Tierarten, die als fast ausgestorben galten, werden seit einigen Jahren immer häufiger wieder gesichtet. In Deutschland und weltweit, der Einsatz für den Erhalt der Tiere zeigt deutlich seine Wirkung.
Diesen Artikel aus unserem Printmagazin „Tierisch Gut“ und weitere Vorteile gibt’s im GNM+ Abo. Unsere ePaper hier lesen.
Artikel anhören; 8:41 Minuten (für Mitglieder)
Seit jeher hört man, dass immer mehr Tierarten vom Aussterben bedroht sind. Manche Spezien existieren bereits nicht mehr. Illegale Jagden, Zerstörung des Lebensraums oder klimaabhängige Faktoren sind der Grund dafür. Ohne ausreichend Nahrung, Schutz oder Fortpflanzungsmöglichkeiten geraten sie an ihr Existenzminimum.
Zum Glück haben es sich immer mehr Tier-und Umweltschützer:innen zur Aufgabe gemacht, durch verschiedene Programme, Prävention und gesetzliche Maßnahmen die Lebensbedingungen gefährdeter Tiere langfristig zu verbessern und zu schützen – mit Erfolg!
Kamerunflussdelfine im Nationalpark in Senegal
Lange Zeit galt diese Delfinart, die an der Küste Westafrikas lebt, als fast komplett ausgestorben. Der Grund dafür ist das illegale Jagen der Tiere. Für viele Fischer sind die Delfine ein gewinnbringendes Geschäft. Ob als Delikatesse oder als Köderfleisch für den Haifischfang, sie landeten immer häufiger in den Fängen der Fischernetze. Aufgrund dessen wurde 1976 das Flussgebiet Delta Saloum zum Nationalpark und strengem Naturschutzgebiet, welches größere Kontrollen bei Fischern durchführt. Umweltschützer:innen erforschen seit 2021 das Verhalten der Delfine und installieren Mikrofone in den Flüssen des Nationalparks, um sicherzustellen, wo genau sich die Kamerunflussdelfine aufhalten. Dadurch können sie Rückschlüsse auf ihre Verhaltensweisen ziehen. Mittlerweile lässt sich sagen, dass die Maßnahmen einen erheblichen Einfluss auf die Erholung der Art haben. Fast 200 Kamerunflussdelfine wurden seit 2021 im Nationalpark Delta Saloum eindeutig identifiziert und Expert:innen schätzen den Delfin-Bestand auf ganze 400 Stück, was mehr als erhofft ist und einen riesigen Erfolg für die ganze Arbeit darstellt.
Waldrappen nach über 400 Jahren in Europa entdeckt
Der Waldrapp ist ein Ibisvogel, der bis ins 16. Jahrhundert als Brutvogel in den Alpen lebte. Da er zur damaligen Zeit als eine Köstlichkeit galt, wurde er von Menschen gejagt und durch Kälteperioden, die dem Ibisvogel schadete, verschwand er komplett . Nur in wenigen Rückzugsgebieten in Nordafrika und Kleinasien überlebte er, aber auch da waren die Waldrappen durch Pestizide und Bejagung nicht sicher. Dank Nachzuchten in Zoos konnte das völlige Verschwinden der Art verhindert werden. Erstaunlicher erscheint einem der Fakt, dass nun sieben Exemplare in Südtirol in freier Wildbahn gefunden worden sind. Diese Sichtung ist Teil der Bemühungen des EU-finanzierten Projekts „LIFE Northern Bald Ibis“, das seit 2014 darauf abzielt, den Waldrappen als Zugvogel in Europa wieder anzusiedeln. Im Rahmen dieses Projekts werden jährlich in Österreich und Deutschland Waldrappen aufgezogen und mit Hilfe von Motorschirmfliegern auf ihre Zugrouten vorbereitet, da sie den Weg zu ihren Winterquartieren in der Toskana erst noch erlernen müssen. So kommt es, dass nach knapp 400 Jahren rund 200 Waldrappen Anfang 2022 in Europa erstmals gesichtet wurden.
Eine Plattform, die bei seltenen Tierfunden hilft
Immer mehr seltene Arten von Seepferdchen, Schildkröten und Rochen werden in der Nordsee gesichtet. Vier Meeresschildkröten wurden vereinzelt auf Norderney ,Amrum und Sylt entdeckt, sowie Nagelrochen, die wegen der Überfischung 1970 aus dem Wattenmeer komplett verschwanden, jedoch 2016, 2017 und 2020 wieder mehr gesichtet wurden. Auch von den seit den 1930-er Jahren nicht mehr im Wattenmeer heimischen Kurzschnäuzigen Seepferdchen wurden von 2022 bis 2024 ganze 70 Exemplare ausfindig gemacht. Eine große Hilfe ist der sogenannte „Beach Explorer“, wobei Strandspaziergänger aufgerufen werden, Funde im Spülsaum der Nordsee zu melden, um Erkenntnisse über die Arten, Klimaeinflüsse und den Meeresschutz zu gewinnen. Über die Plattform können über 1.500 Arten bestimmt und Funde in eine Datenbank eingetragen werden. Mit über 50.000 Datensätzen liefert das Projekt wertvolle Informationen für die Wissenschaft und den Naturschutz.
