Work-Life-Balance

Australien: Keine Arbeitsmails mehr in der Freizeit beantworten

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von | 29. August, 2024

In Australien dürfen Beschäftigte in ihrer Freizeit abschalten. Ein neues Gesetz gibt ihnen das Recht, Mails und Anrufe außerhalb der Arbeitszeit zu ignorieren. Vorher mussten Beschäftigte in diesen Fällen Konsequenzen befürchten.

Das “Recht auf Abschalten”-Gesetz ist am 26. August in Kraft getreten. Beschäftigte können jetzt ihre Freizeit vor Anrufen, E-Mails und Textnachrichten schützen, ohne Konsequenzen befürchten zu müssen. Dafür müssen Unternehmen mit Geldstrafen rechnen, wenn sie noch auf dauerhafte Erreichbarkeit bestehen. 

Das Gesetz gilt für mittlere und große Unternehmen. Beschäftigte in Firmen mit weniger als 15 Mitarbeiter:innen müssen noch ein Jahr auf dieses Recht warten. Es gibt auch Ausnahmen von dieser Regelung: Arbeitsbedingte Notfälle werden als angemessene Kontaktversuche eingestuft. In diesen Fällen können Arbeitnehmer:innen erwarten, dass ihre Anrufe angenommen werden.

„Jemand, der nicht rund um die Uhr bezahlt wird, sollte nicht dafür bestraft werden, dass er nicht rund um die Uhr online und verfügbar ist.”

Premierminister Anthony Albanese

Durchschnittlich 281 unbezahlte Überstunden

Laut einer Studie des australischen Instituts “Think Tank” haben Beschäftigte 2023 durchschnittlich 281 Stunden in ihrer Freizeit gearbeitet, ohne dafür vergütet zu werden. Diese Zeit soll laut dem Institut 88 Milliarden US-Dollar wert sein.  

Australien folgt damit dem Beispiel europäischer Länder wie Frankreich, das 2017 das Recht für Arbeitnehmende einführte, sich außerhalb der Arbeitszeit von der Arbeit freistellen zu lassen. Auch in Deutschland drohen Unternehmen bei erheblichen Unterbrechungen der Ruhezeit mitunter Bußgelder und die Möglichkeit einer Strafbarkeit.

Zugleich zeigte eine aktuelle Entscheidung des Bundesarbeitsgerichts, dass Arbeitnehmende hierzulande nicht per se ein Recht auf Unerreichbarkeit in ihrer Freizeit haben. Auch die EU setzt sich für ein Recht auf Nichterreichbarkeit ein. Das Arbeiten im Homeoffice hat die Grenzen zwischen Arbeitszeit und Freizeit in den vergangenen Jahren verschwimmen lassen.

Reaktion auf das Verschwimmen der Grenzen zwischen Berufs- und Privatleben in Australien

Unternehmensgruppen und Oppositionspolitiker:innen kritisieren die Regelung als übereilt und als einen Eingriff der Regierung, der es Unternehmen erschweren könnte, ihrer Arbeit nachzugehen. Befürworter:innen hingegen betonen, dass die Regelung notwendig sei, um die Grenzen zwischen Berufs- und Privatleben zu wahren, insbesondere angesichts der zunehmenden Verwischung dieser Grenzen während der Pandemie.

Die Australier:innen genießen bereits eine Reihe von gesetzlichen Leistungen, darunter 20 Tage bezahlten Jahresurlaub, obligatorischen bezahlten Krankenurlaub, sechs Wochen Langzeiturlaub für Beschäftigte mit einer Betriebszugehörigkeit von mindestens sieben Jahren, 18 Wochen bezahlten Mutterschaftsurlaub und einen landesweiten Mindestlohn von etwa 15 Dollar pro Stunde.

Nach Neuseeland, Spanien und Frankreich liegt das Land im Work-Life-Balance-Index weltweit an vierter Stelle. Dies unterstreicht die kulturelle Bedeutung der Work-Life-Balance für die Australier:innen. Deutschland befindet sich im Ranking auf Platz zwölf von insgesamt 60 gelisteten Ländern – dies zeigt, dass die Grenzen zwischen Privat- und Berufsleben für die Arbeitnehmer:innen hierzulande bereits gut gezogen sind, gleichzeitig aber noch Lernpotenzial von anderen Ländern besteht.

Beitragsbild: Sten Ritterfeld auf Unsplash

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