Einst ausgestorbener Eisvogel legt wieder Eier

von | 20. Mai, 2025 | Klima

Zimtkopflieste legt das erste mal seit 40 Jahren wieder Eier in der Wildnis. Das ist das Elternpaar.

Das erste Mal seit 40 Jahren legt der einst ausgestorbene Zimtkopfliest Eier in der Wildnis.

Der Zimtkopfliest hat einen zimtbraunen Kopf, der ihm seinen Namen verlieh, blaue Flügel, ist Zentimeter klein und galt seit 1986 als offiziell ausgestorben. Vor seinem Verschwinden lebte die Eisvogelart ausschließlich auf der kleinen Pazifikinsel Guam, die etwa 2050 Kilometer östlich der Philippinen mitten im Ozean liegt. Nun hat eine im vergangenen Jahr ausgewilderte Zimtkopfliestendame das erste Mal seit 40 Jahren wieder Eier in der freien Wildbahn gelegt.

Die letzten 29 Vögel wurden gerettet

Mit dem Zweiten Weltkrieg kamen über die Luftfracht ungewünschte Gäste auf die kleine Pazifikinsel Guam. Damals verbreitete sich die ursprünglich aus Neuguinea stammende Braune Nachtbaumnatter unkontrolliert auf der Insel – mit dramatischen Folgen: Mehrere Vogelarten starben aus, und auch der Bestand des Zimtkopfliestes ging innerhalb kürzester Zeit stark zurück. Aufgrund der Ausbreitung der Natter wurde der Zimtkopfliest bereits im Jahr 1986 als ausgestorben bezeichnet. Die letzten verbliebenen 29 Vögel wurden im letzten Moment von einer Forschungsgruppe gerettet, per Hand aufgezogen und gezüchtet.

In den folgenden Jahren wurden die kleinen, auch als Sihek bekannten Vögel im Rahmen des „Sihek Recovery Program“ im Sedgwick County Zoo im US-Bundesstaat Kansas mit großer Sorgfalt aufgepäppelt. Dank engagierter Zuchtbemühungen wuchs die Population von ursprünglich 29 geretteten Tieren auf beeindruckende 127 Exemplare heran.

Im Jahr 2024 wurde schließlich ein Meilenstein erreicht: Erstmals konnten einige der handflächengroßen Vögel wieder in die Wildnis entlassen werden.

Die Zimktkopfliester wurden in der Forschungsstation vor dem Aussterben bewahrt. Sie sind nun keine ausgestorbene Art mehr.
Mit viel Hingabe wurden die kleinen Vögel in Kansas (USA) wieder großgezogen. Bild: Thomas Manglona/TUAM

Neustart in der Wildnis

Im vergangenen Jahr konnten sechs dieser Zuchtvögel im Palmyra-Atoll, einem Atoll im Pazifischen Ozean, ausgewildert werden. Damit kamen die Vögel wieder näher an ihre ursprüngliche Heimat. Das Atoll wurde ausgewählt, weil es sich um ein privates Naturschutzgebiet handelt, in dem keine invasiven Arten wie Ratten, Mäuse oder Nachtbaumnattern vorkommen, die eine Bedrohung darstellen könnten. Auf Guam hingegen breiten sich die Nattern weiterhin aus und stellen eine zu große Gefahr für eine neue Auswilderung dar.

Bevor die Vögel im September 2024 in die Freiheit entlassen wurden, stattete man sie mit kleinen Sendern aus, damit das Forschungsteam weiterhin eine Einblicke in ihr Verhalten erhält. So kann künftig beobachtet werden, wie sich die Tiere bewegen, welche Gebiete sie territorialisieren und in welchen Gruppengrößen sie sich aufhalten. Anfangs wurden die sechs Vögel zudem mit zusätzlichem Futter unterstützt, ehe sie begannen, sich selbstständig von Insekten, Geckos und anderer Beute zu ernähren.

Doch nicht ausgstorben: Zimtkopfliester in der freiern Wildbahn. Eine Dame schaut aus einem Baum. © Zoological Society of London
Eine Zimtkopfliesterdame in freier Wildbahn.
Zimtkopfliester in freier Wildbahn.
Seit 2024 leben die Zimtkopflieste auf dem US-amerikanischen Palmyra-Atoll. Bild: Martin Kastner

Forschergruppe im Glück

Nun haben die Zimtkopflieste das erste Mal seit 40 Jahren Eier in freier Wildbahn gelegt. Diese Nachricht erfüllte das Forschungsteam der Zoological Society of London (ZSL) mit großer Freude. Es habe sie alle „zu Tränen gerührt“, berichtete Kayla Baker, leitende Vogelschutzexpertin des Naturschutzgebiets. Schließlich habe man alle sechs Vögel von Hand aufgezogen – und nun könne man stolz den historischen Moment miterleben, wie sie ihre eigenen Eier in freier Natur legen.

Das langfristige Ziel ist es nun, zehn Brutpaare aufzubauen. Im Sommer 2025 sollen weitere Auswilderungen folgen.

Two Sihek eggs in nest c TNC ZSL
Historischer Moment: Die ersten Eier in freier Wildbahn nach 40 Jahren. Bild: Zoological Society of London

Ein Zeichen der Hoffnung – mit Verantwortung

Professor John Ewen von der ZSL blickt mit Stolz auf die letzten Jahrzehnte der Arbeit des „Sihek Recovery Programs“ zurück:
„Die Tierwelt ist weltweit bedroht, und der Erfolg, diese Vögel wieder in freier Wildbahn fliegen zu sehen, macht deutlich, wie Zoos, Wissenschaftler und Naturschützer – in Zusammenarbeit mit Regierungen und Entscheidungsträgern – die Macht haben, Arten zu schützen und große Schritte zu unternehmen, um sie vom Rande des Aussterbens zurückzuholen.“

Wenngleich diese erfolgreiche Auswilderung der kleinen Eisvögel Hoffnung im Kampf gegen das Artensterben zeigt, muss jedoch weiterhin im Blick behalten werden, dass das Aussterben ohne menschliches Zutun erst gar nicht angestoßen worden wäre. Schließlich kamen die Nattern nicht von Zauberhand auf die Insel Guam. Nichtsdestotrotz zeigen hingebungsvolle Forschungsprojekte wie das Sihek-Schutzprogramm, dass wir Menschen durchaus in der Lage sind, Arten zu retten, für sie einzustehen und dabei zu helfen, ein natürliches Gleichgewicht wiederherzustellen.

Beitragsbild: Martin Kastner, Zoological Society of London

No votes yet.
Please wait...

Jetzt 30 Tage testen

Das GNM+ Probeabo

Entdecke das GNM+ Abo mit unserem Printmagazin und exklusiven Online-Artikeln, die dein täglicher Licht­blick in der negativen Nachrichten­flut sind.

Das erwartet dich:

N

Gut recherchierte positive Nachrichten

N

Nachhaltig gedruckt oder digital bereitgestellte Magazine

N

Dramafrei und lösungsorientiert geschriebene Artikel

Auch Geschenk-Abo, Soli-Abo und Einzelbestellungen möglich.

GNM+

Alle guten Nachrichten

Im Good News Magazin stöbern

5