Tricks gegen Tics

Armband gegen Tic-Störungen

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von | 31. März, 2023

Lebensverändernde Innovation für Menschen mit Tourette-Syndrom: Ein Armband soll die Intensität und Anzahl von Tic-Störungen deutlich reduzieren.

Mylo ist 13 Jahre alt und Teilnehmer einer Studie aus Großbritannien, die ein innovatives Armband als Lösung gegen Tic-Störungen testen will. Schon als Kleinkind zeigte er ungewöhnliche Symptome. Als er 10 Jahre alt war, lautete seine Diagnose: Tourette-Syndrom. In einem Interview berichtet er, wie ihn seine Tic-Störung im Alltag beeinflusst. In der Schule will er beispielsweise nicht als ‘anders’ angesehen werden und versucht deshalb, seine Tics zu unterdrücken. Durch diese Anstrengung wird er jedoch sehr müde und kann nicht die schulische Leistung erbringen, zu der er eigentlich in der Lage ist. 

Auch wenn er versucht, seinen Alltag nicht von den Tics bestimmen zu lassen, ist er oft vorsichtig, denn in der Vergangenheit stürzte er zum Beispiel beim Fahrradfahren aufgrund seiner Tics.

“Ich hoffe wirklich, die Studie zeigt, dass dieses Armband einen Unterschied für diejenigen machen kann, die es wollen. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich ‘repariert’ werden muss, aber ich denke, wenn es eine Möglichkeit gibt, das Leben von Menschen mit Tourette zu erleichtern, könnte es lebensverändernd sein”, erzählt Mylo. 

Tourette-Syndrom

Das Tourette-Syndrom ist eine neuropsychiatrische Erkrankung. Sie äußert sich in einem chronischen Symptom, der sogenannten Tic-Störung. Tics sind rasche und heftige, plötzlich auftretende, sich oft wiederholende Bewegungen oder Laute. Wie häufig, schwer und komplex die motorischen oder vokalen Tics auftreten, ist nicht kontrollierbar.

Der Leidensdruck bei Menschen mit Tourette ist deshalb in manchen Fällen sehr hoch. Auch, weil vielen Nicht-Betroffenen oft das Verständnis fehlt und sie sich beispielsweise von Tics in Form von obszönen Gesten und Bewegungen provoziert fühlen.

Ein Armband gegen die Tic-Störung

Ein Blick in die aktuelle Forschung zum Tourette-Syndrom zeigt: Noch immer gibt es einen großen ungedeckten Bedarf an wirksamen Behandlungen gegen Tic-Störungen. Das Forschungsteam aus Großbritannien hat sich daher zum Ziel gesetzt, eine Behandlung zu finden, die ganz einfach von zu Hause aus angewendet werden kann und die Intensität und Anzahl der Tics reduzieren soll. Das Armband gibt elektrische Stromimpulse an den Medianusnerv am Handgelenk ab und erhöht dadurch Gehirnschwingungen. Um eine Bewegung zu erzeugen, müssen diese Gehirnschwingungen normalerweise reduziert werden. Die Erhöhung führt also dazu, dass motorische und vokale Tics minimiert werden.

Im Rahmen ihrer Studie testeten die Forschenden ihr Armband an 121 Menschen mit Tic-Störung. 41 Patient:innen gehörten zur aktiv stimulierten Gruppe. Sie bekamen durch das Armband in rhythmischen Abständen elektrische Impulse an den Medianusnerv am Handgelenk gesendet. Diese Stimulation soll die Gehirnaktivitäten anregen und dadurch das Bedürfnis nach Tics stark reduzieren. 39 Patient:innen erhielten eine Scheinsimulation durch das Armband. Die restlichen 41 Teilnehmenden gehörten zur Kontrollgruppe. Sie bekamen also ihre übliche Behandlung und standen auf einer Warteliste für das Armband.

Nachdem die aktiv stimulierte Gruppe die elektrischen Impulse an fünf Tagen pro Woche einmal täglich für einen Zeitraum von vier Wochen bekommen hatte, waren die Ergebnisse bereits deutlich: Die regelmäßigen Impulse führten dazu, dass Tics seltener und weniger stark ausgeführt wurden. In dem Entwurf ihrer Forschungsarbeit gibt das Forschungsteam an, dass der Drang nach Tics bei vielen Teilnehmenden sogar komplett beseitigt wurde.

Obwohl bei der Vorab-Publikation der Studie noch eine Qualitätssicherung aussteht, denkt das Forschungsteam groß: In den nächsten drei Jahren möchten sie ein kommerzielles Armband samt App auf den Markt bringen.

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Neurotherapeutics Ltd: Case Study from Kinneir Dufort on Vimeo.

Beitragsbild: Kinneir Dufort

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    Rahel Pfeffinger

    Rahel ist Redakteurin beim Good News Magazin und studiert Gender Studies im Master. In ihrer Freizeit findet sie Entspannung in der Natur, der analogen Fotografie und beim Töpfern. Ihr Tipp für einen gute Laune-Boost: Mindestens eine Good News am Tag lesen.

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