Wie können wir Straßen lebenswerter gestalten? An welchen grünen, smarten oder besonders gemeinschaftlichen Vorbildern aus anderen Ländern können wir uns orientieren? Eine interaktive Ausstellung in Berlin geht diesen Fragen nach und stellt konkrete Pläne für zehn Berliner Straßen vor.
Ein bewohnbarer Garten mitten in der Stadt, Parks mit Hängematten und Photovoltaik-Panele auf den Dächern der Straßenbahnhaltestellen. Mit diesen und vielen weiteren Ideen lockt die Freilicht-Ausstellung „immer modern! Berlin und seine Straßen“ in Berlin-Mitte. Die Skizzen und Ideen, die hier vorgestellt werden, stammen von zehn Architekturbüros. Sie wollen damit die Bevölkerung, aber auch Politik und Wissenschaft zum Dialog einladen.
Straßen von heute, Zuhause von Morgen
Organisiert wird die Ausstellung vom Architekten- und Ingenieurverein zu Berlin-Brandenburg e.V., der damit seinen 200. Geburtstag feiert. Aus diesem Anlass schaut die Ausstellung auch auf das Berliner Stadtbild der letzten 200 Jahre, das geprägt wurde durch Krisen, Krieg und Spaltung, aber auch Zeuge von Wiedervereinigung und Wachstum ist. Der Ausstellungsteil “Große Straßen von heute“ zeigt die Geschichte von großen Straßen und Orten in Berlin, wie etwa dem Kurfürstendamm oder der Bundesallee. Mit Fotos und Stadtplänen wird ein Bild davon gemalt, wie Berlin zu der Stadt geworden ist, die wir heute kennen.
Aber die Ausstellung bleibt nicht in der Vergangenheit stehen: Zehn Architekturbüros zeichnen im Ausstellungsteil “Große Straßen für Morgen” eine moderne Vision der Hauptstadt. Konkret haben sie dabei zehn Berliner Straßen im Blick. Das Stichwort lautet grüner, gemeinschaftlicher und nachhaltiger. So könnte zum Beispiel rings um die Holzmarktstraße ein städtischer Garten entstehen, durch den sich Auto- und Fahrradstraßen schlängeln.
Am Platz der Vereinten Nationen könnte eine kilometerlange Wasserfläche angelegt werden, die bis hinein in die Mollstraße führt. Damit geben sich die Architekt:innen ganz und gar der Idee vom “Wohnen im Grünen” hin und zeigen, was alles möglich ist. Weitere Ideen sind begrünte Dachflächen, bislang ungenutzte Flächen für Bürger:innen nutzbar zu machen und die Wartebereiche von Haltestellen mit Cafés auszustatten. Auch für die Mobilität, den Rad- und Fußverkehr, gibt es einige innovative Umgestaltungsideen. Dabei geht der Blick auch ins Ausland, wo einige dieser Konzepte bereits erfolgreich umgesetzt wurden.
San Francisco und Kopenhagen nach Berlin bringen
Am Beispiel der „Street Life Zonen“ in San Francisco zeigt die Ausstellung, wie man auf bereits bestehenden Vorbildern aufbauen kann. Eine weitere kreative Stadtplanung kommt aus Kopenhagen: Hier wurde das Straßenprofil so geändert, dass Regenwasser von der Straßenoberfläche in Becken geleitet wird, die wiederum den Mittelpunkt neuer Freizeitorte bilden. Um die Wasserbecken herum gibt es dort heute Stadtgärten, Parks mit Hängematten oder Spielplätze. Etwas, das sich die Architekt:innen auch für Berlin vorstellen können.
Denn für den Vorstandsvorsitzenden des Vereins, Tobias Nöfer, ist es besonders wichtig, dass öffentliche Räume nicht nur als Verkehrsräume verstanden werden, sondern als Orte der Begegnung:
“Öffentliche Räume sind wichtig für das Funktionieren unserer freiheitlichen und demokratischen Gesellschaft – ihr Zustand hat unmittelbaren Einfluss und kann Gesellschaften formen”, betont er.
Um die Öffentlichkeit in das Zukunftsprojekt mit einzubeziehen und Diskussionen anzustoßen, gibt es einige begleitende Veranstaltungen. Auch Bundesverkehrsminister Volker Wissing und BVG-Chef Hendrik Falk haben zum Auftakt des Projekts an einem Symposium teilgenommen. Die Ergebnisse aus den Gesprächen wollen die Veranstalter:innen im Anschluss an die Ausstellung veröffentlichen und konkrete Handlungsempfehlungen vorstellen, wie ein Berlin der Zukunft aussehen könnte.
Die Ausstellung findet noch bis zum 30. November statt: immer modern! Berlin und seine Straßen
Beitragsbild: © TCHOBAN VOSS Architekten GmbH / St raum a. GmbH