Julia Karnahl engagiert sich bei der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung für die Stärkung der Demokratie. Im Interview spricht sie über demokratische Kompetenzen, politische Bildung und die Frage, wie wir junge Menschen für Engagement begeistern – und warum Unternehmen dabei eine zentrale Rolle spielen.
Wo entstehen die Ideen für eine GuteZukunft? Wir sprechen mit Unternehmer:innen, Kreativen und Visionär:innen über ihre Innovationskraft, Inspirationsquellen und Visionen – und zeigen, wie positive Konzepte echte Veränderungen möglich machen.
GNM: Wer bist du und was machst du?
Ich bin Referentin im Bereich „Demokratie stärken“ der Hertie-Stiftung. Vorher habe ich lange den Bereich „Politische Bildung“ in der Kommunikationsagentur jungvornweg geleitet. Und wieder davor habe ich die Redaktion der Jugendzeitschrift Spiesser geleitet und dort vor allem gesellschaftspolitische und Bildungsthemen umgesetzt.
GNM: Was motiviert dich, täglich an einer besseren Zukunft zu arbeiten?
Die jungen Menschen, denen ich täglich begegne. Mein ganzes berufliches Leben lang versuche ich, jungen Menschen Politik nahezubringen, ihnen Lust zu machen aufs Mitgestalten.
Bei der Hertie-Stiftung arbeiten wir in verschiedenen Projekten mit jungen Menschen zusammen: Bei „Jugend debattiert“ üben Jugendliche an Schulen eine konstruktive Debattenkultur. Bei „Jugend entscheidet“ werden sie in kommunale Entscheidungen einbezogen. Bei „Beruf:Politik“ begleiten wir junge Erwachsene auf dem Weg ins parteipolitische Engagement. Und im Programm „Leaders For Democracy“ übernehmen junge Führungskräfte in ihrem Unternehmen gesellschaftliche Verantwortung.
Die Momente, die ich im Rahmen dieser Projekte immer wieder erlebe – wenn sich jemand von der Grünen Jugend intensiv mit jemandem von der Jungen Union über Onboarding-Prozesse in Parteien austauscht, wenn Jugendliche Politikerinnen und Politikern alle ihre Fragen zum Politikalltag stellen und danach sagen „Ich versuche das jetzt auch!“, wenn junge Berufstätige aus ganz verschiedenen Branchen gemeinsam über Erinnerungskultur diskutieren – das gibt mir so viel Kraft und Hoffnung für die Zukunft.
Ich habe gerade ein Buch für junge Menschen in der „für Dummies“-Reihe veröffentlicht: „Politik verstehen und mitgestalten“. Darin will ich vor allem zeigen, wie viele verschiedene Möglichkeiten es gibt, sich politisch einzubringen. Denn ich glaube, es ist unglaublich wichtig, dass junge Menschen verstehen, dass sie etwas verändern können – und dass es Freude macht, aktiv zu gestalten.
GNM: Was macht dich persönlich optimistisch für die Zukunft der Demokratie?
In meinem Arbeitsbereich, der Demokratieförderung, gibt es natürlich erst mal akuten Grund zur Sorge: Weltweit sehen wir Rollbacks, Rückentwicklungen in Richtung Autokratie. Die Demokratie verliert an Zuspruch, viele Menschen vertrauen den demokratischen Institutionen nicht mehr. Und es gibt zu wenige Menschen, die bereit sind, sich einzubringen, politische Ämter und Mandate zu übernehmen, vor allem auf kommunaler Ebene.
Die gute Nachricht? Das Problembewusstsein wächst und es gibt viele Menschen und Organisationen, die sich konstruktiv und lösungsorientiert damit beschäftigen, was man ändern und verbessern könnte.
Im Projekt „Beruf:Politik“ der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung beschäftigen wir uns viel mit der Frage, wie der politische Betrieb,…