Die Forest Green Rovers sind Ende April in die englische dritte Liga aufgestiegen und zeigen, wie Fußball nachhaltig und grün sein kann.
Am Samstag feierten sie die Meisterschaft in der Sky Bet League Two, bereits Ende April ist der englische Fußballclub der Forest Green Rovers zum ersten Mal in seiner 133-jährigen Vereinsgeschichte in die League One (die dritte englische Liga) aufgestiegen. Mit dem Verein steigt auch seine Vision der Klimaneutralität auf, die als Leuchtturm für andere Vereine dienen kann.
Die Forest Green Rovers sind in der Stadt Nailsworth im Westen Englands beheimatet und sowohl von den Vereinten Nationen als auch der FIFA als “grünster Fußballverein der Welt” anerkannt. Der Klub is(s)t komplett vegan (auch der Aufstieg wurde mit veganer Pizza gefeiert), die Trikots bestehen aus Kaffeeresten und der gesamte Klub wird zu 100 Prozent mit Ökostrom des Energieversorgers und Clubsponsors Ecotricity betrieben. Gewonnen wird die Energie zum Teil vor Ort durch Solarzellen auf dem Stadiondach und einen Solar-Tracker am Eingang des Geländes.
Nachhaltigstes Stadion der Welt
Auch das künftige Stadion der Rovers spiegelt die Vorreiterrolle des Clubs in Sachen Nachhaltigkeit wider: Im Dezember 2019 wurde der Bauantrag für ein neues Stadion namens Eco Park vom Stroud District Council genehmigt. Die Pläne für das 5.000 Fans fassende Stadion wurden vom bekannten Architekturbüro Zaha Hadid entworfen. Trotz seiner modernen Ästhetik wird der Eco Park fast vollständig aus Holz gebaut, informiert das Architekturbüro: “Nahezu jedes Element, einschließlich der Struktur, der Dachausleger und der Lamellenverkleidung, besteht aus nachhaltig gewonnenem Holz”. Die Fertigstellung soll in drei bis vier Jahren erfolgen und ein Ausbau auf 10.000 Fans möglich sein.
„Das Besondere an diesem Stadion ist, dass es fast vollständig aus Holz gebaut wird – das ist das erste Mal auf der Welt. Die Bedeutung von Holz liegt nicht nur darin, dass es ein natürliches Material ist, sondern auch darin, dass es einen sehr niedrigen gebundenen Kohlenstoffgehalt hat – so niedrig wie es für ein Baumaterial nur sein kann. Wenn man bedenkt, dass etwa drei Viertel des gesamten Kohlenstoff-Ausstoßes eines Stadions auf die Baumaterialien zurückzuführen sind, wird klar, warum das so wichtig ist – und warum unser neues Stadion den niedrigsten Kohlenstoffausstoß weltweit haben wird.”
Dale Vince, Gründer von Ecotricity und Vorsitzender der Forest Green Rovers
Tausende neue Bäume und über zwei Kilometer Hecken werden auf dem neuen Gelände gepflanzt, um die biologische Vielfalt zu fördern. So soll ein Nettogewinn an Biodiversität von fast zwölf Prozent gegenüber bestehenden Grünflächen erreicht werden. Für die Anreise am Spieltag sollen Busse von logistisch sinnvollen Endpunkten aus subventioniert werden. Außerdem soll der Standort über 80 Prozent der verbrauchten Energie selbst erzeugen.
Auch das bisherige Gelände braucht sich nicht zu verstecken: The New Lawn ist das erste ökologische Fußballfeld der Welt und liegt auf einem 2,84 Hektar großen, biologisch vielfältigen Wiesengelände. Regenwasser wird aufgefangen und rund um das Stadion wiederverwendet, das gesamte Altspeiseöl wird in Biokraftstoff umgewandelt, und das Spielfeld wird mit dem ersten solarbetriebenen Roboter-Rasenmäher im britischen Fußball gemäht. Örtliche Landwirte verwenden den Rasenschnitt aus dem Stadion zur Bodenverbesserung.
Baustart am Trainingskomplex
Am Wochenende konnten die Rovers im letzten Spiel der Saison ihren Titelgewinn besiegeln, vorbehaltlich der Planungsgenehmigung hofft man nun, noch in diesem Frühjahr mit den Arbeiten an den ersten Trainingseinrichtungen beginnen zu können.
Dass Nachhaltigkeit im Fußball bisher leider selten großgeschrieben wird, zeigt im Großen sicher die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar. Im Kleinen aber auch die anfänglichen Erfahrungen bei den Forest Green Rovers: Denn die auswärtigen Fans brauchten tatsächlich eine Zeit, um sich daran zu gewöhnen, dass es bei den Rovers Tofu und Veggie-Burger statt Fish and Chips gab.
Beitragsbild: Zaha Hadid Architects, Render: negativ.com