Weltweit sind Korallenriffe massiv bedroht. US-Veteran:innen helfen, sie zu schützen – und helfen damit gleichzeitig sich selbst.
Die Arbeit beim Militär geht häufig nicht nur mit physischen, sondern auch mit psychischen Verletzungen einher. Heilung finden Veteran:innen der US-Armee auf besondere Weise: Sie engagieren sich bei einem Korallenschutzprojekt vor der Südspitze Floridas, USA.
Das Engagement der Veteran:innen vereint gleich zwei positive Aspekte: die Rettung der Korallen und das physische wie psychische Wohlbefinden der ehemaligen Soldat:innen.
Hoffnung für Korallenriffe
Korallenriffe sind für die marine Biodiversität und die Gesundheit der Ozeane von entscheidender Bedeutung. Allerdings stellt die Klimakrise eine massive Bedrohung für die Korallenriffe dar: Einerseits steigen im Zuge der Erderwärmung auch die Wassertemperaturen, was zu Korallenbleiche führt. Dabei kann die Nahrungsversorgung der Korallen nicht länger gewährleistet werden und die Korallen sterben längerfristig ab. Andererseits hat die steigende CO₂-Konzentration in der Atmosphäre eine Meeresversauerung zur Folge, wodurch Korallen ebenfalls bedroht sind. Zu weiteren Gefahren zählt Verschmutzung, etwa durch Chemikalien und Plastik, sowie Überfischung, da infolgedessen das marine Ökosystem aus dem Gleichgewicht gerät.
Um den Rückgang der Korallenriffe aufzuhalten, wurde auf City Island in Sarasota, Florida, Mote Marine Laboratory gegründet, eine unabhängige, gemeinnützige Meeresforschungsorganisation. Mote betreut mittlerweile mehr als 20 Meeresforschungsprogramme, die sich unter anderem mit der Populationsdynamik von Seekühen, Delfinen, Meeresschildkröten, Haien und Korallenriffen beschäftigen sowie die Erhaltung und Wiederherstellung dieser Arten und Ökosysteme zum Ziel haben.
Seit 2011 arbeitet das Mote Marine Laboratory eine Woche im Jahr mit der gemeinnützigen Combat Wounded Veteran Challenge (CWVC) zusammen. Ziel der Kooperation ist die Wiederherstellung von Korallenriffen im Südosten der USA.
US-Veteran:innen schützen Korallen
Während des gemeinsamen Projekts unternehmen die Veteran:innen Tauchgänge, bei denen sie die im Labor gezüchtete Korallenfragmente in segmentierten Unterwassergärten einpflanzen. Zudem befreien sie beschädigte Riffbereiche von Algen und Ablagerungen. In etwas mehr als einer Stunde schafft es das Team, bestehend aus Veteran:innen und Mitarbeitenden des Instituts, 1.040 Steinkorallen zu verpflanzen. Michael Crosby, Präsident des Mote-Labors, erklärt, dass diese Art ausgewählt wurde, da sie widerstandsfähiger gegen die Folgen der Klimakrise und Krankheiten sei.
Wiederbesiedelt werden die Korallenriffe durch Korallen-Mikrofragmente desselben Genotyps, deren Gewebe im Laufe der Zeit miteinander verschmelzen. So bilden die Korallenfragmente eine sogenannte Kolonie, die 40 Mal schneller wachsen kann als eine normale Koralle. „In zwei, drei Jahren werden wir das Äquivalent einer 50 Jahre alten Koralle geschaffen haben, die dann in der Lage sein wird, sich selbst zu vermehren“, erklärt Crosby zuversichtlich.
Doch der Beitrag des Teams zum Erhalt des marinen Ökosystems hat noch einen weiteren Nutzen: Der ehemalige Taucher für die 3rd Special Forces Group der Armee, Billy Costello, sagt, das Projekt sei „maßgeblich an seiner Genesung beteiligt“ und habe ihm geholfen, mit dem Verlust seines Beins umzugehen. Dazu beigetragen habe auch der Austausch mit anderen Veteran:innen, die ähnliches erlebt hatten, mit denen er durch das Projekt in Kontakt kam.
Gleichzeitig bringt das CWVC dabei in Kontakt mit Forschenden, die durch sie wichtige Informationen zur Behandlung von posttraumatischen Belastungsstörungen, Kopftraumata und anderen Erkrankungen erhalten.
Beitragsbild: NEOM/ unsplash