Mut zu Veränderung jenseits von Profit

Mit den Händen in der Erde: Wie Acker Bildung neu denkt

von | 6. September, 2025 | GuteZukunft, Füreinander, Klima

Lernen mit den Händen in der Erde: Acker bringt Natur zurück in Klassenzimmer und Nachbarschaften.

Das Sozialunternehmen Acker bringt Natur zurück in Klassenzimmer und Nachbarschaften. Gründer Christoph Schmitz verrät, warum Lernen mit den Händen in der Erde mehr bewirken kann als jede Theorie.

GuteZukunft #11

Wo entstehen die Ideen für eine GuteZukunft? Wir sprechen mit Unternehmer:innen, Kreativen und Visionär:innen über ihre Innovationskraft, Inspirationsquellen und Visionen – und zeigen, wie positive Konzepte echte Veränderungen möglich machen.

GNM: Wer bist du und was machst du?

Ich bin Christoph Schmitz, Gründer und Geschäftsführer des Sozialunternehmens Acker.

2014 ist Acker aus einer ganz persönlichen Überzeugung entstanden: Als frischgebackener Papa habe ich mich gefragt, wie Kinder heute eigentlich aufwachsen. Verstehen sie noch, wo unser Essen herkommt? Wie etwas wächst, geerntet wird – und was das mit unserer Verantwortung gegenüber Natur und Gesellschaft zu tun hat?

Diese Fragen ließen mich nicht mehr los. Mit meinem Hintergrund in der Agrarwissenschaft und dem Blick auf unser Bildungssystem wurde schnell klar: Kinder, Jugendliche und Erwachsene müssen wieder selbst erleben können, wie eng Ernährung, Natur und gesellschaftliche Verantwortung zusammenhängen – draußen, auf dem Acker, mit den Händen in der Erde.

Seit über elf Jahren entwickeln wir mit Acker Bildungsprogramme und Initiativen, die Natur wieder in den Alltag von Schulen, Kitas und andere Gemeinschaften bringen und so langfristig Wirkung entfalten. Mit den AckerRackern gehen wir in Kitas, die GemüseAckerdemie richtet sich an Schulkinder und mit der AckerPause sprechen wir Nachbarschaften, Unternehmen und Pflegeeinrichtungen an. 

GNM: Was sind konkrete Beispiele für nachhaltigen oder sozialen Fortschritt in deiner Arbeit?

Mit Acker haben wir in den letzten elf Jahren über 400.000 Kindern und Jugendlichen an 1.960 Lernorten ermöglicht, einen eigenen Bezug zu Lebensmitteln und Natur aufzubauen – und damit langfristig nachhaltige Konsum- und Lebensweisen angestoßen.

Heute sind wir über 160 Menschen im Team, die genau daran arbeiten, gemeinsam mit Schulen, Unternehmen und Kommunen.

Mit dem AckerFestival, das wir im letzten Jahr ins Leben gerufen haben, bringen wir diese Perspektiven zusammen und denken sie weiter: systemisch, im Zusammenspiel von Bildung, Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft. Und immer mit dem Ziel, gesellschaftlichen Wandel anzustoßen, der bleibt.

Dieses Jahr steht das Festival unter dem Motto „Fair Play“ und findet am 10. und 11. September in der Malzfabrik in Berlin statt.

GNM: Was macht dich persönlich optimistisch für die Zukunft deiner Branche?

Mich macht zuversichtlich, dass immer mehr Menschen nicht auf Neinsager hören, sondern einfach machen. Gerade junge Gründer:innen, Aktivist:innen und Bildungspionier:innen packen mutig an und zeigen jeden Tag: Wandel ist möglich, wenn wir ihn selbst gestalten.

GNM: Welche aktuellen Trends werden deiner Meinung nach in den nächsten Jahren besonders großen Einfluss haben?

Ich glaube, wir werden einen Shift von klassischem Wachstum hin zu Wirkung und Resilienz erleben. Unternehmen und Organisationen, die in Allianzen denken, werden die Zukunft prägen – und nicht mehr die, die nur auf Konkurrenz und Profit setzen.

GNM: Wie können Technologien/Ideen aus deiner Branche dabei helfen, globale Herausforderungen zu lösen?

Bildung ist ein zentraler Schlüssel – auch für Klimaschutz, Gesundheit oder soziale Gerechtigkeit. Wenn wir Menschen befähigen, Zusammenhänge zu verstehen und Verantwortung zu übernehmen, packen wir viele Probleme direkt an der Wurzel.

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Christoph Schmitz bringt mit Acker Jung und Alt die Natur näher.

GNM: Wo siehst du Potenzial in der Zusammenarbeit deiner Branche mit anderen Sektoren?

Der wichtigste Schritt ist, den eigenen Wirkungsfokus zu klären: Wofür sind wir als Organisation eigentlich da – jenseits von Gewinn? Und dann offen sein für neue Allianzen. Und dazu kommt: Wir müssen verstehen, dass Warten keine Option ist.

Die großen Herausforderungen unserer Zeit – von Klimakrise bis Bildungsgerechtigkeit – lassen sich nur lösen, wenn Wirtschaft, Politik, Bildung und Zivilgesellschaft echte Allianzen schmieden. Kein Sektor kann das alleine stemmen. Genau deshalb haben wir mit dem AckerFestival einen Rahmen geschaffen, in dem solche Allianzen nicht nur diskutiert, sondern direkt erlebbar werden.

Wenn dort Verena Pausder, als Vorstandsvorsitzende des Startup-Verbands eine starke Stimme für unternehmerischen Wandel, auf Micha Fritz, den Gründer von Viva con Agua, der soziale Wirkung global vorantreibt, und Caroline von St. Ange, die als Lerncoach und Bildungsaktivistin Bildung neu denkt, trifft, wird klar, wie kraftvoll diese Schnittstellen sind. Unsere Vision ist, dass aus solchen Begegnungen neue Ansätze entstehen, die weit über Branchengrenzen hinaus wirken.

GNM: Welche Vision für die Zukunft treibt dich in deiner Arbeit bei Acker an?

Ich möchte eine Gesellschaft mitgestalten, in der Bildung, Ernährung und Wirtschaft zusammen ein stabiles Fundament bilden. Meine Vision ist, dass Verantwortung und Wertschätzung das neue Normal werden.

Ich bin davon überzeugt, dass wir das Spielfeld für die nächsten Generationen jetzt neu gestalten müssen. Ich erlebe jeden Tag, wie Bildung Menschen befähigt, Dinge anders zu sehen – und genau das treibt mich an, mir die Hände für eine zukunftsfähige Welt dreckig zu machen.

Bilder: Acker e. V. / Marie Knigge

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