Guter Geschmack schlägt jedes Vorurteil

das ist ein GNM+ ArtikelSophia Hoffmann verändert mit pflanzlicher Küche und Mitgefühl die Gastronomie

von | 15. Juni, 2025 | GNM+, #11 – Tierisch Gut

Vegane Ernährung bedeutet für Sophia Hoffmann weit mehr als Trend oder Verzicht. In ihrem Restaurant HAPPA gehen kreative Küche, Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit Hand in Hand und zeigen, wie aus Mitgefühl Bewegung entstehen kann.

Vegane Ernährung bedeutet für Sophia Hoffmann weit mehr als Trend oder Verzicht. In ihrem Restaurant HAPPA gehen kreative Küche, Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit Hand in Hand und zeigen, wie aus Mitgefühl Bewegung entstehen kann.

Von Luca Aulbur & Florian Vitello

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Sonnenscheinsalat mit Spinat, Matcha-Kurkuma-Brot, oder Mais-Chili-Muffins, Sophia Hoffmans Gerichte sind so bunt wie die Wände des HAPPAs selbst. Ihr Restaurant in Berlin-Kreuzberg kocht mit rein pflanzlichen Produkten und verwendet wirklich alles – von der Wurzel bis zur Blattspitze. Doch das Wort „vegan“ nutzt Sophia nur ganz selten.

Das gehört zum Konzept der Köchin, Autorin und Aktivistin, die mittlerweile vier Kochbücher veröffentlicht hat. Aus Empathie anderen Lebewesen gegenüber isst sie seit 12 Jahren keine tierischen Produkte mehr, aber ihre Leser:innen und Gäste will sie nicht dogmatisch belehren. Statt über Begrifflichkeiten zu streiten, überzeugt sie lieber mit kreativen Rezepten und gutem Geschmack. Mit Low-Waste, fairen Preisen und Frauenpower setzt sie neue Gastro-Standards.

Das HAPPA: Nachhaltiger Genuss für alle

Das Konzept von HAPPA steht auf drei Standbeinen: einem Mittagstisch von Montag bis Donnerstag, sechs Dinner-Events im Monat sowie privaten Buchungen. Der Mittagstisch bietet wöchentlich wechselnde, kleine Karten. Alle Gerichte darauf sind vegan, bio-zertifiziert und im Sinne einer kreislaufwirtschaftlichen Low-Waste-Philosophie zubereitet. Ihr Gemüse bezieht Sophia dafür von der Initiative Querfeld, die krummes oder unperfektes Gemüse rettet. So landen herzförmige Kartoffeln, zu lang geratene Frühlingszwiebeln und krumme Gurken auf dem Teller statt im Müll.

Dabei ist das HAPPA kein exklusives Berliner Lifestyle-Restaurant. Sophia möchte Menschen aus möglichst allen Gesellschaftsschichten ansprechen. Die pflanzliche Küche und das Konzept sind für sie kein Grund, Gerichte teuer zu verkaufen, sondern im Gegenteil ein Preisvorteil gegenüber Gastrobetrieben, die Fleisch und Fisch anbieten. Für Personen mit kleinem Geldbeutel gibt es daher manche Gerichte im HAPPA für weniger als zehn Euro.

Sophia betreibt das HAPPA nicht allein. Mitgründerin Nina Peterson war früher als Projektmanagerin tätig und steht ihr gemeinsam mit einem Team von zwei Köchinnen und drei Kellnerinnen zur Seite. In einer sonst stark männlich dominierten Branche schaffen die Gründerinnen bewusst Arbeitsplätze für Frauen, die gerecht entlohnt werden sollen. Der Grundsatz erstreckt sich auch auf die Zulieferbetriebe. So bezieht das HAPPA seinen Kaffee von der ruandischen Frauenkooperation Angelique‘s Finest. Die gesamte Produktion liegt in den Händen der Kaffeebäuerinnen, bloß der Vertrieb und die Vermarktung finden in Deutschland statt. Der wirtschaftliche Gewinn bleibt im Land und soll zusätzlich postkoloniale Strukturen bekämpfen.