Mithilfe der CAR-T-Zell-Therapie könnte ein signifikanter Durchbruch bei der Bekämpfung der Lupus-Erkrankung erzielt werden.
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Erlangen, eine charmante Stadt in Bayern, ist vielleicht nicht das erste, was einem in den Sinn kommt, wenn man an wissenschaftliche Durchbrüche denkt. Doch hinter den malerischen Fassaden und den ruhigen Straßen verbirgt sich ein Zentrum medizinischer Innovation. Erlangen hat sich nämlich in den letzten Jahren zu einem bedeutenden Schauplatz im Kampf gegen Lupus entwickelt, einer chronischen Autoimmunerkrankung, die Millionen von Menschen weltweit betrifft. In den Laboren der Stadt arbeiten Wissenschaftler:innen und Ärzt:innen mit Hochdruck daran, Lösungen zu finden, die das Leben von Lupus-Patienten verbessern und eines Tages vielleicht sogar eine Heilung ermöglichen könnten. Diese Lösung liegt in der sogenannten CAR-T-Zell-Therapie. Daher rückt Erlangen nun ins Rampenlicht der internationalen medizinischen Forschung – als Hoffnungsträger für all jene, die von Lupus betroffen sind.
Die erste weltweite praktische Anwendung dieser Therapieform bei einer schwer betroffenen Patientin erfolgte im März 2021 genau hier im Erlanger Uniklinikum. Bereits wenige Wochen nach dem Eingriff ging es der damals 20-jährigen Thu-Thao V. wieder gut – die bestehenden Lupus-Symptome waren schon innerhalb dieser kurzen Zeit verschwunden. So wurde es ihr sogar wieder ermöglicht, Sport zu treiben. Damit dies auch so bleibt, nimmt sie weiterhin Tabletten zur Regulierung ihres Blutdruckes, was gleichzeitig auch ihre Nieren entlastet. Auch drei Jahre nach der CAR-T-Zell-Therapie lebt sie beschwerdefrei und kann ein normales Leben samt Studium führen. Die ehemals so gravierende Lupus-Erkrankung ist nicht mehr in ihrem Blut nachweisbar. Aufgrund dieses Therapieerfolgs hat Thu-Thao auch den Titel „Die, die den Wolf besiegte“ erhalten.
Was ist die Lupus-Erkrankung überhaupt?
Werfen wir zuerst einen Blick auf die Lupus-Erkrankung selbst. Beim Lupus erythematodes (LE) handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem statt Krankheitserregern fälschlicherweise gesunde Zellen im Körper angreift. Dies geschieht durch die Kreierung von Antikörpern, welche von Zellen des Immunsystems, den B-Lymphozyten, gebildet werden und welche wiederum zu Entzündungen führen. Die Vielfalt und Menge dieser Antikörper übertrifft dabei jede andere Krankheit. Verschiedene Organe und Gewebe können davon betroffen sein, einschließlich Haut, Gelenken, Nieren, Gehirn, Herz und Lungen. Die Hautveränderungen, die bei der Erkrankung auftreten und teilweise zu Narbenbildung und Rötung führen, sind es auch, die der Krankheit ihren Namen gegeben haben: Sie erwecken den Eindruck von verheilten Wolfsbissen.
Eine weitreichende Symptomatik
Aufgrund der Vielzahl der möglichen betroffenen Stellen wird die Erkrankung in zwei verschiedene Formen kategorisiert. Zum einen gibt es den sogenannten kutanen Lupus erythematodes, der ausschließlich die Haut befällt. Zum anderen existiert der systemische Lupus erythematodes (SLE). Diese Form breitet sich im gesamten Körper aus und befällt auch die inneren Organe. Das Bestehen des SLE schließt eine existierende Hautbeteiligung allerdings nicht aus. Auch kann eine kutane Form in eine systemische übergehen.
Zu den häufigsten Symptomen gehören Hautausschläge, Gelenkschmerzen und -schwellungen, Müdigkeit, Fieber sowie Schmerzen im Brust- und Bauchbereich. Im Grundsatz variiert die Symptomatik aber durchaus stark, da die systemische Form des Lupus potentiell jedes Organ befallen kann. Bei einem Drittel der Lupus-Patient:innen tritt eine schmetterlingsförmige Rötung im Gesicht auf, die über beide Wange…