Sombrero-Boden-Eidechsen erholen sich
Diese Eidechsen leben auf der Sombrero-Insel, welche ein Teil von Anguilla in der Karibik ist. In 2018 gab es weniger als 100 Exemplare, was zum einen an den klimatisch bedingten Sturmfluten und Hurrikanen lag, die den Lebensraum und die Population der Eidechsen fast zerstörten und zum anderen an Mäusen, die voraussichtlich damals durch Menschen auf die Insel gelangten und verhinderten, dass sich die dortigen Pflanzen regenerieren konnten. Dies führte dazu, dass die Mäuse den Eidechsen lebenswichtige Nahrung, sowie Schutz raubten und auch die Eier und Jungen der Eidechsen jagten. In den letzten Jahren kümmerte man sich aktiv um diese Problematik und entfernte die invasiven Mäuse, sodass nun sechs Jahre später, im Jahr 2024, der Eidechsen Bestand mit 1.600 Stück bestätigt wurde.
Der Iberische Luchs ist offiziell nicht mehr kritisch gefährdet
Im Jahr 2002 galt der Iberische Luchs, der hauptsächlich in Spanien und Portugal residiert, von der IUCN, einer internationalen Weltnaturschutzunion, als kritisch gefährdet und war somit auf der Roten Liste, da es nur noch 62 ausgewachsene Luchse gab. Der Hauptgrund dafür war, dass zu der damaligen Zeit der Luchs als eine Art Plage angesehen wurde und allein deswegen viele Individuen von Menschen getötet wurden. Die Hauptbeute der Luchse, die europäischen Kaninchen, die selbst auch als gefährdet eingestuft worden sind,wurden mit der Viruserkrankung Myxomatose infiziert,an denen sie folglich starben und die Population der Luchse stürzte zusammen. Es war dringend notwendig, Maßnahmen einzuleiten, um die Iberischen Luchse vor dem endgültigen Auslöschen zu bewahren. Zu diesen Maßnahmen zählen die Förderung der Population des Europäischen Kaninchens und der Schutz sowie die Wiederherstellung des natürlichen Lebensraums des Luchses. Zudem wird versucht, die durch menschliche Einflüsse verursachten Todesfälle bei Luchsen – etwa durch Jagd, Fallen oder Verkehrsunfälle – zu reduzieren. Um die Luchspopulation zu vergrößern, haben sowohl Spanien als auch Portugal Tiere aus Zuchtprogrammen ausgewildert und wilde Exemplare in geeignete Regionen umgesiedelt, mit vollem Erfolg. Nach 20 Jahren Schutz-Bemühungen hat sich die Population der Luchse auf mehr als 2.000 erhöht. Nun wurde der Iberische Luchs als “verwundbar” bei der IUCN eingestuft und steht somit nicht mehr auf der roten Liste.
Olive ridley turtles legen mehr Eier als zuvor
Die Oliv-Bastardschildkröten-Nistplätze an den Stränden von Bangladesch werden seit Jahrzehnten vom zunehmenden Touristenverkehr zerstört. Viele Schildkröten kommen außerdem in Fischernetzen im Meer ums Leben. Aus diesem Grund ergriff die Regierung verschiedene Maßnahmen, um Schildkröten einen sicheren Lebensraum zu bieten, darunter auch die Einrichtung spezieller Schutzzentren.So wurden in der Stadt Cox’s Bazar fünf Naturschutzzentren für Meeresschildkröten aufgebaut, in denen Jungtiere unter kontrollierten Bedingungen schlüpfen können. Auf dem Sandstrand wurden künstliche Nistplätze angelegt, um die Eiablage zu unterstützen. Dies könnte laut Sarwar Alam, Forstbeamter der südlichen Forstverwaltung von Cox’s Bazar, zu einem Anstieg der Schildkröten führen, die den Strand zur Eiablage aufsuchen. Auch verschiedene Sensibilisierungsprogramme unter den Einheimischen und den Fischern, die klarstellen sollen, wie wichtig Schildkröten für die Meere und den Fischfang sind, da sie den Schmutz im Meer fressen, sollen in der Zukunft nachhaltig helfen. Bis jetzt auch sehr vielversprechend, denn die Schildkröten legten 12.425 Eier in 2024, was 53% mehr als im vorherigen Jahr war.
Artikel anhören
Foto von bapt miller auf Unsplash