Kochen ist Dichtung. Transformation. Schöpfung.

Reste in Peace: Rapper und Koch Paul Denkhaus gegen Essensverschwendung

von | 27. Dezember, 2021

GOOD FOOD STORIES: Zimt-Kartoffelpü-Schnecken à la DenkhausmannsArt

In den GOOD FOOD STORIES stellen wir euch inspirierende Personen und ihre einzigartigen Rezepte vor. Ganz dem Motto: eat good, read good

Beitrag von Florian Vitello und Julian Huesmann

Eine Leidenschaft für gutes Essen, Hip-Hop und soziale Themen – das sind die drei Zutaten, die das Erfolgsrezept von Paul Denkhaus ausmachen. So hat er ein einmaliges Format der Ernährungsbildung für Kinder und Jugendliche mit dem Namen Hip Hop-Cooking-School ins Leben gerufen. Als Koch, Rapper und Sozialarbeiter erkundet er mit dem Nachwuchs spielerisch gesunde und nachhaltige Gerichte. Dazu gehört vor allem der Kampf gegen Essensverschwendung. Was man aus Kartoffelresten machen kann und welche Rolle Zimt dabei spielt, darüber machte sich Paul in der Weihnachtszeit Gedanken. So entstand folgendes Rezept:

Zimt-Kartoffelpü-Schnecken à la DenkhausmannsArt

Bei Reste-Rezepten geht es nicht darum, sich penibel an eine Anleitung zu halten, sondern kreativ zu werden mit den Lebensmitteln, die vorhanden sind. Experementierfreude, Improvisation und Originalität sind ausdrücklich erwünscht. Das Good News Magazin wünscht gutes Gelingen mit Pauls Zimt-Kartoffelpü-Schnecken!

Zutaten für eine Springform (Ø 30cm), ca. 12 Stück

Für den Teig:

  • 1/2 Würfel frische Hefe (21 g),
  • 60 ml Milch oder Pflanzendrink,
  • 1 Prise Zucker,
  • 1 Packung Vanillezucker,
  • 100 ml Buttermilch,
  • 1 kleines Ei,
  • ca. 3 Prisen Salz,
  • 75 g Reste-Kartoffelpüree vom Vortag,
  • 30 g geschmolzene Butter,
  • 340 g Mehl

Für die Füllung:

  • 2 EL Ahornsirup,
  • 40 g Butter,
  • 1 TL Zimt,
  • 2 Prisen gemahlener Kardamom,
  • 3 EL Zucker,
  • 50 g gehackte Nüsse

Für das Frosting:

  • 70 g Frischkäse,
  • 1 EL weiche Butter,
  • 1 EL gehäuften Puderzucker,
  • Wahlweise etwas geriebene Orangenschale

+ Butter zum Einfetten der Springform

Zubereitung

1. Die Hefe in der lauwarmen Milch (oder Pflanzenmilch) auflösen und eine Prise Zucker hinzufügen. Die Hefemilch für 15 Minuten stehen lassen, bis sie anfängt zu blubbern. Die restlichen Zutaten für den Teig in eine große Schüssel geben und die Hefemilch darüber gießen. Alles zu einem glatten Teig verkneten und dann zu einer Kugel formen. Den Teig in der Schüssel mit einem Geschirrtuch abdecken und an einem warmen Ort gehen lassen. Ca. 1 Stunde, bis sich das Volumen verdoppelt hat.

2. In der Zwischenzeit Butter, Ahornsirup und Kardamom in einem Topf erwärmen. Gut miteinander vermengen und dann wieder abkühlen lassen. Die Springform einfetten.

3. Den aufgegangenen Hefeteig zusammenkneten und dann zu einem großen Rechteck ausrollen (ca. einen ½ Zentimeter dick). Den Ahornsirup-Butter-Mix Butter-Sirup auf den Teig pinseln oder verstreichen. Das Ganze mit dem Zucker, Zimt und Nüssen bestreuen. Nun von der langen Seite her aufrollen und in etwa zwei bis drei Zentimeter dicke Scheiben schneiden. Die Rollen mit etwas Abstand in die Form setzen. Die Form mit einem Geschirrhandtuch abdecken und ca. 45 Minuten gehen lassen. Das Volumen muss sich sichtbar vergrößert haben.

4. Backofen auf 200 Grad vorheizen (Umluft 180). Die Zimt-Kartoffelpü-Schnecken ca. 20 bis 25 Minuten backen.

Für das Frosting alle Zutaten aufschlagen und dann auf die noch lauwarmen Zimt-Kartoffelpü-Schnecken auftragen. Guten Appetit!

