Liebe auf den ersten Blick?

Bark Date – Speed-Datings verhelfen Hunden aus dem Tierschutz zu einem Zuhause

von | 5. Juli, 2024

Die Organisation Bark Date erleichtert Hunden aus dem Tierschutz den Weg in ein neues, zuverlässiges Zuhause. Bei einem Speed-Dating treffen Hund und Mensch aufeinander. Nahezu die Hälfte der Hunde werden dadurch vermittelt.

Bei dieser Art von Date treffen Mensch und Hund auf einer öffentlichen Hundewiese zusammen und es kann der Start einer Liebesgeschichte werden. Oft geht die riesige Anzahl an Hunden, welche ein liebevolles Zuhause suchen, auf den entsprechenden Websites unter. Der Gedanke: Wenn Hunde aus mehreren Tierschutzorganisationen zusammen auf einer Wiese sind, wird der Bedarf sichtbar. Außerdem kann geschaut werden, ob die Chemie stimmt.

“Adopt, don’t shop ” – Hunde suchen ein Zuhause

Wer von einem eigenen Hund träumt, wird immer wieder vor die Frage gestellt: Was für einen? Soll es ein Welpe sein oder doch schon ein erwachsener Hund? Lieber klein oder groß? Langhaar oder Kurzhaar? Und die wichtigste Frage: Aus dem Tierschutz oder vom Züchter?

Während es vor ein paar Jahren noch üblich war, eine bestimmte Rasse vom Züchter zu haben (in Deutschland sind das vor allem Golden Retriever, Labrador und Schäferhund), wird jetzt zunehmend der Ruf nach Hunden aus dem ausländischen Tierschutz groß. Das liegt daran, dass es in einigen osteuropäischen Ländern wie Rumänien, Ungarn und Griechenland eine riesige Population an freilebenden Straßenhunden gibt, die unter schlimmen Bedingungen leben und sehnlichst ein friedliches Zuhause suchen. Darunter sind etliche Hunde, die abgemagert und krank an Straßenrändern, Käfigen oder gar in Müllsäcken von Tierschutzvereinen gefunden werden. Die zugehörigen Schutzstationen platzen aus allen Nähten. In Rumänien gibt es beispielsweise das größte Tierheim der Welt, die Smeura, welche derzeit bis zu 6.000 Hunden beherbergt.

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Immer mehr Hunde aus dem Tierschutz suchen ein Zuhause. Bild: Pranidchakan Boonrom via pexels

In deutschen Tierheimen spitzt sich die Lage zu

Parallel zu diesen Entwicklungen im Osten Europas, ist die Lage in den Tierheimen hierzulande ebenfalls besorgniserregend. Seit der Coronakrise stieg die Zahl der Hunde in Tierheimen schnell an.  Zu Zeiten des Lockdowns hatten sich viele Haushalte Hunde als neues Familienmitglied zugelegt. Als dann der normale Alltag wieder einschlug, konnten sich viele Familien nicht mehr um den Hund kümmern Das bekamen die deutschen Tierheime zu spüren. Berichten zufolge ist die Lage in den Tierheimen Deutschlands aktuell “dramatisch”

Es wird deutlich, dass die im Internet häufig gepostete Aufforderung: “Adopt, don’t shop!”, im Anblick der mehreren tausend Hunden, die ein liebevolles Zuhause suchen, berechtigt ist. Den sozialen Netzwerken ist zu verdanken, dass die Vermittlung solcher Hunde einfacher wird, obwohl die Verantwortung für Hunde aus dem Tierschutz eine Große ist.

Der lange Weg zur Adoption

Hunde, die aus dem Tierschutz stammen, haben meist keine leichte Vorgeschichte, sie sind etwa traumatisiert oder auffallend verängstigt. Man kann sie meistens keiner Rasse zuordnen oder das Alter nur schätzen. Wieder andere sind noch nie an einer Leine gelaufen oder haben nie in einem Haus gelebt. Wer einen Hund aus dem Tierschutz adoptieren möchte, muss die Lebensänderungen im eigenen Alltag ausführlich bedenken. Dazu gehört beispielsweise die eingeschränkte Urlaubsplanung oder die Möglichkeit Home Office zu machen, um für den Hund da zu sein. 

Wer nach diesen Überlegungen immer noch bereit ist, einem Hund ein sicheres Zuhause zu schenken, landet im nächsten Schritt auf Websites, die mehrere hundert Hundebilder zeigen. Da kann es schnell zu Überforderung kommen: Welcher ist denn nun der Richtige für mich?

So macht Bark Date Hunde aus dem Tierschutz sichtbar

An diesem Punkt wird die Organisation Bark Date interessant. Im vergangenen Jahr gründete die Kölner Tierärztin Lisa Williamson die Organisation und ermöglichte seitdem vielen Hunden ein glückliches Leben in neuen Familien. Der Gedanke hinter Bark Date ist einfach: Oft gehen die vielen Hunde, welche ein liebevolles Zuhause suchen, zwischen tausenden Inseraten auf Websites unter – Bark Date gibt ihnen Sichtbarkeit. 

