Der Fanclub Eff Zeh Confianza n.e.V. hat sich zum Ziel gesetzt, die kommende Fußball-Europameisterschaft in Deutschland zu einem bunten und lebensfrohen Sommermärchen zu machen.
Als Startpunkt für ein „neues“ Gemeinsam in unserer Gesellschaft.
Deshalb hat der Fanclub die Initiative www.footballforall.de ins Leben gerufen. Wir sprechen mit den Initiatoren Sebastian Schuhl und Jonas Schuster über die Aktion, die Hintergründe sowie die Ziele von „Football for All“:
Good News Magazin (GNM): Hi Basti und Jonas. Was macht für euch Sport und speziell Fußball so besonders?
Jonas: Sport ist für mich ein wichtiger Bestandteil in meinem Leben und vor allem mein Ausgleich. In meiner Jugend haben mich vor allem die Ballsportarten begeistert. Inzwischen habe ich aber auch andere Sportarten für mich entdeckt. Vor zwei Jahren bin ich zum Beispiel meinen ersten Triathlon gelaufen.
Die enge Verbindung zum Fußball habe ich seit meiner Kindheit. Mein Vater hat mich als kleinen Jungen und leidenschaftlichen „Kicker” regelmäßig zu den Heimspielen des SSV Reutlingen 05 mitgenommen, damals noch zu Zweitliga-Zeiten. In den Jahren danach habe ich mit meinem Herzensverein viele Abstiege miterleben müssen, aber vor allem in vielen Momenten gespürt, welche verbindende Energie die Magie Fußball haben kann.
Basti: Seit ich denken kann, liebe ich Sport und insbesondere den Fußball. Fußball hat global eine einzigartige Anziehungskraft und fungiert als universelle Sprache. Das habe ich selbst viele Male erlebt. Unter Anderem im malaysischen Dschungel, wo ich als ausländischer Tourist ohne jegliche Vorbehalte einfach mit den Einheimischen mitkicken durfte. Sport verbindet Menschen auch über die soziale Herkunft hinweg. Auf dem Platz ist es erstmal egal, woher du kommst, wie du aussiehst oder wie dein Elternhaus ist – alle spielen in einem Team. Dazu gibt es auch Studien, die zeigen, dass in Fußballvereinen ein großer Beitrag zur sozialen Integration geleistet wird.
GNM: Hinter der Initiative „Football for All” steckt der Fanclub Eff Zeh Confianza. Was hat es damit auf sich?
Jonas: Wahrscheinlich ist meine Leidenschaft für den Sport Fußball der Grund, warum ich Ende letzten Jahres den Fanclub Eff Zeh Confianza gegründet habe, obwohl ich große Probleme mit dem Profi-Fußball habe und ich mich von dem kommerzialisierten Fußball Stück für Stück verabschiedet habe.
Als ich davon gelesen habe, dass das Team Fanbetreuung des DFBs nach Jahren der Kommerzialisierung einen neuen Weg einschlagen will und die Möglichkeit schafft, „eigenständige Fanclubs” zu gründen, hatte ich irgendwie das Gefühl, diesen Weg unterstützen zu müssen. Innerhalb von wenigen Tagen haben wir dann den Fanclub Eff Zeh Confianza gegründet. „Confianza” ist spanisch und steht für Zuversicht!
Basti: Jonas und ich kennen uns schon ziemlich lange und teilen, ich nenne es mal, eine positiv-verrückte Leidenschaft zum Fußball. Als er mit seiner Idee um die Ecke kam, einen eigenen Fanclub für die deutschen Nationalteams zu gründen, war ich sofort dabei. Ich hatte in den vergangenen Jahren auch das Gefühl, mich vom kommerziellen Fußball zunehmend zu entfremden, obwohl ich eigentlich diese tiefe Leidenschaft habe, die ich auch nicht aufgeben möchte. Insbesondere nach der Weltmeisterschaft in Katar wurde ich das Gefühl nicht los, eine Chance verpasst zu haben, meinen Teil dazu beizutragen, dass der Fußball als Sprachrohr der Gesellschaft die Werte Toleranz und Vielfalt hochhält. Der Fanclub kam dann als neue Plattform genau richtig, um für diese Werte und gegen Diskriminierung, Hass und Hetze einzustehen.
Uns war von vornherein klar, dass wir die Europameisterschaft nutzen wollen, um wieder eine Aufbruchstimmung in unserem Land zu erzeugen. Dafür haben wir verschiedene Aktionen gestartet – die größte Aktion ist die Initiative „Football for All”.
GNM: Klingt so, als hättet ihr ein paar aufregende Monate hinter euch und ganz schön viel Zuversicht. Was verbirgt sich denn hinter der Initiative „Football for All“?
Basti: Die „Football for All”-Kampagne ist aus unserer tiefsten Sehnsucht nach mehr Vielfalt und Toleranz im Fußball, aber auch in unserer Gesellschaft entstanden. Wir wünschen uns einen Fußball, der tolerant ist, der bunt ist, der inklusiv ist, der einfach für ALLE da ist – endlich ohne Rassismus, ohne Homophobie, ohne Ausgrenzung.
