworten. Daraus entwickelte sich eine Tradition, die bis heute anhält. Allein die ehrenamtlichen Helfer*innen in der Gemeinde St. Nikolaus beantworten inzwischen rund 32.000 Briefe jährlich.
Briefe an den Nikolaus oder den Weihnachtsmann zu schreiben, ist eine alte Tradition. Weltweit schreiben Kinder Wunschzettel und legen sie auf die Fensterbank. Dort werden sie über Nacht von Weihnachtshelfer*innen abgeholt. Antworten bekommen Kinder seit einigen Jahrzehnten.
Eine pharmazeutische Firma aus Weil am Rhein startete 1966 eine Aktion: Sie schickte Briefe und Geschenke an die Kinder ihrer Kunden unter dem Poststempel der damals noch selbstständigen Gemeinde St. Nikolaus. Das inspirierte das Postamt in Völklingen im darauffolgenden Jahr zu einem Poststempel mit dem Bild des heiligen Nikolaus und der Inschrift: “St. Nikolaus bringt Freude und teilt Gaben aus”.
Irdische Adressen für Weihnachtsbriefe
Im selben Jahr erreichten 125 Briefe – an den heiligen Nikolaus gerichtet – das Postamt. Dieses nahm die unerwartete Herausforderung an und beantwortete sie handschriftlich. Damit waren Tür und Tor für Briefe an den Nikolaus geöffnet.
Ein Jahr später waren es 500 Briefe an den Nikolaus. Das Postamt war überfordert und schickte die Briefe nach St. Nikolaus weiter. Dort organisierten sich Freiwillige, um die Briefe jährlich zu beantworten.
So ist die irdische Adresse von Nikolaus, die bis heute besteht, geboren. Mittlerweile schaffen es Ehrenamtliche in der Gemeinde St. Nikolaus irgendwie, 32. 000 Briefe zu beantworten. Weitere Adressen für den Weihnachtsmann und das Christkind sind dazu gekommen. Die Post unterstützt die Weihnachtspostfilialen bei der Beantwortung tausender Kinder aus Deutschland und aller Welt.
Seit dem 5. Dezember sind übrigens alle Weihnachtspostämter in Deutschland wieder geöffnet.
Post mit Herz: Für Erwachsene, die sich in der Weihnachtszeit alleine fühlen
Für ältere Menschen und Andere, die aus anderen Gründen isoliert leben, ist die Weihnachtszeit eine sehr düstere und einsame Zeit. Die gemeinnützige Organisation “Post mit Herz” macht für diese Menschen zwei Mal im Jahr eine Karten-Aktion. Verschiedene Einrichtungen sind dort als Empfänger gemeldet. Freiwillige können sich auf der Webseite registrieren und können über wenige, einfache Schritte eine Karte an eine oder mehrere Personen schreiben. Sie sollen wissen, dass jemand an sie gedacht hat.
Beitragsbild: Annie Spratt / Unsplashed.com