Was die EM uns über Deutschland lehrte

Die EM 2024: Das können wir für unsere Gesellschaft mitnehmen

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von | 14. Juli, 2024

Die EM neigt sich dem Ende zu und sie birgt das Potenzial in sich, etwas Grundlegendes für unsere Gesellschaft zu hinterlassen.

Der ehemalige englische Nationalspieler Gary Lineker sagte einst, dass Fußball ein einfaches Spiel sei. So würden 22 Männer 90 Minuten lang einen Ball jagen und am Ende gewinnen immer die Deutschen. Vergangene Woche musste eine ganze Nation jedoch feststellen, dass sich die Zeiten geändert haben. Flanke von Dani Olmo, Kopfball durch Mikel Merino und vorbei war der Titeltraum. In den Wohnzimmern, den Gaststätten und auf den Fanmeilen saß der Schock tief und auch noch Tage danach schmerzt es beim ein oder anderen. Doch neben der Enttäuschung, ist vor allem eines geblieben: Gemeinschaft. Wie wir uns dieses Gefühl auch nach der EM erhalten können.

Ein Erfolg über den Sport hinaus

Man kann auf jeden Fall festhalten, dass die deutsche Nationalmannschaft in diesem Turnier etwas Großes geschaffen hat, was auch über den sportlichen Erfolg hinausgeht. Millionen von Menschen haben sich deutschlandweit versammelt, um vereint ihre Mannschaft anzufeuern. Es wurden Rekordquoten vor den Fernsehern verbucht, die Fanmeilen waren voll, die Trikots der Nationalelf wurden Verkaufsschlager und der alltägliche Diskussionsstoff bestand aus der Frage, ob Havertz oder Füllkrug in der Spitze starten sollte.

Nicht zu vergessen sind zuletzt die hunderttausenden Gäste aus dem Ausland. So wurde Dortmund orange, Düsseldorf wurde zeitweise von Österreicher:innen erobert und in Köln fand man nur noch Schottenröcke. Letzteres betreffend wurde sogar in beiden Ländern eine zweisprachige Petition gestartet, um einen dauerhaften Austausch zwischen Schottland und Deutschland zu fördern. So sollen wechselweise jährliche Freundschaftsspiele folgen. In Betracht dieser Lage hat die Europameisterschaft einen Beitrag zur Völkerverständigung geleistet und zugleich unser Land im Inneren zusammengeschweißt.

Ein Nationaltrainer im Stile eines Bundespräsidenten

Diese Entwicklung konnte auch Nationaltrainer Julian Nagelsmann erkennen. Er ist sogar davon überzeugt, dass die Nationalmannschaft Werte vermitteln kann, die für das zukünftige gesellschaftliche Zusammenleben wichtig sind. So forderte er auf einer Pressekonferenz nach dem Viertelfinal-Aus unter anderem mehr Gemeinsinn. Unter dieser Prämisse könne man dafür Sorge tragen, dass es vielen innerhalb der Gesellschaft besser ginge. 

Zugleich setzte er sich innerhalb einer emotionalen Ansprache für ein lösungsorientiertes Denken ein. So spräche man in Deutschland gerne über Probleme, aber nur zu selten über Lösungsansätze. Dabei zog Nagelsmann Parallelen zum Spiel der deutschen Mannschaft, wo es auch gelegentlich Mut erfordere, neue Ideen umzusetzen. Kritik brachte er gegenüber dem Verhalten an, nur noch in Tristesse zu verfallen und die Schuld bei anderen zu suchen. So könne ein nachhaltiges „Wir-Gefühl” nur schwer umsetzbar sein. Daher läge es nun an uns, etwas anzupacken. Dafür wählte Nagelsmann ein alltägliches Beispiel: „Wenn ich dem Nachbarn helfe, die Hecke zu schneiden, ist er schneller fertig.” Auch Nationalspieler Thomas Müller appellierte unter seinem Instagram-Post, dass man das derzeit herrschende Gemeinschaftsgefühl auch in unseren Alltag nach der EM übernehmen solle.

Musik gegen die Krisen

Auch auf musikalische Weise konnte die Europameisterschaft Menschen zusammenbringen. Neben Major Tom und niederländischen Partyklassikern wurde insbesondere ein Saxophonist weltweit berühmt. Die Videos von Andre Schnura auf den Fanmeilen Deutschlands wurden millionenfach gesehen und nicht wenige Menschen sehen in ihm den Inbegriff der aufgekommenen Euphorie. Diese Aufmerksamkeit könnte einem glatt zu Kopf steigen. Dennoch agiert der ehemalige Musiklehrer bescheiden und beteuert, dass nicht er selbst die Euphorie auslöse. Vielmehr sei es sein Anliegen, Menschen mit seiner Musik zusammenzubringen und ein Zeichen für die Liebe zu senden. Diese Botschaft gegen Hass sei wichtig in einer Welt, die von Egoismus, Ängsten und Sorgen geprägt ist.

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Zeit für Fotos und Gespräche nach dem Auftritt
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Andre Schnura im Bad der Menge

Nun liegt es an uns, diese Gefühle in Taten umzusetzen und in unseren Alltag zu übertragen. Eins ist aber bereits sicher: Die EM brachte Freude in ein Land, das aufgrund von zahlreichen Krisen nicht mehr so sorglos ist und an Leichtigkeit eingebüßt hat. Und zumindest das kann uns keiner mehr nehmen.

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    Luca Kramarz

    Luca ist Redakteur beim Good News Magazin und studiert Jura in Köln. Da er als leidenschaftlicher Bayern-Fan an Erfolge gewöhnt ist, will er nun auch Erfolgsgeschichten abseits des Fußballplatzes teilen und schreibt daher mit derselben Hingabe für unser Good News Magazin.

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