Forschungserfolg der Universität Bochum

Alzheimer-Früherkennung bis zu 17 Jahre im Voraus

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von | 14. August, 2022

Forschende der Universität Bochum haben einen Sensor entwickelt, der Alzheimer bereits im symptomfreien Zustand erkennen kann. Er soll nun zur Marktreife gebracht werden.

Die Demenzerkrankung Morbus Alzheimer hat einen 15 bis 20 Jahre langen symptomfreien Verlauf, bevor erste klinische Symptome auftreten. Mithilfe eines in Bochum entwickelten Immuno-Infrarot-Sensors konnte ein Forschungsteam bis zu 17 Jahre vor Auftreten der ersten klinischen Symptome Anzeichen für die Alzheimer-Krankheit im Blut identifizieren. 

Der Sensor erkennt laut Forschenden die Fehlfaltung des Proteinbiomarkers Amyloid-beta. Im weiteren Verlauf der Krankheit verursacht diese Fehlfaltung charakteristische Ablagerungen im Gehirn, sogenannte Plaques.

Früherkennung symptomfreier Personen mit hohem Alzheimer-Risiko

„Unser Ziel ist es, noch bevor sich die toxischen Plaques im Gehirn ausbilden können, das Risiko, später an Alzheimer-Demenz zu erkranken, mit einer einfachen Blutuntersuchung zu bestimmen – damit eine Therapie rechtzeitig starten kann“, sagt Prof. Dr. Klaus Gerwert, Gründungsdirektor des Zentrums für Proteindiagnostik (PRODI) der Ruhr-Universität Bochum. Sein Team kooperierte für die Arbeiten mit einer Gruppe am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg (DKFZ) um Prof. Dr. Hermann Brenner.

„Bisher scheiterten reihenweise klinische Studien für Alzheimer-Medikamente offenbar an dem zu späten Zeitpunkt für die Therapieansätze, weil die in den Studien eingesetzten etablierten Plaque-Tests die Erkrankung offensichtlich nicht rechtzeitig anzeigen. Anscheinend erzeugen die einmal abgelagerten Plaques irreversible Schäden im Gehirn.“

Klaus Gerwert

Die Forschenden analysierten Blutplasma von Teilnehmenden der im Saarland durchgeführten ESTHER-Studie auf potenzielle Alzheimer-Biomarker. Die Blutproben waren in den Jahren 2000 bis 2002 entnommen und dann eingefroren worden. Für die Studie wurden 68 Teilnehmende ausgewählt, bei denen während der 17-jährigen Nachbeobachtung Alzheimer festgestellt wurde, und mit 240 Kontrollpersonen ohne eine solche Diagnose verglichen. Mit dem Immuno-Infrarot-Sensor konnten die 68 später an Alzheimer erkrankten Probanden mit einer hohen Testgenauigkeit identifiziert werden. 

Start-up soll Sensor zur Marktreife bringen

Die Bochumer Forschenden hoffen, dass die frühe Diagnose helfen könnte, Alzheimer-Medikamente so rechtzeitig einsetzen zu können, dass sie deutlich besser wirken. 

Noch ist der Sensor zur Erkennung in der Entwicklungsphase. Die Erfindung ist aber bereits weltweit patentiert. Das ausgegründete Start-Up BetaSENSE soll den Immuno-Infrarot-Sensor zur Marktreife und zur Zulassung als Diagnostikgerät bringen, damit es in klinischen Laboren eingesetzt werden kann. Prinzipiell könnte der Immuno-Infrarotsensor auch für die Detektion anderer fehlgefalteter Proteine eingesetzt werden, die bei Erkrankungen wie Parkinson, Huntington oder ALS eine zentrale Rolle spielen. 

Beitragsbild: Ein Teil des Bochumer Forschungsteams: Klaus Gerwert (links) und Léon Beyer
© RUB, Marquard

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    Viktoria Franke

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