Ein Label für Klarheit im Kleiderschrank

Frankreich setzt ein Zeichen für faire Mode

von | 30. Oktober, 2025 | Politik

Ein Beispiel für das französische Umweltlabel für Mode

Frankreich führt ein Umweltlabel für Kleidung ein: Es macht den ökologischen Fußabdruck sichtbar und stärkt nachhaltigen Konsum.

Mode ist Ausdruck unserer Persönlichkeit – doch hinter jedem Kleidungsstück stehen komplexe Lieferketten, die enorme Mengen an Wasser, Energie und Ressourcen verbrauchen. Wer bewusster einkaufen möchte, kennt das Problem: Labels zur Nachhaltigkeit eines Produktes gibt es viele, die meisten sind verwirrend oder unvollständig. Und immer wieder steckt Greenwashing dahinter.

Frankreich geht hier nun einen mutigen Schritt. Seit 01. Oktober 2025 testet das Land ein offizielles Umweltlabel für Kleidung, das den ökologischen Fußabdruck eines Produkts klar sichtbar macht. Das Umweltlabel informiert Kund:innen über einen absoluten Umweltwert in Punkten – je höher die Zahl, desto größer der ökologische Einfluss des Kleidungsstücks über seinen gesamten Lebenszyklus hinweg. So sollen Verbraucher:innen künftig mit einem Blick erkennen können, welches Kleidungsstück die nachhaltigere Wahl ist.

Wie das Umweltlabel für Mode funktioniert

Das französische Umweltlabel basiert auf wissenschaftlichen Daten, die den gesamten Lebenszyklus eines Kleidungsstücks berücksichtigen – von der Produktion bis zur Entsorgung. Berechnungsgrundlage ist die von der EU-Kommission entwickelte Methode des „Product Environmental Footprint“ (PEF). Frankreich hat sie um textilspezifische Faktoren erweitert – etwa zur Lebensdauer und zum Mikrofaserausstoß von Kleidungsstücken. Bewertet werden unter anderem:

  • CO₂-Bilanz: Wie viele Treibhausgase entstehen bei Herstellung, Transport und Nutzung?
  • Wasserverbrauch: Wie viel Wasser wird für Anbau, Färben und Waschen benötigt?
  • Chemikalien und Schadstoffe: Welche Auswirkungen haben sie auf Böden, Luft und Gesundheit?
  • Einfluss auf Biodiversität: Welche Folgen hat die Produktion für Tiere und Pflanzen?
  • Recyclingfähigkeit: Wie gut lassen sich die Materialien wiederverwerten?

Aus der Berechnung all dieser Daten entsteht eine Punktzahl, die den ökologischen Fußabdruck eines Produkts sichtbar macht: Je höher der Wert, desto größer die Umweltbelastung. Eine feste Obergrenze gibt es nicht, doch zur Orientierung nennt die französische Regierung Richtwerte: Ein Score von 1.000 Punkten gilt etwa als hoch für Babyschuhe, aber niedrig für einen Mantel – weil dieser deutlich mehr Material enthält. Für Konsument:innen heißt das: kein mühsames Recherchieren mehr, sondern eine einfache Orientierungshilfe im Laden oder Online-Shop. Die Grundlage für das neue Umweltlabel für Kleidung ist die von der EU-Kommission entwickelte Methode des „Product Environmental Footprint“ (PEF). Frankreich hat sie um textilspezifische Faktoren erweitert – etwa zur Lebensdauer, Recyclingfähigkeit und zum Mikrofaserausstoß von Kleidungsstücken.

Ein Signal für die Modebranche

Ganz ohne Schwächen ist das System noch nicht. Denn bislang gilt keine Pflicht, Hersteller können also selbst entscheiden, ob sie das Umweltlabel für Kleidung verwenden wollen. Kritiker:innen befürchten, dass viele Firmen sich heraushalten könnten. Allerdings gibt es für teilnehmende Marken auch potenzielle Vorteile gegenüber der Konkurrenz: Sie  zeigen, dass sie Verantwortung übernehmen wollen und können damit Vertrauen schaffen. Wer künftig ein Label ein Label mit einer niedrigen Punktezahl – und damit guter Ökobilanz – vorweisen kann kann, wird bei bewussten Käufer:innen punkten. Das kann für viele Unternehmen ein Anreiz sein, die eigene Produktion umweltfreundlicher zu gestalten. 

Dass das nicht nur Wunschdenken ist, zeigt sich daran, dass sich bereits jetzt mehrere große Marken freiwillig am neuen System beteiligen – ein positives Signal, dass Transparenz als Wettbewerbsvorteil verstanden wird. Und je mehr Konsument:innen beim Einkauf nach den Umweltinformationen fragen, desto stärker wird der Druck auf andere Unternehmen, mitzuziehen. 

Das Umweltlabel erkennt an, dass nachhaltiger Konsum keine Frage von Idealismus allein ist, sondern durch klare politische Rahmenbedingungen gefördert werden kann – und muss. Frankreich wird damit zu einem Vorreiter in Europa – und macht vor, wie Politik und Verbraucher:innen gemeinsam Druck für mehr Nachhaltigkeit aufbauen können. 

Was wir selbst tun können

Mode ist global: Baumwolle aus Indien, Färbereien in Bangladesch, Transportwege um die halbe Welt. Jede Entscheidung im Kleiderschrank hat damit weltweite Auswirkungen. 

Frankreichs Umweltlabel für Kleidung erinnert uns daran, dass kleine Entscheidungen große Kreise ziehen können. Wer sich für ein T-Shirt mit einem besseren Rating entscheidet, setzt ein Signal – an Unternehmen, Handel und die gesamte Branche. Bis das Label vielleicht auch in Deutschland eingeführt wird, können wir schon jetzt einiges tun:

  • Auf andere Labels achten: Ob französisches Umweltlabel, EU-Energielabel oder Fairtrade – Transparenz verdient Unterstützung.
  • Lieblingsstücke länger tragen: Wer Kleidung pflegt, repariert und tauscht, reduziert den ökologischen Fußabdruck erheblich.
  • Bewusst konsumieren: Weniger, aber besser kaufen. Qualität statt Quantität.
  • Entwicklung beobachten: Je mehr Länder dem Beispiel Frankreichs folgen, desto stärker wird die Bewegung.

Beitragsbild: Ministère de la Transition écologique

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André Latz
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