Nach Tierschutz-Debatte

Moderner Fünfkampf zukünftig ohne Reiten

von | 11. November, 2021

Der Fünfkampf-Weltverband streicht das Springreiten aus den Disziplinen. Sport- und Tierschutzorganisationen hatten zuvor Regeländerungen gefordert.

Zukünftig soll der Moderne Fünfkampf ohne Reiten stattfinden. Das verkündete der Weltverband des Modernen Fünfkampfs (UIPM) vergangene Woche und reagierte damit auf eine Tierschutz-Debatte im Rahmen der diesjährigen Olympischen Spiele. Die Änderungen sollen nach Olympia 2024 in Paris in Kraft treten. Eine Alternativ-Disziplin möchte der Weltverband nun gemeinsam mit den Athlet:innen finden.

Reaktion nach Tierschutz-Debatte

Bislang beinhaltet der Moderne Fünfkampf (oder auch Pentathlon) Schwimmen, Fechten, Laufen, Schießen und Reiten. Pierre de Coubertin, Initiator der modernen Olympischen Spiele, rief die Disziplin bereits 1912 ins Leben. Sein Ziel war es, ideale Athlet:innen zu finden, die unterschiedlichste Fähigkeiten wie Ausdauer, Kraft, Gleichgewicht und Konzentration vereinen. Seitdem durchlief die Sportart immer wieder kleine Reformen. So wurden zum Beispiel Laufen und Schießen im Jahr 2009 zum sogenannten Combined zusammengeführt. Das Streichen einer Teildisziplin ist allerdings ein Novum.

Damit reagiert der Fünfkampf-Weltverband auf Geschehnisse bei den Olympischen Spielen in Tokio: Die deutsche Fünfkämpferin Annika Schleu schlug das Pferd Saint Boy, das nicht mehr auf ihre Kommandos reagierte. Ihre Trainerin Kim Raisner verpasste dem Tier zudem einen Schlag mit der Faust. Daraufhin entbrannte eine Tierschutz-Debatte, in der auch das Zulosen von Pferden kritisiert wurde. Beim Fünfkampf lernen die Reiter:innen das Tier erst 20 Minuten vor dem Wettkampf kennen und können sich kaum mit ihm vertraut machen, so die Kritik.

„Historischer Schritt“

Sowohl Sport- als auch Tierschutzverbände forderten nach den Geschehnissen in Tokio Anpassungen im Modernen Fünfkampf. Dennis Peiler, Sportchef des Deutschen Reiterverbandes, sagte in einem Statement: „Als Fachverband für den Pferdesport sehen wir die Reiterei im Modernen Fünfkampf kritisch. Unser Verständnis der Reiterei liegt in der Partnerschaft zwischen Mensch und Pferd und nicht darin, das Pferd als Sportgerät zu betrachten.“ Auch der Deutsche Olympische Sportbund forderte den Fünfkampf-Verband zu Änderungen auf.

Der Vorstand des Weltverbandes entschied nun, das Reiten durch eine andere Disziplin zu ersetzen. Mit diesem „historischen Schritt“ setze der Vorstand die Vorschläge der eigenen Innovation Commission um, teilt der Verband mit. Gemeinsam mit Athlet:innen und Trainer:innen solle deshalb in den kommenden Wochen ein Auswahlprozess starten, sodass der Fünfkampf in seiner neuen Form nach den Olympischen Spielen 2024 umgesetzt werden kann. Nach Berichten der ARD-Sportschau habe sich der Weltverband bereits auf eine Disziplin geeinigt: „Wir werden das Reiten durch eine andere Sportart ersetzen. Radsport wird das aber nicht sein. Ich verrate hier jetzt aber noch nicht, was es sein wird“, so der UIPM-Präsident Klaus Schormann.

Der Deutsche Tierschutzbund begrüßt die Entscheidung des UIPM: „Der Fehler liegt im System: Wenn schon das Regelwerk einem tiergerechten Umgang entgegensteht und dann noch der unbedingte Siegeswille und der Erfolgsdruck die Oberhand gewinnen, ist Tierquälerei im Sport programmiert. Wir sind froh, dass unsere Forderungen und unsere Kritik gehört wurden und der UIPM nun offenbar die Konsequenzen zieht“, so Thomas Schröder, Präsident des Tierschutzbundes.

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Beitragsbild: Union Internationale de Pentathlon Moderne / Nuno Gonçalves | flickr.com

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Paul Esser

Paul Esser ist stellvertretender Chefredakteur beim Good News Magazin. Wenn er gerade keine Medien macht oder konsumiert, studiert er Politikwissenschaften und Psychologie. Warum das alles? Lösungen waren schon immer spannender als Probleme!

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