Um diese Werte über den Fußball in die Gesellschaft zu tragen, haben wir einen bunten Fan-Schal entworfen, mit dem jeder Fußball-Fan ein gemeinsames Zeichen für Vielfalt und Toleranz setzen kann – unabhängig davon, für welches Team das eigene Herz schlägt. Der Schal wird in Europa produziert, kostet 25 Euro und kann im Online-Shop des Berliner Fußball-Startups Raval Football bestellt werden. 5 Euro aus jedem Schal-Erlös gehen an die gemeinnützige Organisation Buntkicktgut. Die restlichen 20 EUR gehen für die Produktion und den Versand an unseren Produktionspartner Raval Football.
Jonas: Unser Verein verdient mit der Aktion also keinen Cent. Uns geht es um das Zeichen! Bei der Heim-Europameisterschaft in Deutschland werden Millionen Fußball-Fans die Spiele verfolgen, ob im Stadion, beim Public Viewing oder zuhause auf der Couch. Viele Fans werden dabei mit Stolz ihr Trikot tragen und ihr Team leidenschaftlich unterstützen. Stellt Euch vor, diese Fans tragen zusätzlich zu dem Trikot einen bunten „Fan-Schal” und setzen damit ein Zeichen für Vielfalt und Toleranz.
Denn egal welches Trikot du trägst und für welches Team dein Herz schlägt, am Ende sind wir alle Menschen – bunt, vielfältig, unterschiedlich, aber gemeinsam Menschen und menschlich!
GNM: Was steckt denn hinter buntkicktgut? Warum unterstützt ihr ausgerechnet diese NGO mit eurer Aktion „Football for All”?
Basti: Bei buntkicktgut handelt es sich um ein Projekt der interkulturellen Verständigung – ein europaweit einzigartiges Beispiel des organisierten Straßenfußballs. Die Initiative aus München hat sich vor 25 Jahren zum Ziel gesetzt, jungen Menschen verschiedener kultureller und nationaler Herkunft eine sinnvolle und gesunde Freizeitbeschäftigung zu geben und Möglichkeiten von sozialem und kulturellem Lernen auf dem „Bolzplatz“ zu eröffnen. Buntkicktgut will also wie der Eff Zeh Confianza die Magie Fußball positiv für die Gesellschaft nutzen. Durch unseren Vielfalt-Schal wollen wir dieses Projekt unterstützen.
GNM: Nach den schockierenden Videoaufnahmen von Sylt ist dieser Aufruf ja dringlicher denn je. Was machen diese Bilder mit euch?
Jonas: Für mich sind diese Bilder eine weitere Bestätigung, wie weit der Rechtsruck in unserer Gesellschaft bereits fortgeschritten ist. Es ist höchste Zeit aufzustehen und zu zeigen, dass wir das mit unserem Land, mit unserem Europa nicht machen lassen! Die Proteste gegen Rechtsextremismus Anfang des Jahres haben uns gezeigt, welche Kraft in unserem Land steckt. In Zeiten, in denen rechtspopulistische Parteien in Europa und Deutschland großen Zuspruch bekommen, ist es für mich sehr ermutigend gewesen, so viele Menschen in so vielen Städten gemeinsam für Toleranz und Demokratie auf den Straßen zu sehen. Aber damit ist es nicht getan. Wir müssen immer wieder aufstehen und Zeichen setzen – das ist manchmal unbequem und trotzdem unsere Pflicht als Demokrat:innen. Ich bin davon überzeugt, dass wir wieder mehr Miteinander in unserer Gesellschaft brauchen und uns klar gegen Diskriminierung und Rassismus positionieren müssen.
Basti: Auch der Fußball, der zunehmend von kommerziellen Interessen geprägt ist und bei dem es in manchen Stadien immer noch fremdenfeindliche und ausgrenzende Gesänge gibt, darf bei diesem gemeinsamen Aufstehen nicht außen vor bleiben. Als Breitensport schlechthin in Deutschland muss der Fußball in unseren Augen seine Kräfte nutzen! Es wird Zeit, endlich einen „Fußball für Alle” zu schaffen. Einen Fußball, in dem sich wirklich ALLE wohlfühlen – egal welcher Herkunft, welches Geschlechts oder welcher Sexualität. Als leidenschaftliche Fußballfans sehen wir in der Europameisterschaft eine einmalige Chance, Menschen in unserer Gesellschaft wieder zu vereinen. Mit dem Vielfalts-Schal möchten wir ein Gemeinschaftsgefühl erzeugen und gleichzeitig das Bewusstsein schaffen, nicht wegzuschauen! Steht auf, seid bunt, seid laut!
Warum die Fullball-EM der Männer in diesem Jahr auch beim Thema Nachhaltigkeit eine Vorbildfunktion einnehmen könnte, lest ihr hier.
Beitragsbild: © Eff Zeh Confianza