Die Organisation bietet in verschiedenen Städten Speed-Datings zwischen Hunden von verschiedenen Tierschutzorganisationen, Tierheimen, Vereinen und Menschen auf einer öffentlichen Hundewiese an. Mittlerweile organisiert Bark Date monatlich bis zu zehn solcher Dates deutschlandweit. Wer interessiert ist, muss sich nur online anmelden und dann am Treffpunkt erscheinen.

Auf einem Bark Date gibt es verschiedene Kennenlernstationen, an denen man den jeweiligen Schützling aus der zugehörigen Organisationen unverbindlich kennenlernen und kuscheln darf. Die Vertreter:innen der Tierschutzvereine stehen an jeder Station mit Rat zur Seite. Alle Hunde, die zur Adoption freigegeben sind, tragen ein rotes Halstuch, auf dem groß “Adopt me!” (deutsch: Adoptiere mich!) steht. Wie bei einem Date zwischen zwei Menschen kann also die Chemie getestet werden. 

Auf einer Wiese mit elf Hunden können einfacher Hemmschwellen gegenüber einer Adoption abgebaut werden. Die Menschen lernen die Hunde in einer ungezwungenen Umgebung kennen – fernab von Zwinger und Käfig. Wer bereits einen eigenen Hund hat, kann diesen mitbringen undsehen, wie sich der mögliche neue Hund mit dem eigenen versteht.

Das perfekte Match

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Lisa Williamson gründete Bark Date im Jahr 2023. Bild: Bark Date

Die Besucher:innen der Bark Dates berichten von manchen Hunden, mit denen es direkt geklickt hat: “Er hat direkt Vertrauen zu uns gefasst, er hat sich angeschmiegt, als er uns schon länger kennen würde”. Das erzählt beispielsweise Klaus Rozanski gegenüber RTL West. Seine Frau und er haben sich zuletzt bei einem Bark Date in Mönchengladbach in den Jagdhund-Mischling Bruno verguckt. 

Zudem können die erfahrenen Tierschützer:innen vor Ort bei der Auswahl des richtigen Hundepartners helfen. Sie wissen, was ihre Hunde für Eigenarten und Besonderheiten haben und können so bestimmen, ob die Lebensarten von Mensch und Hund kompatibel sind. Ist es beispielsweise ein extrem energetischer Hund, wäre ein Mensch mit großer Sportliebe von Vorteil. Sie würden gemeinsame Touren machen oder auch mehrere Male am Tag rausgehen und sich austoben können. Laut den Veranstalter:innen wird nahezu die Hälfte aller Hunde nach einem Bark Date vermittelt. Das sind seit Gründung mehr als 200 glückliche Matches zwischen Hund und Mensch.

Die Tierschutzvereine prüfen die Halter:innen gründlich

Wichtig ist jedoch: Wie bei einem richtigen Date ist die Sache natürlich nicht nach dem ersten Treffen besiegelt. Die Organisation legt besonderen Wert darauf, dass die geliebten Hunde nicht einfach bei irgendwem landen, sondern ein gutes Zuhause finden. Wer sich bei einem Bark Date verliebt hat, kann sich direkt vor Ort an die zugehörige Organisation wenden. Danach werden Kontaktdaten ausgetauscht und die potentiellen Hundebesitzer:innen werden auf “Herz und Nieren” geprüft. Ein gutes neues Zuhause für die Hunde ist wie ein 6er im Lotto, schreibt die Organisation selbst auf ihrer Website

Der Wunschhund darf dann während der Zeit der Prüfung von den potentiellen Hundeeltern immer wieder besucht werden. Wenn die Chemie nach der Beratung und Prüfung der Tierschutzorganisationen immer noch stimmt, steht einem gemeinsamen Leben nichts mehr im Weg. 

Wie du helfen kannst 

Wenn dir auffällt, dass in deiner Umgebung kaum Bark Dates ausgerichtet werden, kannst du selbst aktiv werden und ein solches Speed-Dating mithilfe von Bark Date initiieren. Das Team von Bark Date stellt hierfür den Rahmen bereit, während du die Organisation vor Ort gestaltest. Ab dem Spätsommer 2024 werden wieder Kooperationsanfragen aufgenommen.

Selbstverständlich kann sich jede:r mit einer Spende an dem Projekt beteiligen, da alle acht Mitglieder von Bark Date und die Tierschützer:innen vor Ort ehrenamtlich arbeiten. Das Team freut sich über die finanzielle Unterstützung, aber auch über ehrenamtliche Unterstützende, denen das Thema am Herzen liegt.

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Das Team von Bark Date freut sich über jede Art der Unterstützung. Bild: Bark Date

Mit Bark Date wird vielen Haushalten für den Traum einer eigenen Fellnase der Weg geebnet, indem Hunden, die sonst in Zwingern oder Websites übersehen werden, eine Bühne gegeben wird. Ein Date zwischen Hund und Mensch ist mindestens genauso sinnvoll wie zwischen Mensch und Mensch. Weniger kompliziert ist es auf jeden Fall.

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Mara Betjemann

Mara Betjemann ist Redakteurin bei Good News Magazin und freie Autorin. Sie ist der Meinung, dass Medien maßgeblich das Denken vieler Menschen beeinflussen und genau deswegen positiver Journalismus noch viel mehr etabliert werden sollte. Neben dem Schreiben für Good News Magazin, arbeitet sie für Radio und Fernsehen.

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