Home-Office bringt mehr Schlaf und Gesundheit

von | 3. März, 2021

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Schlaf ist essenziell für unsere Gesundheit – und der Rhythmus muss individuell passen

Für unsere Gesundheit brauchen wir Schlaf. Doch die Arbeitszeiten und das Pendeln zum Arbeitsplatz zwingen viele Menschen zu einem Lebensrhythmus, der nicht gesund ist. Seit Jahrzehnten leiden Arbeitnehmer:innen unter massivem Schlafentzug. Das ändert sich seit 2020 zum Besseren. Mit Home-Office und Home-Schooling bliebt mehr Zeit zum Schlafen.

Struktureller Schlafentzug

Das bekannte Schlaflied „Der Mond ist aufgegangen. Die goldnen Sternlein prangen. Am Himmel hell und klar“, hat vielen von uns das Einschlafen geprägt. Eine Zeile des Lieds lautet: „Und lass uns ruhig schlafen.“ Dieser Wunsch entspricht schon lange nicht mehr der Realität, denn seit Jahrzehnten schlafen wir weniger und unruhiger. Häufig liegt das am Rhythmus unserer Jobs. Schichtdienst, 24/7-Service, Produktion rund um die Uhr, Meetings und Dienstreisen. Zudem ist die Zahl der Menschen, die täglich 25 km und mehr zur Arbeit fahren, heute höher als vor 20 Jahren. Der strukturelle Schlafentzug nahm kontinuierlich zu.

Schlaf ist kein Luxus

Um es klar zu sagen: „Schlaf ist kein Luxus, er ist essenziell für Körper und Geist“. Doch das Gegenteil haben wir weltweit zelebriert: den Schlafmangel. Die Eltern einer Freundin sagten häufig zu ihr: „Wer nicht erschöpft ist, hat nicht genug gearbeitet“. Der strukturell geprägte Mangel an Schlaf ist ungesund und teuer: „Das allgemeine Schlafdefizit belastet die öffentliche Gesundheit, die Wirtschaft, die gesamtgesellschaftliche Leistungsbilanz. Und es kostet sehr viel Geld – laut einer Schätzung der Rand-​Corporation in Deutschland 60 Milliarden US-​Dollar pro Jahr. In Japan sind es knapp 140 Milliarden, in den USA sogar 411 Milliarden.“ Auch Übergewicht und Adipositas kann mit ungesunden Schlafgewohnheiten zusammenhängen. Schlafdefizite gelten auch als ein Risikofaktor für Krankheiten wie Alzheimer.

Plötzlich mehr Schlaf dank Home-Office

Mit der Pandemie kam die unerwartete Steigerung des Schlafens. Wir schlafen mehr und regelmäßiger.

„Viele Menschen nutzen die gewonnene Zeit, um einfach mal ausreichend zu schlafen. Das ist erst mal gut. Seit Jahren sprechen wir über die unausgeschlafene Gesellschaft.

Dr. Rinderspacher

Wegen der Corona-​Pandemie arbeiten und lernen viel mehr Menschen zu Hause. Der Anteil an Menschen im Home-​Office und Home-​Schooling ist so hoch wie nie zuvor. Viele Menschen und Medien klagen darüber, und natürlich gibt es Schattenseiten. Doch eins ist nun klar: Home-​Office und Home-​Schooling haben eine sehr wichtige positive Wirkung: „Wir schlafen mehr, machen häufiger Pausen und gehen öfter ans Tageslicht. Das hilft der Gesundheit, Kreativität und Leistungsfähigkeit.

Lerchen und Eulen

Der Körper braucht die Ruhe, damit das Gehirn und alle Organe entspannen können. Die notwendige Dosis Schlaf ist bei Menschen unterschiedlich. Jede:r Mensch hat einen individuellen Chronotyp in der DNA, er steuert Hormonspiegel, Körpertemperatur, Schlaf- und Wachphasen, Leistungsvermögen. Es gibt Nachteulen, Frühaufsteher:innen, Langschläfer:innen. Wenig zu schlafen und früh aus dem Bett springen zu können, hat nichts mit Training zu tun, sondern liegt in unserem angelegten Biorhythmus. Es gibt Frühaufsteher – auch „Lerche“ genannt, zweitens den „Normaltyp“, der den Großteil der Bevölkerung ausmacht, und drittens Spätaufsteher – auch „Eule“, „Nachtmensch“ und „Langschläfer“ genannt. Spätaufsteher:innen kommen nach dem Normaltyp häufiger vor als der Typ der Frühaufsteher:innen.

