Die EM im eigenen Land

Ein grünes Sommermärchen?

von | 12. Juni, 2024

Die EM 2024 steht vor der Tür und durch die Verwendung von neuen Konzepten soll sie zur bisher nachhaltigsten Fußball-Europameisterschaft werden.

Die ersten Flaggen wehen in den Innenstädten, am Arbeitsplatz wird ein Tippspiel organisiert und die Marktplätze entwickeln sich zu Fanmeilen. Es ist wieder Zeit für ein großes Fußballturnier. Damit die EURO 2024 auch für zukünftige Turniere eine Vorbildrolle einnehmen kann, engagieren sich die Beteiligten neben dem Platz in großem Maße. Aus diesem Grund möchten wir euch einige Aktionen in puncto Nachhaltigkeit vorstellen.

Ein gewaltiger Zuschuss  

Insgesamt fließen 32 Millionen Euro in das Nachhaltigkeitskonzept, welches von einem Joint Venture aus dem DFB und der UEFA seit 2019 umgesetzt wird. Im Vergleich zu den erwarteten Einnahmen der UEFA ist dies jedoch ein durchaus bescheidener Betrag. Eine bedeutsame Komponente ist allerdings die Finanzierung von Nachhaltigkeitsprojekten im Amateursport. Mithilfe von eigens eingerichteten Klimafonds wurde nach dazugehöriger Bewerbungsphase eine Summe von etwa 4,9 Millionen Euro an eine Reihe von ausgewählten Nachhaltigkeitsprojekten deutscher Amateurvereine ausgeschüttet. Hinzu kamen Gelder in der Höhe von 2,1 Millionen Euro an die jeweilig zuständigen Landesverbände. Durch diese Zuschüsse soll die Finanzierung von Anschaffungen mit langfristigem Mehrwert wie LED-Flutlichtern, Solaranlagen oder auch Wärmepumpen gesichert werden. Somit profitiert der Amateursport auch perspektivisch. 

Ein kluger Spielplan 

Eine wichtige Erneuerung gibt es zugleich hinsichtlich der Reisewege der Mannschaften und jeweiligen Fans. Sobald man sich beispielsweise die Partien der deutschen Nationalmannschaft anschaut, fällt einem sofort etwas ins Auge. Die Gruppenspiele werden ausschließlich in der südlichen Hälfte der Bundesrepublik ausgetragen. Dies folgt wiederum aus der Planung, Deutschland in insgesamt drei verschiedene regionale Cluster einzuteilen: Norden, Westen und Süden. Während die deutsche Nationalmannschaft im Zuge der Europameisterschaft 2016 in Frankreich noch etwa 4.200 Kilometer für die Hin-und Rückreise zu den Gruppenspielen zurücklegen musste, beläuft sich diese Zahl beim jetzigen Turnier auf circa 1.220 Kilometer. Mithilfe dieser Spielplan-Revolution werden allerdings vor allem die Reisewege der Fans deutlich kürzer. Damit können erheblich Emissionen gespart werden. 

Mit dem Zug zum Stadion

Um dies entsprechend zu gewährleisten, haben die Besitzer von Eintrittskarten einige Vorteile. Ticketinhaber:innen können beispielsweise den Nahverkehr am Spieltag ab 6 Uhr morgens für 36 Stunden kostenlos in Anspruch nehmen und aufgrund der nationalen Partnerschaft mit der Deutschen Bahn werden zugleich ermäßigte Fernverkehrstickets angeboten. Im Vergleich zum normalen Ligabetrieb sind dies beachtenswerte Reformen. Gleichlaufend wird die Anzahl von stadionnahen Parkplätzen in den meisten Austragungsorten reduziert, um die Anreise mit dem ÖPNV zu fördern.

Kostenloser Sonnenschutz

Ein wichtiger Aspekt der Nachhaltigkeit ist ebenso der Schutz vor den Auswirkungen des Klimawandels, zu denen auch vermehrte Sonneneinstrahlung und die damit verbundenen Gesundheitsrisiken zählen. In diesem Zusammenhang spielen präventive Maßnahmen eine große Rolle. Aus diesem Grund plant das Bundesamt für Strahlenschutz kostenlose Sonnencreme-Spender in den Austragungsorten aufzustellen. Dies ist als eine einfache, aber effektive Maßnahme zu bewerten, um das Bevölkerungsbewusstsein für die Bedeutung des Sonnenschutzes zu stärken und gleichzeitig einen nachhaltigen Beitrag zu leisten.

Keine ressourcenintensive Neubauten

Nicht zuletzt ist es auch von Vorteil, dass Deutschland als Austragungsort bereits über modernisierte Stadien verfügt. So konnte vermieden werden, dass erhebliche Mengen an Rohstoffen für den Bau neuer Stadien verbraucht werden. Aus vergangenen Turnieren konnte man nämlich lernen, dass die Neubauten nach Turnierende selten oder gar nicht mehr genutzt wurden.

Alles in allem sind gute Ansätze hinsichtlich einer klimafreundlichen Austragung zu erkennen. Dennoch besteht in vielerlei Hinsicht weiterhin Verbesserungspotenzial. So würde etwa eine fairere Gewinnverteilung an die Austragungsorte, Anreize für neue innovative Konzepte schaffen. Auch abseits der Planung von großen Turnieren bestehen beispielsweise klimaschädliche Auswirkungen durch die Produktion von Trikots, wo die Hersteller Maßnahmen ergreifen sollten, um die Auswirkungen entlang der gesamten Lieferkette zu minimieren. Trotz alledem wurde ein Schritt in die richtige Richtung getätigt und zumindest einem sportlichen Sommermärchen sollte nichts mehr im Wege stehen. 

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Luca Kramarz

Luca ist Redakteur beim Good News Magazin und studiert Jura in Köln. Da er als leidenschaftlicher Bayern-Fan an Erfolge gewöhnt ist, will er nun auch Erfolgsgeschichten abseits des Fußballplatzes teilen und schreibt daher mit derselben Hingabe für unser Good News Magazin.

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