Der Versuch, eine Straße durch das Pantanal in Brasilien zu bauen, scheiterte. Die Natur gewann den Kampf und die Artenvielfalt nimmt zu.
In den 1970er Jahren wurde im Rahmen eines großen Infrastruktur-Projektes die Transpantaneira erbaut. Eine lange Straße, die Brasilien mit den Nachbarländern Bolivien und Paraguay verbinden sollte. Wie der Name der Landesstraße schon beschreibt, sollte die Straße durch das Pantanal hindurchführen.
Das Pantanal nimmt eine Fläche von 230.000 Quadratkilometern ein und ist damit halb so groß wie Deutschland. Es zählt mit seinen Flüssen, Seen, Lagunen und Sümpfen zu den größten Binnenland-Feuchtgebieten der Welt. Während der Regenzeit stehen einige Gebiete des Pantanals monatelang unter Wasser. Die Artenvielfalt ist besonders durch die drei Öko-Zonen geprägt: Im Norden der Dschungel des Amazonas, im Osten eine Savanne und im Süden ein trockener Wald. Der Versuch, eine Straße durch das Pantanal hindurch zu bauen, scheiterte an der Naturgewalt des Feuchtgebiets und führte am Ende sogar dazu, dass die Artenvielfalt zunahm.
Transpantaneira – eine Straße durch Brasilien
Die Bauarbeiten der Transpantaneira begannen vor ca. 50 Jahren. Schon damals war klar, dass die große Artenvielfalt des Feuchtgebiets unter der Verbesserung der Infrastruktur leiden werde.
Die Straße sollte mehrere Funktionen erfüllen: Die Anbindung und Kommunikation mit dem Süden verbessern und gleichzeitig die Rinderzucht im Pantanal vorantreiben. Über die Straße hätten Rinder kostengünstiger abtransportiert werden können. Auch für die Geräte und Maschinen wäre der Weg über die Transpantaneira einfacher, als über den Lufttransport.
Der Bau der Straße durch das Feuchtgebiet musste allerdings nach fünf Jahren und 145 Kilometern (einem Drittel der geplanten Strecke) abgebrochen werden. Die Bauarbeiten waren sehr mühsam und kostspieliger als gedacht, denn während der Regenzeit von Dezember bis Mai überschwemmte der Niederschlag ganze Abschnitte der Strecke. Die Überschwemmungen vernichteten jährlich viele Teile der bereits gebauten Straße. Immer wieder unterbrachen auch Angriffe wilder Tiere die Bauarbeiten. „Kaimane, Wölfe, Anakondas, selbst Nabelschweine. Wo du hinschautest, wartete Gefahr. Mücken und Hitze waren das Schlimmste“, berichtet ein ehemaliger Bauarbeiter in einem Interview mit der GEO.
Letztendlich gewann die Natur den Kampf um das Pantanal.
Ein Gewinn für die Artenvielfalt
Das Pantanal beheimatet Pflanzen- und Tierarten, die weltweit einzigartig sind. Die Artenvielfalt ist vor allem durch die drei Öko-Zonen geprägt. Auch das Kanalsystem aus Salz- und Süßwasserseen, Lagunen und Flüssen ist das Zuhause vieler Lebewesen und trägt zum Erhalt der Artenvielfalt bei. Einige Teile des Biotops wurden deshalb zum Weltnaturerbe erklärt.
Die Bauarbeiten der Transpantaneira erschufen große Mulden am Wegrand, die sich mit der Zeit mit Wasser füllten. So entstanden weitere Lagunen und Teiche, in denen heute noch viele Pflanzenarten und Fische heranwachsen. Diese Futterquellen locken kleine Säugetiere an, die wiederum selbst Futter für größere Tiere wie Jaguare oder Kaimane sind. Der gescheiterte Bau der Transpantaneira begünstigt bis heute die Ausbreitung der Artenvielfalt.
Beitragsbild: Bibake Uppal / unsplash