Der Typ Frühaufsteher ist am seltensten in uns angelegt. Dennoch orientiert sich die Struktur der Bildung und Arbeit an den „Lerchen“. Seit Jahren plädieren Pädagog:innen dafür, den Schulstart von acht Uhr nach hinten zu verschieben, da es sowohl Schüler:innen als auch Lehrer:innen gibt, die sich dann besser konzentrieren könnten. Zudem schadet der frühe Start Menschen auch gesundheitlich, denn so kommt die Müllentsorgung zu kurz.

Müllentsorgung

Wir Menschen produzieren Müll im Gehirn. Überflüssige und schädliche Stoffe können sogar toxisch sein für die Nervenzellen, manche Proteine verklumpen und können langfristig zu einer verminderten Denk- und Gedächtnisleistung führen. Der Müll muss raus. „Das Gehirn hat ein ausgeklügeltes Müllentsorgungssystem, das Glymphatische System. Es arbeitet, wenn wir schlafen. Ohne Schlaf gibt es also keine Müllabfuhr. Je besser die Entsorgung funktioniert, desto fitter bleibt unser Denkorgan. Im Tiefschlaf vergrößern sich beim Menschen die Zwischenräume zwischen den Zellen im Gehirn. Das Hirnwasser kann dann hindurchfließen und den Müll wegspülen. Bei Schlafmangel oder einem stark gestörten Schlaf ohne ausreichenden Tiefschlaf findet kein Spül-Reinigungs-Vorgang statt.“

Besser geigen

Bill Clinton, Präsident der USA 1993 bis 2001, sagte über Schlafmangel: “Jeden bedeutsamen Fehler in meinem Leben, habe ich gemacht, wenn ich übermüdet war.”

Der Einfluss von Schlaf wurde auch im Zusammenhang mit Athlet:innen, Politiker:innen und Musiker:innen untersucht. Studien zeigen, dass Schlaf und Training die zwei wichtigsten Einflüsse auf gute Leistungen sind. Eine weitere Studie belegt den positiven Einfluss von einem Mittagsschlaf auf ausgezeichnete Leistungen. Geschäftsleute und hochrangige Mitarbeiter:innen im Management haben laut einer Studie der Harvard Medical School zu 96 Prozent schon mal Anzeichen von Burnout erlebt.

Totale Erschöpfung

Für den totalen Erschöpfungszustand, den wir Burnout nennen, ist in erster Linie der gestörte Schlaf verantwortlich. Chronischer Schlafmangel ist der stärkste Burnout-Verursacher. Burnout äußert sich in Müdigkeit und starkem Leistungsabfall. Menschen „wachen eines Tages auf und kommen einfach nicht mehr aus dem Bett. Dann lassen sie sich ein paar Wochen krankschreiben, aber ihr Zustand bessert sich nicht.“ Patienten mit Burnout schliefen laut einer Schwedischen Studie lediglich vier bis fünf Stunden und der Tiefschlaf-Anteil war um 40 Prozent geringer als der gesunder Menschen.

Mit genug Schlaf ist auch Stress okay

Wichtig ist die Unterscheidung, dass Stress zwar zu Burnout beitragen kann, aber nicht primär dafür verantwortlich ist. „Wir glauben, dass Menschen unter hoher Stressbelastung ziemlich gut leben können“, sagt Torbjörn Akerstedt vom Karolinska-Institut. „Erst wenn der Schlaf gestört wird, kommt es zum Burnout-Syndrom.“ Wer gut schläft, verträgt auch Stress.

Das bedeutet, dass wir alle gewinnen, wenn unser Alltag den Raum für regelmäßig genug Schlag zulässt. Persönlich gewinnen wir Gesundheit, Arbeitgeber:innen gewinnen leistungsfähigere Mitarbeiter:innen – ohne sie zu überlasten, und damit würden die hohen Kosten der Krankenkassen für die Behandlung von Burnout Patient:innen deutlich sinken

Hoffentlich achten wir im sogenannten „new normal“ nach der Pandemie weiterhin auf genug gesunden Schlaf. Lasst uns das zufällig gewonnene Gute ausbauen und verstetigen. „Schlafen ist ja auch schön. Manche würden sogar sagen, es macht Spaß.“ Christine Blume, Schlafforscherin am Zentrum für Chronobiologie der Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel.

Beitragsbild: Hamza Bounaim / Unsplash
Foto Lerche: Babil Kulesi / Pixabay
Foto Eule: Dominik VO / Unsplash

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Martin Gaedt

Martin Gaedt ist Autor der Bücher "Rock Your Idea" und "Mythos Fachkräftemangel". Er ist Arbeitsmarktexperte, mehrfacher Unternehmensgründer und war 2007 bis 2020 Arbeitgeber. Good Work mit Raum zur Entfaltung, Ideenfitness und Provotainment liegen ihm am Herzen, denn Fragen, Humor, Provokation und engagierte Kolleg:innen sind der Keim aller Veränderung.

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