In einer Welt, in der gesellschaftliche Normen oft den Verlauf unseres persönlichen Lebens diktieren, ist das India Love Project ein Leuchtfeuer der Hoffnung. Es feiert unkonventionelle Liebesgeschichten, die den engen Grenzen von Kaste, Religion und Geschlecht trotzen.
Das ist ein Beitrag aus unserem sechsten Printmagazin mit dem Thema „Mobilität“. Diesen und weitere exklusive Beiträge gibt’s im GNM+ Abo
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Die Macht von (alternativen) Erzählungen
Interreligiöse und kastenübergreifende Ehen stoßen in Indien seit langem auf Kritik. Im Jahr 2020 zog eine Werbung der indischen Schmuckmarke Tanishq, in der ein interreligiöses Paar abgebildet war, große Empörung nach sich. Die öffentliche Debatte zeigte, wie tief Spannungen im Zusammenhang mit solchen Ehen verwurzelt sind. Als Reaktion auf den spaltenden Diskurs riefen die Journalistinnen Samar Halarnkar und Priya Ramani zusammen mit ihrer Freundin Niloufer Venkatraman auf Instagram das India Love Project ins Leben. Sie selbst bezeichnen es als eine „Feier der Liebe und des Miteinanders in diesen spaltenden, hasserfüllten Zeiten“. Halarnkar betont, dass das India Love Project als Plattform für Einzelpersonen dient, um ihre Geschichten mitzuteilen und das vorherrschende Narrativ in Frage zu stellen. Seit dem Start am 28. Oktober hat das Projekt eine überwältigende Unterstützung erfahren, und es gehen täglich neue Beiträge ein.
Eine persönliche Reise
“Der Mann, den meine Mutter heiraten wollte, entsprach nicht den gängigen Vorstellungen. Sie stammt aus einer Parsi-Familie der Mittelschicht, er war ein tamilischer Hindu. Sie hatte acht Geschwister und eine Großfamilie, er war elternlos und weitgehend familienlos. Seine Mutter und seine Geschwister waren an den Pocken gestorben, als er ein Jahr alt war, und er wuchs bei seinen Großtanten und Großeltern auf, ohne zu wissen, wo sein Vater sich aufhielt”, erzählt Mitgründerin Niloufer Venkatraman. Trotz des Widerstands der eigenen Familie verließ ihre Mutter an ihrem Hochzeitstag das Elternhaus und begann ein neues Leben mit ihrem Partner, ohne jegliche Unterstützung ihrer Verwandten. Niloufer Venkatraman selbst wuchs in diesem multikulturellen Haushalt auf. Sie beschreibt ihre eigene Erziehung als abwechslungsreich. Sie erlebte verschiedene Sprachen, Religionen und auch die Adoptionen weiterer Geschwister. All dies förderte ein Umfeld, in dem Vielfalt nic…