Plastik, eines der größten Probleme unserer Zeit. Wir verschmutzen mit Plastik unsere Umwelt so massiv, dass die Mikropartikel überall sind, in unseren Meeren, im Boden und in unseren Körpern. Plastikmüll ist ein Problem, was offensichtlicher nicht sein könnte: ein ganzer Kontinent aus Müll hat sich in den Meeren gebildet und ist sogar aus dem Weltall sichtbar. Liz Madaras und Krisztina Lévay, zwei jungen Frauen aus Ungarn könnte nun ein Durchbruch bei der nachhaltigen Müllbeseitigung gelungen sein: ein Bakterien-Cocktail frisst das Plastik auf.
Zwei Frauen, eine Vision
Liz Madaras und Krisztina Lévay lernten sich im Masterstudiengang für pharmazeutische Chemie und Ingenieurwesen an der Technischen Universität Budapest kennen. Schnell freundeten sie sich an und entdecken dabei gemeinsame Interessen. Wie können wir Forschung sinnvoll nutzen? Wie können wir dazu beitragen, die Herausforderungen unserer Generation anzugehen? Nach den Vorlesungen und an Wochenenden begannen sie mit ihren gemeinsamen Laborforschungen aus eigener Kraft und eigenem Antrieb:
Jährlich fallen mehr als 300 Millionen Tonnen Kunststoffabfälle an. Nur ein Bruchteil davon wird recycelt. Unsere Mission ist es, eine umweltfreundliche Antwort zu geben.
Krisztina Lévay
Mit ihrem Biotech-Startup Poliloop beginnen Liz Madaras und Krisztina Lévay gerade mit industriellen Tests. Die Großinvestoren Vespucci Partners aus Budapest und auch Techstars, eine der weltweit renommiertesten internationalen Acceleratoren, haben beide in das Unternehmen investiert.
Ein besonderer Cocktail
Nach etwa zwei Jahren Entwicklungszeit haben die beiden einen Bakteriencocktail hergestellt, der alle Einwegverpackungen aus Plastik, die vor allem in der Lebensmittelindustrie verwendet werden, in 6 bis 8 Wochen komplett abbauen kann.
Bei der Anwendung ihrer Technik ist keine Sortierung oder Vorwäsche des Plastiks erforderlich ist. Das Poliloop-Verfahren ist in der Lage, Kunststoff ohne vorherige chemische Behandlung, Verarbeitung oder große Reinigung zu entfernen. So werden während des Prozesses keine schädlichen Substanzen freigesetzt. Insgesamt erhöht dies nicht nur die Effizienz, sondern reduziert auch die Betriebskosten. Die Bakterien nutzen den Kohlenstoff im Kunststoff als alleinige Kohlenstoffquelle und binden ihn in ihren Stoffwechsel ein. Am Ende des Prozesses sind die Kunststoffe wieder naturidentisch.
Der ewige Kreis
Bei der Zersetzung des Plastiks entsteht am Ende organischer Schlamm und Kompost. Aus diesem können wieder Biokunststoffe hergestellt werden können. Mit dieser Lösung schafft Poliloop eine Art Kreislaufwirtschaft, die es großen Unternehmen ermöglicht, die gleichen Kunststoffverpackungen immer wieder zu verwenden. Nicht nur deswegen ist Poliloops Lösung zukunftsweisend.
Anfang 2019 nahm das Startup an einem dreimonatigen Programm des Techstars-Accelerators in Abu-Dhabi teil. Dort erhielten die jungen Unternehmerinnen Beratung und Coaching zur Unternehmensgründung sowie zur Geschäfts- und Produktentwicklung. Seitdem ist Liz Madaras für das Management zuständig, Krisztina Lévay für die technologische Entwicklung und Gábor Antal für alle operativen Aufgaben von der Beschaffung bis zum Backoffice. Aktuell arbeiten sie 2020 und 2021 an ihrem nächsten Meilenstein: die industrielle Erprobung der Bakterienrezeptur. Danach hoffen sie darauf bald mit mehreren multinationalen Unternehmen zusammenzuarbeiten.
Die Lösung für all unsere Plastikprobleme? Sicher wäre diese, einfach gar kein Plastik zu gebrauchen und zu produzieren. Doch so einfach ist die Umsetzung nicht. Außerdem haben wir bereits mehr als 300 Millionen Tonnen Kunststoffabfälle, die auf der Welt zirkulieren. Daher ist Poliloops Ansatz ein Lichtblick. Wir beim Good News Magazin sind auf jeden Fall gespannt und werden weiter berichten!
Beitragsbild: Radowan Nakif Rehan / Unsplash