Eine grüne Erfolgsgeschichte in der Toskana

Prato als Recycling-Champion

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von | 24. Oktober, 2024

In der toskanischen Stadt Prato werden dank Tradition und Unternehmergeist etwa 15 % der weltweit recycelten Textilien hergestellt.

Mode fasziniert uns, weil sie Kreativität und Individualität ausdrückt. Sie spiegelt nicht nur persönliche Stile wider, sondern auch gesellschaftliche Trends. Doch die Modeindustrie hat auch negative Seiten: Sie ist für etwa 10 % der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich, mehr als der internationale Flug- und Schiffsverkehr zusammen. Es gibt jedoch positive Entwicklungen, wie etwa in der italienischen Stadt Prato, die nachhaltige Lösungen vorantreibt und somit Hoffnung für eine umweltbewusste Modebranche bietet.

Ein System mit Vergangenheit

Prato grenzt an die weltbekannte Tourismusmetropole Florenz und beherbergt lediglich knapp 200.000 Einwohner. Dennoch gilt Prato und die gleichnamige Provinz als das größte Textilzentrum Europas. Hier entsteht nämlich die Kleidung, die täglich von Millionen Europäern getragen wird. Die Wollproduktion ist sogar bis in das 12. Jahrhundert zurückzuführen und nicht umsonst wurde die Stadt früher „La capitale degli stracci“ genannt, was übersetzt die Hauptstadt der Lumpen bedeutet. Bereits im 19. Jahrhundert wurde in Prato, vor allem aus wirtschaftlicher Not heraus, damit begonnen, Wolle zu recyceln. Im Laufe der Jahre haben sich die Methoden und das Fachwissen in der Region stetig weiterentwickelt. Heute ist Prato für seine spezialisierten Techniken zur Wiederverwertung von Textilresten bekannt, wodurch die Stadt eine Vorreiterrolle in der nachhaltigen Modeindustrie einnimmt. Zunächst wurde die Wiederverwertung hauptsächlich für Militäruniformen oder Arbeitskleidungen genutzt, ehe sie aufgrund der bekannten Umweltbelastungen auch allumfassend angewandt wurde. Etwa 15 % der weltweit recycelten Textilien werden heute in Prato verarbeitet. Auch aus diesem Grund wird die Stadt in den Kreisen der Industrie als Welthauptstadt der zirkulären Textilökonomie oder als Hochburg der Kreislaufwirtschaft bezeichnet. Ebenso wird die Textilstrategie der Europäischen Union, die Recycling fördern möchte, dadurch maßgeblich unterstützt.

Welche Auswahl wird getroffen?

Die Chance, dass ein in den Altkleidercontainer geworfenes Kleidungsstück in Prato landet, ist dementsprechend nicht gerade klein. Dies bestätigen auch die Zahlen. Allein im Jahr 2017 wurden in Prato beeindruckende 142.000 Tonnen Material in Fasern recycelt. Die Säcke mit den jeweiligen gebrauchten Textilien kommen dabei aus den verschiedensten Standorten Europas. Nach der Ankunft wird zunächst eine Auswahl getroffen, welche Kleidungsstücke für das Recycling benutzt werden und welche weiterhin als Second-Hand-Artikel genutzt werden können. Grundsätzlich können nach eigenen Angaben rund 97 % der gesendeten Klamotten wiederverwertet werden. Nachdem die grundsätzliche Entscheidung zum Recyceln getroffen wurde, werden die Kleidungsstücke, die Wolle enthalten, selektiert. Diesen Stücken werden im weiteren Prozess Knöpfe, Reißverschlüsse und Etiketten entfernt. Abschließend erfolgt eine letzte Auswahl nach Farben, ehe die Textilien dem Recyclingprozess zugeführt werden.

Wie funktioniert der Prozess?

Der Recyclingprozess selbst funktioniert quasi wie die Textilherstellung im Rückwärtsgang. Die Textilien werden am Ende nämlich wieder in ihre Ausgangsformen versetzt. Um den Prozess effizient zu gestalten, können die Anlagen in Prato täglich bis zu 25 Tonnen Material verarbeiten. Am Ende des Recyclingprozesses entsteht regenerierter Garn, der anschließend erneut den Webmaschinen zugeführt wird. Dieser Kreislauf ermöglicht es, Textilabfälle schnell und effektiv in neue Rohstoffe zu verwandeln, was die Produktion nachhaltiger und umweltfreundlicher macht. Dadurch entstehen aus dem ursprünglichen Kleidungsstück zum zweiten Mal Textilien. Damit ein reibungsloser Ablauf garantiert wird, teilen sich eine große Anzahl von Kleinunternehmen diese einzelnen Arbeiten auf. Insgesamt sind etwa 150 von den 7.000 Textilunternehmen Pratos in das Recycling eingebunden. Um diesen hohen Standard beizubehalten, soll in Prato zugleich ein neues Zentrum für Textilsortierung entstehen, sodass die Menge der gesammelten Stoffe zukünftig sogar verdoppelt werden kann.

Foto von Waldemar auf Unsplash

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    Luca Kramarz

    Luca ist Redakteur beim Good News Magazin und studiert Jura in Köln. Da er als leidenschaftlicher Bayern-Fan an Erfolge gewöhnt ist, will er nun auch Erfolgsgeschichten abseits des Fußballplatzes teilen und schreibt daher mit derselben Hingabe für unser Good News Magazin.

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