Sonnenenergie auch ohne Sonne

Material aus Ernteresten verwandelt UV-Licht in Elektrizität

von | 7. September, 2021

Ein philippinischer Student hat ein Material entwickelt, das aus Obst- und Gemüseresten hergestellt wird und UV-Licht in Energie umwandeln kann.

So kann Solarenergie nicht nur bei blauem Himmel und strahlendem Sonnenschein erzeugt werden, sondern auch an düsteren und bewölkten Tagen, von morgens bis abends, das ganze Jahr über.

„AuREUS“, so nennt Carvey Ehren Maigue seine erfundene Technologie, von „Aurora“, also „Polarlicht“. Denn die Physik hinter dem Naturphänomen diente ihm als Inspiration.

Auf den ersten Blick sieht AuREUS aus, wie eine bunte, elastische Kunstglasscheibe. Doch das essenzielle sind die lumineszierenden Partikel, die UV-Licht einfangen und es in sichtbares Licht umwandeln. Kleine Solarpanels und -folien, die an den Rändern des Materials angebracht werden, machen aus diesem sichtbaren Licht anschließend Elektrizität.

JDA 2020 AuREUS Gewinner Nachhaltigkeitspreis 2 min
© Dyson

Von Ernteresten zu mehr Energie

UV-Licht kann durch Wolkendecken dringen und von vielen Oberflächen, zum Beispiel Gehwegen, Gebäudewänden und Gras, reflektiert werden. Es ist also auch an schattigen Orten und an nicht sonnigen Tagen vorhanden. Ersten Tests zufolge soll AuREUS deswegen fast die Hälfte der Zeit Energie erzeugen können, herkömmliche Solarpanels dagegen nur 15 bis 22 Prozent der Zeit, da sie direkten Sonnenschein benötigen und UV-Licht nicht absorbieren können.

Die lumineszierenden Partikel in AuREUS werden größtenteils aus Obst- und Gemüseresten gewonnen, von Landwirt:innen auf den Philippinen, deren Felder und Ernten durch schwere Naturkatastrophen beschädigt wurden. So erhalten die betroffenen Menschen finanzielle Unterstützung und das zerstörte Obst und Gemüse eine neue Aufgabe.

Ein Sieg für die Nachhaltigkeit

2020 gewann Carvey für seine Technologie den ersten James Dyson Sustainability Award. Er hatte bereits zwei Jahre zuvor an dem allgemeinen James Dyson Award teilgenommen. Jedoch ohne Erfolg, da er es nicht geschafft hatte, seine damalige Idee – ein Fenster, das UV-Licht in Elektrizität umwandelt – in die Realität umzusetzen.
Das Preisgeld nutzt Carvey dazu, sein Elektrotechnik-Studium an der Mapúa University in Manila zu beenden sowie neue Ausstattung zu kaufen und ein Team zusammenzustellen, um die Produktion von AuREUS voranzutreiben. Noch mehr Zeit soll in die Forschung und Entwicklung fließen. Zum Beispiel sind 20 Prozent der lumineszierenden Partikel noch künstlichen Ursprungs; zukünftig sollen sie ebenfalls aus den Abfallernten philippinischer Landwirt:innen gewonnen werden, um „den Kreis der Nachhaltigkeit zu schließen“.

Zukunftsvisionen

Carveys Technologie muss nicht wie herkömmliche Solaranlagen direkt der Sonne zugewandt sein, um Energie zu erzeugen. Das Material könnte an Wände angebracht oder in doppelt verglaste Fenster eingebaut werden. Es wäre auch möglich ganze Gebäude als vertikale Solarfarmen zu nutzen.

Aus AuREUS könnten auch Teile für Elektroautos, Boote und Flugzeuge entwickelt werden. Carvey möchte Fäden und Stoffe aus AuREUS herstellen, damit zukünftig auch Kleidung Elektrizität generieren kann.

Mit seiner Technologie möchte Carvey die erneuerbare Solarenergie den Menschen näher bringen.

„Genau wie Computer [früher] nur von der Regierung oder dem Militär genutzt wurden und jetzt die gleiche Technologie in unseren Smartphones steckt, möchte ich, dass das Ernten von Solarenergie zugänglicher wird.“

Carvey Ehren Maigue

Doch AuREUS sei nicht nur eine Lösung für die Zukunft, sondern auch für die Gegenwart. Das Upcycling von Miss- und Abfallernten unterstütze die Landwirt:innen auf den Philippinen, die die negativen Auswirkungen der Klimakrise schon heute spüren.

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Beitragsbild: © Dyson

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Simone Hencke

Simone ist in Deutschland aufgewachsen, in Kanada zur Schule gegangen, für ihr Bachelorstudium in die Niederlande gezogen, später für ihr Masterstudium dann nach Japan. Sie denkt oft – vielleicht zu oft? – darüber nach, wie faszinierend und spannend das Leben, unser Planet und das Universum doch sind und interessiert sich deswegen für so gut wie alles, insbesondere aber für Nachhaltigkeit, Umwelt- und Klimaschutz und Veganismus.

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