Der Mensch hinter dem Rezept: Paul Denkhaus und seine Geschichte

Paul Denkhaus mit Mikrofon in einer Küche
© Paul Denkhaus

Paul überlegt einen Moment, dann antwortet er: „Also das ist eigentlich die Quintessenz, als Künstler. Geh‘ deinen eigenen Weg und mach‘ aus den Zutaten, die das Leben dir gegeben hat oder die du mit auf den Weg bekommen hast dein eigenes Ding. Find‘ dein eigenes Rezept, dein Leben zu leben.“

Paul Denkhaus lebt diese Philosophie und hat sein ganz eigenes Ding gemacht. Sein Weg mit Ecken und Kanten führte ihn vom Deutsch-Hip-Hop über die Gastro in die Wissenschaft. Heute kombiniert der Berliner seine Leidenschaften, indem er über Rap Kinder und Jugendliche für Ernährungsthemen begeistert. Auf diese Weise schafft er Berührungspunkte mit nachhaltigem und gesundem Essen für junge Menschen in sozialen Brennpunkten. Nebenbei schreibt Paul seine Doktorarbeit darüber, was Klima und Ernährung miteinander zu tun haben und wie Hip-Hop dabei helfen kann, diese schwere Themenkost einer breiten Öffentlichkeit zu vermitteln.

Am besten kommen die Zutaten dann auch aus der Region,
weil kürzere Transportwege das Klima schon‘
Also Shopping-Check: Wo kommt dein Essen her?
Aus der Region oder mit dem Flieger quer über’s Meer?

Paul Denkhaus „Song der Saison: Der Küchenpartie-Rap“

Kochen verbindet: „Wir alle müssen essen“

Pauls kulinarische Reise begann schon früh. Nach dem Schulabschluss machte er zwei Ausbildungen, einmal zum Koch, dann später zum Speiseeishersteller. Der enorme Leistungsdruck der Branchen setze ihm zu. Es folgte die Abkehr von der Gastronomie hin zur Sozialen Arbeit und der akademischen Welt. Doch das Kochen ließ ihn dabei niemals los. Er reiste nach Ägypten und in den Sudan, probierte sich durch die Gerichte der Länder und lernte neue Rezepte. Der kulturelle Austausch eröffnete ihm neue Wege zu sich selbst und ließ keinen Zweifel an der einzigartigen Magie des Essens, Menschen zusammen zu bringen.

Weltaufgang – der Good News Podcast

Du möchtest mehr über Pauls außergewöhnlichen Weg erfahren? Hier geht es zu „Essen nach Rapzept | Kochschule des Lebens“, der neuen Folge von Weltaufgang – der Good News Podcast:

Du bist, was du isst

Bei einem Aufenthalt in New York lernte Paul schließlich ein Projekt kennen, das mit Hip-Hop und Ernährungsthemen arbeitete und er fasste den Entschluss, die Hip-Hop-Cooking-School ins Leben zu rufen. Das Geheimnis im Umgang mit den Kindern und Jugendlichen, die sich oft noch nie mit ihrer Ernährung auseinandergesetzt haben, ist die Erkenntnis, dass sie über ihr Essverhalten ausdrücken, wer sie sind oder sein möchten. Paul geht dahin, wo es weh tut. Er spricht mit Jungs etwa darüber, was Fleisch-essen mit Männlichkeit zu tun hat. Respekt ist dafür der Schlüssel: „Mir ist halt vor allen Dingen dabei wichtig, das Gegenteil nicht zu verurteilen, sondern erstmal zu akzeptieren und zu respektieren und das auch zu zeigen“.

Eselsbrücken: Reste in Peace und Reime gegen Keime

In einem Klima, in dem die jungen Menschen sich ernstgenommen fühlen, und eingebettet in die Ästhetik von Hip-Hop-Videos, sind sie empfänglich für jedes Thema von Gesundheit oder Nachhaltigkeit bis hin zu Gewichtsdiskriminierung. Dabei vertont Paul nicht bloß eigene Rezepte und würzt sie mit pikanten Beats, die Songtexte dienen darüber hinaus als Eselsbrücken. „Reste in Peace“, „Der Küchenpartie-Rap“, „Pikante Muffins“ oder „Reime gegen Keime“ vermitteln spielerisch Wissenswertes über Ordnung, Hygiene und einen verantwortungsbewussten Umgang mit Lebensmitteln.

Paul Denkhaus feat. Jamie Oliver

Das Konzept geht auf. Die Kinder nehmen die Abwechslung vom Schulalltag gerne an, Eltern und Lehrkräfte begrüßen den Input. Paul wird unterstützt von Krankenkassen, Jugendämtern, Vereinen und dem Bundeszentrum für Ernährung. Doch sobald die schärfste Phase der Pandemie sich gelegt hat, soll es erst so richtig losgehen mit weltweiten Kooperationen auf Englisch. Einen ganz bestimmten Traum hegt er diesbezüglich schon lange: „Das ist tatsächlich noch eines meiner großen Ziele – ich möchte irgendwann mal mit Jamie Oliver was zusammen machen“

Beitragsbild: Pixabay on Pexels

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Julian Huesmann

Ich habe eine starke Verbindung zu Asien, insbesondere Vietnam. Seit 2019 schreibe ich als freier Autor Beiträge für ein vietnamesisches Magazin. Dadurch bin ich zum Journalismus gekommen. Jenseits von Staatsgrenzen und Identitäten beschäftigen mich Fragen, was Kulturen und Gesellschaften zusammenhält und wie bessere Gesellschaften möglich sind. Auch um dem Kulturpessimismus der breiteren Medienlandschaft entgegenzuwirken, schreibe ich seit kurzem für das Good News Magazin. Denn auch gute Nachrichten verdienen Aufmerksamkeit.

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