Rapper Ansu macht auf Übergriffe auf Konzerten aufmerksam und fordert bessere Sicherheitskonzepte auf Veranstaltungen.
Er ist für düsteren Trap bekannt, im Hamburger Bahnhofsviertel St. Georg zu Hause und wird von seinem Label großspurig als “neueste Hoffnung der Deutschrapszene” bezeichnet. Der Rapper Ansu ist seit nun drei Jahren gemeinsam mit Produzent und Kindheitsfreund Cato Teil der deutschen Rapszene. Mit seiner Musik zeigt er, dass Deutschrap und Hip-Hop mehr sind als das Klischee stumpfer Prahlerei, Misogynie und Rassismus. In seinen Texten übt er Gesellschaftskritik, auf Social Media wird vor allem eine Motivation deutlich: Konzerte zu einem sichereren Ort zu machen.
Awareness: Mehr Sicherheit auf Konzerten
Konzerte, Festival und andere Veranstaltungen sind ein Ort des Feierns, der Freude und Ausgelassenheit. Doch nicht für alle. Sie sind auch Schauplatz von Diskriminierung, Übergriffen und verbaler wie physischer Belästigung. „Dass jemand nicht angefasst oder belästigt werden darf, ist basic. Es passiert aber auf fast jedem Konzert“, hält Rapper Ansu im Interview mit COSMO fest. Dabei spielen neben dem Geschlecht auch Sexualität oder Herkunft der Opfer eine Rolle. Doch mit zunehmendem Bewusstsein für solche Vorfälle in der Szene nehmen auch die Bemühungen zu, sich umso mehr um die Sicherheit aller zu bemühen.
Diese Bemühungen werden mit Awareness (dt. Bewusstsein) betitelt – einem Begriff, der einen respektvollen Umgang aller beschreibt. Es geht darum, auf Konzerten und anderen Veranstaltungen Räume zu schaffen, die frei von Diskriminierungen und Übergriffen jeglicher Art sind.
Auch Ansu macht sich bereits länger für mehr Sicherheit auf seinen Konzerten stark und rief im letzten Jahr ein Awareness-Team ins Leben, das für Sicherheit sorgen und im Falle eines Übergriffs Anlaufstelle für die Besucher:innen sein soll. Auf eigene Kosten, wie er selbst offenlegt. In einem Instagram-Post ermutigt er Besucher:innen von Musikveranstaltungen dazu, sich im entsprechenden Fall Hilfe zu suchen und auf das Fehlverhalten anderer aufmerksam zu machen. Gleichzeitig appelliert er dazu, mehr aufeinander achtzugeben und andere zu respektieren.
“Irgendwas muss sich verändern”
Doch nicht nur Konzertbesucher:innen hält er zu mehr Wachsamkeit an. Insbesondere Festivals kritisierte er im vergangenen November in einem Post dafür, nicht genug für die Sicherheit ihrer Besucher:innen zu tun. Awareness-Teams waren nicht zur Stelle oder fehlten gänzlich. Er fordert deshalb Clubbetreiber:innen und Festivals dazu auf, entsprechende Anlaufstellen ins Leben zu rufen. Deutlicher Tonus hinter seinen Posts ist dabei der Name des Instagramprofils, das er für diese Aktion ins Leben gerufen hat: Irgendwas muss sich verändern.
Für diese Haltung bekommt er viel Zuspruch – auch aus der Szene. Unter seinem Post finden sich etwa Dankesbekundungen und Zuspruch von Artists wie Apsilon, Verifiziert, Mosart, Souly oder Kelvin Colt sowie von den Musikjournalist:innen Miriam Davoudvandi und Jan Kawelke.
Hilfs- und Informationsangebote
Bei seiner Aufklärungsarbeit verweist Ansu etwa auch auf das Projekt “Diversitygerechtes Ausgehen in Berlin – DAB”, ein Kooperationsprojekt von Eine Welt der Vielfalt e.V. und der Clubcommission e.V. Das Projekt wird der Senatsverwaltung für Justiz, Vielfalt und Antidiskriminierung und der Landesstelle für Gleichbehandlung – gegen Diskriminierung gefördert und bietet neben vielen allgemeinen Informationen zum Thema Sicherheit auch konkrete Handlungsempfehlungen, wenn Menschen einen Übergriff beobachten. Auf der Website heißt es unter anderem:
Handele nicht alleine und suche dir Unterstützung, z.B. beim Personal.
Gehe auf die akuten Bedürfnisse der betroffenen Person ein.
Glaube dabei der betroffenen Person, sie hat immer Priorität.
Projekt Diversitygerechtes Ausgehen in Berlin – DAB
Um weiter für mehr Sicherheit zu sorgen, informiert in Berlin die App AnDi (kurz für Antidiskriminierungs-App) in verschiedenen Sprachen und barrierefrei über Diskriminierung und Gleichbehandlung. Außerdem besteht die Möglichkeit, über die App Vorfälle von Diskriminierung direkt zu melden.
Angebote wie diese schaffen nicht nur generelle Aufmerksamkeit und sensibilisieren für die Problematik von Übergriffen, sondern sorgen auch dafür, dass die Stigmatisierung von Opfern abnimmt. Oberstes Ziel der Bemühungen des DAB und anderen Initiativen bleibt allerdings, solche Übergriffe grundsätzlich zu verhindern – nicht nur auf Ansus Konzerten, sondern immer und überall.
Beitragsbild: Anthony Delanoix/ unsplash