Kunstblut als Lebensretter der Zukunft.

Japans universelles Kunstblut: Hoffnung für die Medizin weltweit

von | 25. September, 2025 | Gesundheit, Wissenschaft

Japan startet klinische Studien mit universellem Kunstblut: lange haltbar, für alle Blutgruppen geeignet, potenzieller Lebensretter weltweit.

In Japan hat im Frühjahr 2025 eine neue Ära in der Medizin begonnen: Zum ersten Mal wird dort künstliches Blut getestet, das für alle Menschen geeignet ist – unabhängig von der Blutgruppe.Was heute noch wie Zukunftsmedizin klingt, könnte schon in wenigen Jahren ein entscheidender Baustein sein, um Leben zu retten – in Notaufnahmen, bei Katastrophen und in Regionen mit mangelnder medizinischer Infrastruktur.

Warum Kunstblut gebraucht wird

Japan steht exemplarisch für eine Entwicklung, die viele Länder betrifft: eine alternde Bevölkerung, sinkende Spenderzahlen und gleichzeitig ein konstanter oder wachsender Bedarf an Blutkonserven. Während Operationen, Geburten oder Unfälle weiterhin Blutübertragungen erfordern, sinkt die Zahl der verfügbaren Blutspender kontinuierlich.

Das Problem verschärft sich in Katastrophenszenarien wie Erdbeben oder Tsunamis: Blut muss nicht nur typgerecht verfügbar sein, sondern auch frisch – doch Spenderblut ist lediglich rund vier Wochen haltbar. Kunstblut hingegen lässt sich bis zu zwei Jahre bei Raumtemperatur lagern. Damit wäre es sowohl in Großstädten als auch in entlegenen Regionen jederzeit einsatzbereit.

Kunstblut: sicher, haltbar, für alle geeignet

In Japan wird an künstlichem Blut geforscht, das für alle Menschen geeignet ist. Die Grundlage dafür sind sogenannte Hämoglobin-Vesikel. Dabei wird der rote Blutfarbstoff Hämoglobin aus alten Blutspenden genommen, in kleine Fettkügelchen verpackt und dadurch haltbar gemacht. Das hat viele Vorteile: Das Kunstblut passt zu jeder Blutgruppe, es ist frei von Viren und kann bis zu zwei Jahre gelagert werden. Außerdem transportiert es Sauerstoff genauso gut wie natürliche rote Blutkörperchen. Auffällig ist nur die Farbe – das Kunstblut ist violett. Auch andere Forscher:innen in Japan arbeiten an künstlichen Sauerstoffträgern. Professor Teruyuki Komatsu von der Chuo University entwickelt zum Beispiel eine Eiweißhülle, die nicht nur Sauerstoff transportieren kann, sondern auch den Blutdruck stabilisiert. Das könnte bei Schlaganfällen oder starken Blutungen helfen.

Von Tierversuch zum Mensch

Japan hat bereits 2022 in einer Vorstudie gezeigt, dass HbVs Sauerstoff ähnlich zuverlässig wie rote Blutkörperchen transportieren können. Im März 2025 wurde nun erstmals Kunstblut an 16 gesunde Freiwillige verabreicht – in Mengen zwischen 100 und 400 Millilitern.

Sollten sich keine schwerwiegenden Nebenwirkungen zeigen, folgen breitere Studien. Ziel ist es, das Präparat bis 2030 offiziell zugelassen und einsatzbereit zu machen. Damit könnte Japan das erste Land sein, das Kunstblut regulär in der Notfall- und Intensivmedizin einsetzt.

Globale Dimension: Ein möglicher Gamechanger

Der Bedarf ist immens: Die Weltgesundheitsorganisation schätzt, dass jährlich 118 Millionen Blutspenden gesammelt werden – 40 % davon in wohlhabenden Ländern, die nur 16 % der Weltbevölkerung stellen. Für ärmere Regionen bedeutet das: zu wenig Blut für Operationen, Geburten oder Unfallopfer.

Künstliches Blut  könnte hier entscheidend sein:

  • In der Geburtshilfe, um Mütter bei Komplikationen zu retten
  • Bei Naturkatastrophen, wenn logistische Engpässe Transfusionen verhindern
  • In der Chirurgie und Unfallmedizin, wo Zeit oft über Leben und Tod entscheidet

So könnte ein japanisches Forschungsprojekt Millionen Menschen weltweit zugutekommen.

Stimmen aus der Wissenschaft

Internationale Experten begrüßen die Entwicklung mit vorsichtigem Optimismus.
Professor Ash Toye (Universität Bristol) betont:

„Die Einführung eines neuen klinischen Versuchs mit kunstblutbasierten Produkten in Japan ist ein spannender Schritt. Die Vorteile liegen klar auf der Hand: keine Kompatibilitätsprobleme und potenziell bessere Sauerstoffversorgung, selbst in blockierten Gefäßen.“

Er weist allerdings darauf hin, dass die Herstellung derzeit noch begrenzt ist: Das benötigte Hämoglobin stammt bisher aus abgelaufenen Blutspenden. Damit lässt sich nur eine begrenzte Menge produzieren. Auf lange Sicht müsse deshalb auf biotechnologisch hergestelltes Hämoglobin umgestellt werden, um Kunstblut in großem Umfang verfügbar zu machen.

Hoffnungsträger mit Hürden

Noch ist vieles ungeklärt: Wie sicher ist Kunstblut langfristig, wie lässt es sich im großen Maßstab einsetzen und welche Regeln braucht es dafür? Trotzdem ist der Ansatz vielversprechend – ein Blutprodukt, das für alle Menschen geeignet ist, lange gelagert werden kann und weltweit verfügbar wäre. Wenn Japan seine Pläne bis 2030 umsetzt, könnte das nicht nur die nationale, sondern auch die globale Medizin verändern. Projektleiter Hiromi Sakai betont: „Die Notwendigkeit künstlicher Blutzellen ist erheblich, da es derzeit keinen sicheren Ersatz für rote Blutkörperchen gibt.“ Ob Blutknappheit damit eines Tages Geschichte sein wird, entscheiden die kommenden Jahre.

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