Die Rajkumari Ratnavati Girl’s School ist mehr als ein beeindruckendes Architekturprojekt. Sie soll dazu beitragen, die Frauen vor Ort zu stärken.
Mitten in der weitläufigen Wüstenregion Thar in Jaisalmer, Indien, befindet sich ein architektonisches Meisterwerk: die Rajkumari Ratnavati Girl’s School. Die Schule ermöglicht Bildung für mehr als 400 Mädchen vom Kindergarten bis zur 10. Klasse, die unterhalb der Armutsgrenze leben. Die Alphabetisierungsrate beträgt in dieser Region bei Frauen gerade einmal 32 Prozent.
Die Rajkumari Ratnavati Girl’s School soll nun dazu beitragen, die Situation der Mädchen und Frauen vor Ort zu verbessern. In Auftrag gegeben wurde das imposante Bauwerk von der gemeinnützigen Organisation CITTA, welche die Entwicklung benachteiligter sowie marginalisierter Gemeinden unterstützt. Umgesetzt wurde das Projekt von dem New Yorker Architekturbüro um Diana Kellogg.
Das GYAAN-Zentrum: Ein Ort von Frauen für Frauen
Die Rajkumari Ratnavati Girl’s School ist Teil des GYAAN-Zentrums, das zudem das Medha, einen Raum für Aufführungen und Kunstausstellungen inklusive Bibliothek und Museum, sowie die Frauenkooperative umfasst, in der einheimische Kunstschaffende Frauen in Web- und Sticktechniken aus der Region unterrichten.
Damit will das GYAAN-Zentrum die Frauen vor Ort stärken und ihnen wirtschaftliche Unabhängigkeit ermöglichen. Zudem soll das Architekturprojekt das Bewusstsein für die Probleme von Frauen in Indien auf globaler Ebene schärfen.
Die Intention des Projekts spielte für Architektin Kellogg auch bei der Konzeption eine wichtige Rolle: Sie beschäftigte sich eingehend mit weiblichen Symbole aus verschiedenen Kulturen – insbesondere Symbole der Stärke – und entschied sich für eine Struktur aus drei Ovalen, die die Kraft der Weiblichkeit und der Unendlichkeit darstellen und die Ebenen der Sanddünen in der Region Jaisalmer nachbilden sollen.
Wertvolle Zusammenarbeit
Für das 2021 fertiggestellte Gebäude der Rajkumari Ratnavati Girl’s School wurde vollständig handgeschnitzter Jaisalmer-Sandstein von örtlichen Handwerker:innen verwendet. Kellogg legte dabei ein besonderes Augenmerk darauf, die Menschen in das Projekt einzubeziehen, die später in dem Gebäude lernen, arbeiten und verweilen würden.
Darüber hinaus spielten auch ökologische Überlegungen im Konzeptionsprozess eine Rolle: Die Verwendung lokaler Materialien ermöglicht es, wertvolle Ressourcen einzusparen und auch das Thema Temperaturregulation wurde umfassend gedacht. Dazu gehört neben einem Solarmodul auf dem Dach und der elliptischen Form ein Vordach und Jalousien, die die Hitze abhalten.
Beitragsbild: Rajkumari Ratnavati Girl’s School