Einkaufen gegen Einsamkeit

Eine niederländische Supermarktkette eröffnet „Plauderkassen“ für einsame Menschen

von | 12. Oktober, 2021

Im November 2019 berichteten wir über die erste „Plauderkasse“, die ein niederländischer Supermarkt für einsame Menschen einführte. Die Idee war ein Erfolg – und geht jetzt in die nächste Runde.

Eine kleine, aber wertvolle Geste

An den Plauderkassen („Kletskassa’s“ auf Niederländisch) können sich Kund:innen Zeit lassen. Hier kann sich entspannt mit den Supermarktmitarbeiter:innen unterhalten werden, während abkassiert wird.

Die erste Kasse öffnete im Sommer 2019, in Vlijmen im Süden der Niederlande. Diese kam bei Kund:innen so gut an, dass die niederländische Supermarktkette Jumbo kürzlich beschloss, im kommenden Jahr 200 weitere Plauderkassen im ganzen Land zu eröffnen.

Mit den Plauderkassen möchte Jumbo dabei helfen, die Zahl der sich einsamen fühlenden Menschen in den Niederlanden zu senken. Bei der Auswahl der neuen Standorte werden Gebiete mit hohen Vorkommen von Einsamkeit besonders berücksichtigt.

Es ist eine kleine Geste, aber sehr wertvoll, insbesondere in einer sich digitalisierenden, immer schneller werdenden Welt“

Colette Cloosterman-van Eerd, Chief Customer Officer bei Jumbo

Gemeinsam gegen die Einsamkeit

Dem Ministerium für Gesundheit, Gemeinwohl und Sport zufolge fühlten sich 2016 43 Prozent der Erwachsenen einsam, zehn Prozent sogar sehr einsam. Von den Menschen über 75 Jahre waren 54 Prozent einsam, elf Prozent sehr einsam.

Um Einsamkeit unter älteren Menschen früher zu erkennen und zu verringern, startete das Ministerium schon 2018 das Programm „Eins gegen Einsamkeit“. Dieses sieht zum Beispiel vor, dass über 75-jährige Menschen jährliche Hausbesuche bekommen und Karten erstellt werden, auf denen soziale Aktivitäten dokumentiert werden sowie Gegenden mit einem erhöhten Einsamkeitsrisiko.

Zivilgesellschaftliche Organisationen, Gemeinden, Unternehmen und Unternehmer:innen wirken alle an diesem Programm mit, auch Jumbo. So gibt es auch „Plauderecken“ in manchen Filialen und ein Handbuch, das Mitarbeiter:innen etwa dabei helfen soll, Kund:innen, die sich womöglich einsam fühlen könnten, zu erkennen und ihnen soziale Interaktionen zu ermöglichen.

Lösungsansätze aus aller Welt

Auch in anderen Teilen der Welt existieren diverse Initiativen und Maßnahmen gegen Einsamkeit. Etwa das japanische Ministerium für Einsamkeit und dessen Ziel, die mentale Gesundheit der Bevölkerung zu stärken.

In Deutschland veranstaltete der Landesseniorenrat Baden-Württemberg am 5. September eine landesweite „Schwätzbänkle“-Aktion. Senior:innen-Räte aus vielen Orten nahmen teil, brachten Schilder an Stadtbänke an, die alte und junge Menschen dazu einluden, Platz zu nehmen und sich zu unterhalten.

[E]ine einfache kleine Maßnahme gegen Einsamkeit“.

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Beitragsbild: © Jumbo

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Simone Hencke

Simone ist in Deutschland aufgewachsen, in Kanada zur Schule gegangen, für ihr Bachelorstudium in die Niederlande gezogen, später für ihr Masterstudium dann nach Japan. Sie denkt oft – vielleicht zu oft? – darüber nach, wie faszinierend und spannend das Leben, unser Planet und das Universum doch sind und interessiert sich deswegen für so gut wie alles, insbesondere aber für Nachhaltigkeit, Umwelt- und Klimaschutz und Veganismus.

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