Der Verlust geliebter Menschen

das ist ein GNM+ ArtikelWas ist Trauer, wenn nicht Liebe, die andauert?

von | 30. November, 2025 | #13 – Mit Liebe gemacht, Füreinander, GNM+

Weeping Angels auf einem Londoner Friedhof

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Ich spreche gern über den Tod. Mit meiner Familie, mit Freund:innen. Er ist das einzige, was uns allen gemein ist. Wir alle werden sterben. Ich habe geliebte Menschen – und Lebewesen – verloren, doch wie heißt es mit fortschreitender Lebenszeit? „Die Einschläge kommen näher“. Haben wir Glück und unser Leben in westlichen, privilegierten Lebensverhältnissen folgt statistischen Wahrscheinlichkeiten, so verlieren wir erst die ältesten Familienmitglieder und irgendwann die Eltern. Der Verlust des Partners oder der Partnerin folgt hoffentlich erst im hohen Alter – wobei Frauen in Deutschland diesen Umstand leider statistisch öfter erleben, angesichts einer durchschnittlich höheren Lebenserwartung von fünf Jahren. Und dann gibt es diese Trauer, die man niemandem wünscht: Der Verlust des eigenen Kindes. 

Sicher fällt es von außen leicht, eine Wertung dieser Verluste aufzumachen. Das Kind wiegt schwerer als die Tante. Mein Partner schwerer als meine Oma. Doch das wäre falsch, denn so rational und natürlich der Tod ist, so irrational ist die Trauer. Das erste Mal wurde mir das stark bewusst, als 2021 innerhalb kürzester Zeit mein Stiefopa und Charlie Watts – der Schlagzeuger der Rolling Stones – starben.

Sobald ich einordnen konnte, wie es meinem Vater mit dem Verlust seines Stiefvaters ging, war jeglicher Gedanke an dessen Tod ausgedacht. Ich verspürte keine Trauer. Bei dem mir völlig unbekannten Watts weinte ich noch über Tage. Es tat weh. Weil mir diese Musik so wichtig war, die Erlebnisse auf Konzerten rund um den Globus wertvolle Erinnerung sind. Bei meinem Großvater gab es leider keine solchen wertvollen Erinnerungen.

Trauer bedeutet nicht, dass Liebe endet

Ich hatte vorher einen Verlust in der Familie, der noch neun Jahre später weh tut. Warum also hier nicht? Weil Trauer so viel mit dem Thema unseres Magazins zu tun hat. Wenn wir Menschen oder Lebewesen verlieren, die uns wichtig sind, dann schmerzt das. Ja, Zeit heilt alle Wunden. Aber das heißt nicht, dass die Wunden verschwinden. Die Herausforderung liegt nicht darin, „loszulassen“ – ein Begriff, der oft mehr Druck erzeugt als Trost spendet. Vielmehr geht es darum, die eigene Liebe neu zu organisieren: Wo kann sie hinfließen? Was bleibt wichtig? Welche Erinnerung schenkt Kraft, welche tut noch weh?

Denn was ist Trauer in ihrem Kern? Ich konnte das nie so gut in Worte fassen, wie es ausgerechnet ein auf den ersten Blick oberflächliches Superheld:innen-Franchise namens Marvel konnte. In einer TV-Serie des Comic-Giganten fragte ein Charakter: „What is grief, if not love persevering?“ (Auf Deutsch in etwa: „Was ist Trauer, wenn nicht Liebe, die andauert?“) Dieser ganze Artikel könnte in diesem Satz zusammengefasst werden. Wir trauern, wenn wir lieben. Seit ich diesen Satz kenne, beruhigt er mich auf eine Art, wie es vorher kein Selbsthilfebuch konnte. Trauer wird zu etwas Positivem, denn sie zeigt mir, wie sehr ich geliebt habe. 

Das heißt aber nicht, dass mit einem Kalenderspruch oder Filmzitat oder einem gut gemeinten Ratschlag eines Familienmitglieds die Trauer automatisch vorbei ist. Dazu ist Trauer zu vielschichtig. Nicht nur auf der Ebene des emotionalen Erlebens, sondern auch biologisch betrachtet, ist sie ein hochkomplexer Prozess, der den gesamten Organismus beschäftigt. Wenn ein g…

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Viktoria Franke
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