Ab dem Jahr 2026 schafft Dänemark die Mehrwertsteuer auf Bücher ab und unterstreicht damit sein Engagement für Bildung, Kultur und gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Kulturminister Jakob Engel-Schmidt sagte, mit dieser Maßnahme reagiere Dänemark auf eine „Lesekrise“, die das Land dringend überwinden müsse.
Laut einer aktuellen Pisa-Studie haben 24 Prozent der 15-Jährigen in Dänemark Probleme beim Verstehen einfacher Texte, was einen deutlichen Anstieg im Vergleich zu vor zehn Jahren darstellt. Mit dem Wegfall der Buchsteuer will die Regierung nun gezielt Gegenmaßnahmen ergreifen. Bisher lag die Mehrwertsteuer bei 25 Prozent, dem höchsten Satz Europas. Der Schritt wird den Staat jährlich etwa 330 Millionen Kronen, also rund 44 Millionen Euro, kosten und ist als Investition in die Lesekultur gedacht.
Verlage feiern den Schritt als Meilenstein
Die Maßnahme trifft auf breite Zustimmung. Sowohl Verlage als auch der Buchhandel loben den Beschluss als Meilenstein für die dänische Kulturpolitik. Der Branchenverband Danske Forlag rechnet damit, dass Bücher künftig um bis zu ein Fünftel günstiger werden. Umfragen zufolge würde jeder vierte Däne bei niedrigeren Preisen häufiger Bücher kaufen, einige sogar zum ersten Mal. Damit wächst die Hoffnung, dass Bücher wieder stärker Teil des Alltags werden und mehr Menschen den Weg zu Literatur und Wissen finden.
Ein Impuls für die EU
Auch auf europäischer Ebene sorgt die Entscheidung für Resonanz. Die Federation of European Publishers begrüßt den Schritt als „vorbildlich“ und verweist darauf, dass eine Nullbesteuerung von Print- und E-Books, wie sie Großbritannien, Irland und Norwegen bereits zuvor hatten, die wirksamste Förderung von Bildung und Wissensgesellschaft sei.
Auch Österreichs Buchbranche nahm das als Ansporn: Sie fordert ihre Regierung auf, dem dänischen Beispiel zu folgen und die angekündigte Mehrwertsteuersenkung umzusetzen.
Und wie steht Deutschland zur Mehrwertsteuer auf Bücher?
In Deutschland wird auf Bücher bereits ein ermäßigter Mehrwertsteuersatz von 7 Prozent erhoben, was den Stellenwert von Literatur als Kulturgut verdeutlicht. Eine vollständige Steuerbefreiung wie in Dänemark ist derzeit jedoch nicht geplant.
Branchenvertreter:innen sehen die bestehende Regelung zwar als wichtigen Beitrag zur Leseförderung, fordern aber immer wieder zusätzliche Maßnahmen, um Bücher noch erschwinglicher zu machen und das Lesen stärker zu fördern.
Dänemarks Pläne für die Zukunft
Während Kritiker:innen darauf hinweisen, dass in Schweden eine ähnliche Maßnahme nur begrenzte Auswirkungen auf das tatsächliche Leseverhalten hatte, überwiegt in Dänemark die Zuversicht. Die Steuerbefreiung ist Teil eines umfassenderen Kulturprojekts, das das Lesen generationenübergreifend wieder attraktiv und zugänglich machen soll.
Und wer weiß: Vielleicht sorgt bald noch eine zweite Reform für Freude. Auf Anregung der Liberalen plant die dänische Regierung, die langjährige Schokoladensteuer abzuschaffen. Dies soll als anschauliches Beispiel dafür dienen, dass Kulturpolitik nicht nur nützlich, sondern auch genussvoll sein kann.